Paris, 16. Mai (Reuters) – In Frankreich ist erstmals seit 30 Jahren wieder eine Frau für den Posten des Ministerpräsidenten vorgesehen. Präsident Emmanuel Macron nominierte am Montag die bisherige Arbeitsministerin Elisabeth Borne zur Nachfolgerin des kurz zuvor zurückgetretenen Ministerpräsidenten Jean Castex. Die 61-Jährige hat vor ihrem Eintritt in das Kabinett unter Macron berufliche Erfahrungen als Mitarbeiterin zahlreicher sozialistischer Minister sammeln können. Während ihrer Amtszeit als Arbeitsministerin sank die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren.
Borne gilt als diskrete Technokratin und hat sich während Macrons erster Amtszeit als eiserne Verhandlungsführerin gegenüber den Gewerkschaften einen Namen gemacht. Für ein öffentliches Amt hat sie noch nie kandidiert. „Sie ist ein echter Workaholic, jemand, der bis 03.00 Uhr morgens durchhält und um 07.00 Uhr morgens wieder da ist“, sagte ein ehemaliger Mitarbeiter von Borne.
Mit der Nominierung von Borne reagiert Macron auch auf das Wahlergebnis bei seiner Wiederwahl vor einem Monat. Zwar konnte er sich in der Stichwahl deutlich gegen seine rechtspopulistische Rivalin Marine Le Pen durchsetzen. Allerdings wuchsen die Kräfte an den linken und rechten Extremen des Parteienspektrums. Mit Borne soll nun eine Politikerin mit umwelt- und sozialpolitischer Glaubwürdigkeit Ministerpräsidentin werden. Vor ihrer Nominierung hatte am Montag Amtsinhaber Jean Castex seinen Rücktritt eingereicht, und damit den Weg für einen Umbau des Kabinetts freigemacht.
Frankreich soll erstmals seit 30 Jahren wieder Ministerpräsidentin bekommen
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