Berlin (dts Nachrichtenagentur) – In Deutschland gibt es mehr als 100 Mobilfunkanbieter, doch diese Zahl täuscht offenbar über einen Mangel an echter Vielfalt im Netz hinweg. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Verbraucherportals Verivox hervor, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet. Demnach sind etwa ein Drittel der hierzulande angebotenen Tarife bis auf den Namen identisch.
„In Deutschland kann im Prinzip jede selbstständig tätige Person einen eigenen Mobilfunktarif auf den Markt bringen“, sagte Jens-Uwe Theumer, Telekommunikationsexperte bei Verivox. Weil die Schwelle so niedrig sei, gebe es unzählige Tarife etwa von Energieversorgern, Fußballclubs, Möbelhäusern und Handelsketten. „Was nach einer großen Vielfalt aussieht, ist jedoch im Discount-Segment zum überwiegenden Teil eine Ansammlung fast identischer Tarif-Klone.“ Damit sei der Markt statisch und ohne echte Innovationen, heißt es in der Untersuchung.
Tatsächlich teilen sich wenige Anbieter den Markt untereinander auf. Das ist auch ein Ergebnis der Übernahme von E-Plus durch Telefónica O2 vor zehn Jahren. Seitdem gibt es nur noch die drei Mobilfunknetzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica O2 – und mit Drillisch und Freenet noch zwei bedeutendere Service-Provider. Erst seit einigen Monaten betreibt auch 1&1 ein eigenes Netz, allerdings mit vergleichsweise wenigen Funkstationen. Der neue Betreiber nutzt daher hauptsächlich die Netze von Telefónica und Vodafone. Drillisch und Freenet haben zwar keine Netze, dafür aber mehrere Eigenmarken, oftmals mit Angeboten von Submarken, die annähernd identisch sind.
Wer kein Netz hat und Tarife anbieten will, muss bei Telekom, Vodafone und Telefónica O2 Vorleistungsprodukte einkaufen – zu vorgegebenen Konditionen. „Sie bewegen sich dabei in einem eng geschnürten Korsett“, so Theumer. „Damit bleibt der Markt statisch.“ Der verhaltene Wettbewerb erweise sich als Bremsklotz, sowohl für günstigere Preise als auch für innovativere Konzepte. Auf grundlegende Veränderungen müssten die Kunden seit Jahren vergebens warten. „Die großen Anbieter müssen sich nicht strecken und die kleinen können es nicht.“
Foto: Junge Frau beim Telefonieren (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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