Florian Ielpo, Head of Macro und Multi-Asset bei Lombard Odier Investment Manager, kommentiert die aktuelle EZB-Entscheidung:
Die EZB verpflichtet sich zu einer weiteren Anhebung um 50 Basispunkte: noch keine Prognose, sondern nur ein Vorgeschmack darauf. Mit dieser geplanten Erhöhung der Refinanzierungssätze um dann 1 % sieht sich die EZB in der Lage, nach ein paar Monaten eine Bewertung der Auswirkungen ihrer Politik vorzunehmen. Die EZB dürfte sich damit deutlich zurückhaltender verhalten als erwartet: Sie erhöht die Zinssätze erst einmal, um dann abzuwarten.
Die Inflation dreht sich in verschiedenen Ländern der Eurozone und in den USA, und das genügt dem EZB-Rat, um eine sachliche Einschätzung der Lage vorzunehmen. Frau Lagarde ist nicht Herr Trichet, und das zeigt sich in der Art und Weise, wie die EZB ihre Politik durchführt und kommuniziert.
Bisher hat der Markt die Nachricht als etwas recht Zurückhaltendes aufgefasst, und die 2-Jahres-Renditen und die realen 10-Jahres-Renditen sind gefallen. Anschließend drehten die realen Renditen wieder ins Minus: Die Debatte in der zweiten Runde wird sich wahrscheinlich als restriktiver erweisen als die Ankündigung selbst.
Dieser gemäßigte Ton steht im Einklang mit dem jüngsten Rückgang unseres geldpolitischen Nowcasting-Indikators, der sich von sehr restriktiv in den neutralen Bereich bewegt hat. Eine der wichtigsten Änderungen in der Erklärung ist die Art und Weise, wie die EZB die Regierungen davon abhalten will, ihr Inflationsschutzprogramm aufzustocken, und droht, dass die EZB andernfalls „rasch“ handeln werde. Dies ist ein Novum: Die EZB sucht vorerst einen kooperativen Ansatz zur Inflationsbekämpfung. Außerdem sieht die EZB die Wachstumsrisiken jetzt eher gedämpft, eine Aussage, die mit den Umfragen der Europäischen Kommission übereinstimmt.
EZB sucht kooperativen Ansatz zur Inflationsbekämpfung
Foto von Florian Ielpo (Quelle: LOIM)
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