Frankfurt, 01. Sep – In der Europäischen Union kommen die ersten, an die Omikron-Variante angepassten Corona-Auffrischungsimpfungen auf den Markt. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gab am Donnerstag grünes Licht für die Booster von Biontech/Pfizer sowie von Moderna zum Einsatz bei Personen ab zwölf Jahren. Die finale Entscheidung liegt noch bei der Europäischen Kommission. Deren Zustimmung gilt aber als Formsache. Es folgt eine Übersicht über die Impfstoffe:
GEGEN WELCHE OMIKRON-UNTERVARIANTE RICHTEN SICH DIE VAKZINE?
Bei den Boostern von Biontech/Pfizer und Moderna handelt es sich um sogenannte bivalente Impfstoffe, die sich sowohl gegen die Omikron-Untervariante BA.1. als auch gegen den ursprünglichen Virusstamm richten. Die Variante BA.1 hatte im vergangenen Winter für einen massiven Anstieg der Infektionen gesorgt. Inzwischen hat in Deutschland aber die seit Mitte Juni dominierende Sublinie BA.5 andere Varianten fast vollständig verdrängt. Gleichwohl hatte die EMA zunächst eine Präferenz für die BA.1-Vakzine durchblicken lassen, an denen die Unternehmen schon seit Ende 2021 arbeiteten und von denen erheblich Mengen fertiggestellt sind. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte sich dagegen für angepasste Impfstoffe zur Bekämpfung von BA.4/BA.5. ausgesprochen und den entsprechenden Boostern von Biontech/Pfizer und Moderna am Mittwoch grünes Licht gegeben.
WIE VIELE DOSEN BA.1-IMPFSTOFF ERHÄLT DEUTSCHLAND ZUNÄCHST?
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte angekündigt, dass Deutschland in den zwei Wochen ab dem 5. September die ersten insgesamt 14 Millionen Impfdosen mit den angepassten Auffrischungsimpfungen von Biontech/Pfizer und Moderna erhalten soll. In den Kalenderwochen 36 und 37 werden jeweils rund fünf Millionen Dosen BA.1-Impstoff von Biontech/Pfizer erwartet, von Moderna erhält der Bund 1,65 Millionen beziehungsweise 2,38 Millionen Dosen im Laufe der beiden Wochen. Die reguläre Auslieferung an die Praxen soll spätestens ab dem 12. September erfolgen, erste Dosen sollen voraussichtlich noch am Donnerstag oder Freitag kommender Woche ausgeliefert werden.
WANN KOMMT DER BA.4/BA.5-BOOSTER IN DEUTSCHLAND?
Lauterbach geht davon aus, dass die Europäische Kommission bereits Ende September/Anfang Oktober auch den BA.4/BA.5-Impfstoff zulassen wird. Dann werde Deutschland von Biontech und Pfizer ebenfalls „sehr zügig“ mit einer ersten Tranche von 9,5 Millionen Dosen beliefert. Biontech erwartet, dass der BA.4/BA.5-Booster nach erfolgter Zulassung bereits im September erhältlich ist. Den Zulassungsantrag zum Einsatz bei Personen ab zwölf Jahren hatten Biontech und Pfizer Ende August abgeschlossen. Der Zulassungsantrag für den BA.1-Impfstoff war im Juli vollständig eingereicht worden.
WELCHE IMPFEMPFEHLUNG GIBT ES ZU DEN BOOSTERN?
Noch gibt es keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission zu den angepassten Omikron-Auffrischungsimpfungen. Die Stiko empfiehlt bisher eine vierte Impfung allen ab 60 Jahren und rät, nicht auf einen angepassten Impfstoff zu warten und deshalb eine indizierte Impfung zu verschieben. Nach Angaben Lauterbachs beschäftigt sich die Stiko derzeit aber „sehr intensiv“ mit den Studiendaten der angepassten Impfstoffe mit dem Ziel, zeitnah zu einer aktualisierten Empfehlung zu kommen. Lauterbach empfiehlt Risikogruppen nach einer Zulassung der BA.1-Impfstoffe nicht länger mit einer Impfung zu warten, auch wenn nur wenige Wochen später mit dem BA.4/BA.5-Booster ein weiteres Vakzin zur Verfügung stehen wird. Die Omikron-Impfstoffe sind nur für Auffrischungsimpfungen gedacht und können nicht für die Grundimmunisierung genutzt werden. Für diese stehen weiter die bisher eingesetzten Vakzine bereit.
WARUM GIBT ES NEUE, ANGEPASSTE IMPFSTOFFE?
Zwar bieten die bestehenden Impfstoffe weiter einen guten Schutz vor Krankenhausaufenthalten und Todesfällen, doch ihre Wirksamkeit hat mit der Weiterentwicklung des Virus und neuen Varianten abgenommen. Beim Ausbruch der Omikron-Variante hatten sich Wissenschaftler vor allem besorgt über die hohe Zahl der Mutationen am Spike-Protein geäußert, die sich auf die Wirksamkeit der impfinduzierten Immunantwort auswirken können. Corona-Auffrischungsimpfungen werden auch als wichtig angesehen, weil der Impfschutz nach nur zwei Dosen mit der Zeit nachlässt. In Deutschland haben nur 62 Prozent der Menschen eine Auffrischungsimpfungen erhalten, 8,7 Prozent erhielten einen zweiten Booster. Gut 76 Prozent sind grundimmunisiert.
WAS IST ÜBER DIE WIRKSAMKEIT DER OMIKRON-BOOSTER BEKANNT?
Erste klinische Studiendaten zu den BA.1.-Impfstoffen zeigten, dass eine Booster-Impfung mit den angepassten Vakzinen eine deutliche stärkere Immunreaktion auslöste als die bestehenden Impfstoffe. Dabei schnitten sie auch gegen die Varianten BA.4 und BA.5 gut ab – allerdings in geringerem Maße als gegen BA.1. Präklinische Daten zeigten, dass eine Auffrischungsimpfung mit dem bivalenten BA.4/BA.5-Impfstoff von Biontech/Pfizer eine starke neutralisierende Antikörperantwort gegen die Varianten BA.1, BA.2 und BA.4/BA.5 sowie den ursprünglichen Wildtyp-Stamm hervorruft.
Fragen und Antworten zu den Omikron-Boostern
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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