München, 25. Jan (Reuters) – Der Münchner Prüfkonzern TÜV Süd sieht sich im Prozess um seine Rolle bei einem tödlichen Dammbruch in Brasilien nun mehr als 1100 Klägern gegenüber. Der Prozess, der im September vor dem Landgericht München I mit sieben Klägern – darunter der betroffenen Gemeinde Brumadinho – begonnen hatte, wird deshalb neu aufgerollt, wie das Gericht am Dienstag mitteilte.
Der Klage hätten sich inzwischen 1170 Parteien angeschlossen. Eigentlich hatte die 28. Zivilkammer für den nächsten Dienstag (1. Februar) einen Verkündungstermin angesetzt, wie es im Verfahren um die Eisenerzmine des brasilianischen Bergbauriesen Vale weitergehen soll. (Az. 28 O 14821/19)
Die Schadenersatzforderungen gegen den TÜV Süd dürften damit deutlich nach oben schnellen. Der Bruch des durchweichten Damms, aus dem sich eine giftige Schlammlawine über das Landstädtchen ergoss, hatte 270 Menschen das Leben gekostet.
Klägeranwalt Jan Spangenberg hatte am Rande der Verhandlung bereits angedeutet, dass er weit mehr Geschädigte – zumeist Angehörige von Opfern – vertrete. Deren Forderungen könnten Spangenberg zufolge in die Milliarden gehen. Bisher hatten die Gemeinde sowie die Eltern, drei Brüder und der Ehemann eines Opfers rund eine halbe Million Euro Schadenersatz vom TÜV Süd verlangt.
Die brasilianische TÜV Süd Bureau, die über eine Spanien-Tochter zu dem deutschen Konzern gehört, hatte noch vier Monate vor dem Unglück bestätigt, dass der Damm sicher sei. Das sei ein Gefälligkeitsgutachten für den Betreiber gewesen, werfen die Kläger dem TÜV Süd vor. Dieser sieht sich juristisch nicht in der Verantwortung.
Für die Stabilität des Damms sei Vale als Betreiber verantwortlich. Vale hatte sich in einem Vergleich vor knapp einem Jahr bereit erklärt, 37,7 Milliarden Real (sechs Milliarden Euro) als Entschädigung zu zahlen.
Fast 1200 Brasilianer klagen gegen TÜV Süd wegen Dammbruch
Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022
Kennt ihr schon die aktuelle Folge von “Charts richtig lesen”?