Berlin, 25. Mai (Reuters) – Die seit dem Ukraine-Krieg massiv steigenden Lebensmittelpreise belasten in der EU vor allem Verbraucher in den östlichen Staaten. So mussten Menschen in Litauen im April 22,1 Prozent mehr für Nahrungsmittel zahlen als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. In Bulgarien zogen die Preise um 21 Prozent an und in Lettland um 17,7 Prozent. Auch in Ungarn, Estland, Rumänien und der Slowakei verteuerten sich Lebensmittel mit mehr als 14 Prozent deutlich und damit stärker als im EU-Durchschnitt von 8,9 Prozent. In Deutschland lag der Preisanstieg mit 8,5 Prozent so hoch wie seit März 2008 nicht mehr. Die EU-weit geringsten Zuwächse verzeichneten Irland (+3,6 Prozent) und Frankreich (+4,3 Prozent).
Russland und die Ukraine gehören zu den führenden Exporteuren von Weizen und anderem Getreide. Der Krieg und die Sanktionen des Westens gegen die Regierung in Moskau haben viele Rohstoffe sowie Energie verteuert und sorgen für Lieferengpässe. In der Folge verteuern sich Essen und die gesamte Lebenshaltung spürbar. Davon sind wichtige Grundnahrungsmittel betroffen. So verteuerten sich Speisefette und Speiseöle im April EU-weit um 23 Prozent zum Vorjahr, in Spanien (+48,4 Prozent), Portugal (+43,8 Prozent) und Bulgarien (+43,6 Prozent) sogar etwa doppelt so stark. In Deutschland ging es hier 27 Prozent bergauf.
Für Gemüse mussten die EU-Verbraucher im Schnitt 10,7 Prozent mehr zahlen, in Deutschland neun Prozent mehr. Die kräftigsten Erhöhungen gab es in Zypern (+44,2 Prozent), Litauen (+36,9 Prozent) und Bulgarien (+32,4 Prozent). Die Preise für Brot und Getreideerzeugnisse stiegen allgemein um zehn Prozent, die für Fleisch um gut neun Prozent. Auch hier waren laut Amt östliche EU-Länder stark betroffen. So mussten Verbraucherinnen und Verbraucher in Bulgarien, Litauen und Ungarn über 20 Prozent mehr für Brot und Getreideprodukte ausgeben (Deutschland: +8,8 Prozent). In Polen, Bulgarien und Ungarn verteuerten sich Fleischwaren um über 15 Prozent (Deutschland: +11,8 Prozent).
Östliche EU-Staaten sind auch deshalb stark betroffen, weil die privaten Haushalte dort anteilig am meisten für Nahrungsmittel ausgeben. So entfielen bei Haushalten in Rumänien 2022 rund 28 Prozent der Konsumausgaben auf Nahrungsmittel, in Lettland fast ein Viertel (23,4 Prozent), in der Slowakei und in Bulgarien je gut ein Fünftel. In Deutschland war der Anteil mit 11,1 Prozent nur etwa halb so groß, in Luxemburg (10,9 Prozent) sowie Irland (10,8 Prozent) sogar noch etwas kleiner.
Explodierende Nahrungsmittelpreise treffen EU-Länder im Osten stark
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