UPDATE Frankfurt, 08. Feb – Der Luftverkehr in Deutschland nähert sich in diesem Jahr weiter dem Niveau des Jahres vor der Corona-Krise an, wächst aber nach Prognose des Branchenverbandes BDL langsamer als in anderen europäischen Ländern. Das Angebot an Sitzplätzen werde im Sommer in Deutschland auf 85 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 steigen nach 75 Prozent im Vorjahr, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Mittwoch mit. Im übrigen Europa sei ein Angebot von 98 Prozent nach 87 Prozent geplant. Grund sei vor allem der Rückzug einiger europäischer Airlines vom deutschen Markt, was diese mit hohen Standortkosten durch Steuern und Gebühren begründeten. So dünnte Ryanair zum Beispiel den Flugplan am Flughafen BER aus.
Davon betroffen seien mittelgroße Airports wie Berlin, Düsseldorf und Hamburg, erklärte der BDL. Als Kostentreiber hat der Verband den Staat ausgemacht: Luftverkehrssteuer und Sicherheitsgebühren seien deutlich höher als an vielen anderen europäischen Standorten, erklärte BDL-Geschäftsführer Matthias von Randow. Deshalb würden weniger Direktflüge in Europa angeboten. Die beiden größten deutschen Flughäfen, die Drehkreuze Frankfurt und München, erholen sich hingegen stärker dank des wachsenden Langstreckenverkehrs. Das Angebot an Passagierflügen auf Interkontinental- und Europastrecken wird nach Schätzung des BDL im Gesamtjahr in Deutschland 88 Prozent des Niveaus von 2019 erreichen.
Dank der Aufhebung von Corona-Reisebeschränkungen war die Passagierzahl an deutschen Flughäfen 2022 mit knapp 165 Millionen mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Das waren 66 Prozent im Vergleich zu 2019. Deutsche Airlines wie LufthansaLHAG.DE, Condor und TUIflyTUIGn.DE beförderten rund 112 Millionen Fluggäste, ein Plus von 114 Prozent.
PERSONAL WEITER KNAPP
Nach dem Chaos im letzten Sommer, als es durch Personalmangel zu Flugausfällen und -verspätungen sowie langen Wartezeiten bei der Abfertigung kam, gelobt die Branche Besserung. „Um die sich für dieses Jahr abzeichnende weiter zunehmende Nachfrage bedienen und den Passagieren ein möglichst reibungsloses Reiseerlebnis bieten zu können, bereitet sich die Branche seit Monaten intensiv auf die bevorstehende Reisesaison vor“, erklärte BDL-Präsident Jost Lammers. Es sei daher mehr Systemstabilität zu erwarten.
Auf längere Sicht sollen technische Modernisierungen die Abläufe beschleunigen. CT-Scanner ersparen den Reisenden bei der Handgepäckkontrolle das Herauskramen von Elektronik und Flüssigkeiten. Doch sie kommen erst in Frankfurt und München zum Einsatz, an den anderen Flughäfen dauere es noch. Grund sei die auf die örtliche Bundespolizei, das Bundespolizeipräsidium und das Beschaffungsamt verteilte Zuständigkeit. Die Airports Frankfurt und München können stärker selbst über Anschaffungen entscheiden. „Vor Ort am Geschehen zu sein und Prozesse zu verstehen führt dazu, dass Effizienzen gehoben werden können“, sagte Lammers, der zugleich Chef des Flughafens München ist. Biometrische Gesichtserkennung könnte Dokumentenkontrollen langfristig ersetzen. Das muss noch gesetzlich geregelt werden.
Herausfordernd bleibe auch die Personalrekrutierung. Im vergangenen Jahr wollten die Flughäfen kurzfristig 2000 Arbeitskräfte aus der Türkei für Bodendienste anheuern. Doch es kamen nur rund 150, was dem BDL zufolge vor allem am bürokratischen Aufwand für eine Einsatzzeit von drei Monaten lag. Von der Bundesregierung geplante Regeln zur Einwanderung von Fachkräften könnten Abhilfe schaffen. Doch fordere der BDL Sondergenehmigungen zum Einsatz Ungelernter aus Nicht-EU-Staaten für acht statt nur sechs Monate, damit sich der Schulungsaufwand lohnt.
Flugangebot wächst in Deutschland langsamer als in Europa
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Jan Vašek auf Pixabay
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