Donnerstag, April 25, 2024
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Ex-Spitzenpolitiker zieht Credit Suisse in Singapur vor Gericht

Zürich, 02. Sep – Die krisengeplagte Credit Suisse steht vor einem weiteren aufsehenerregenden Prozess. Der frühere georgische Premierminister Bidzina Iwanischwili und seine Familie werfen einer Tochtergesellschaft der Schweizer Großbank Versäumnisse in Zusammenhang mit einem Betrug eines ehemaligen Mitarbeiters vor und fordern Schadenersatz in Höhe von rund 800 Millionen Dollar. Der Prozess vor dem Internationalen Handelsgericht in Singapur, der am Montag beginnt und knapp drei Wochen dauern soll, ist auch der erste wichtige Prüfstein für den neuen Credit-Suisse-Chefjuristen Markus Diethelm. 

Iwanischwili war von 2005 bis 2015 Credit-Suisse-Kunde. Früheren Angaben zufolge verlor er wegen des Verhaltens seines Genfer Kundenberaters Hunderte von Millionen. Der Berater wurde 2018 von einem Schweizer Gericht verurteilt, weil er über einen Zeitraum von acht Jahren die Unterschriften ehemaliger Kunden, darunter auch Iwanischwili, gefälscht hatte. Er gab auch zu, sich auftürmende Verluste verheimlicht und selbst Dutzende von Millionen Franken eingestrichen zu haben. Die Bank wurde in dem Verfahren als Geschädigte eingestuft. 

Iwanischwili reichte auf den Bermudas und in Singapur aber auch Klagen gegen Tochtergesellschaften der Credit Suisse ein, die jeweils einen Teil seines Vermögens verwahrten. In Bermuda brummte ein Gericht der lokalen Lebensversicherungstochter eine Schadenersatzzahlung in Höhe von 607,4 Millionen Dollar auf. CS Life Bermuda habe unzureichende Maßnahmen ergriffen, um die betrügerische Misswirtschaft des Kundenberaters zu verhindern, weil sie den Einnahmen, die er für die Credit Suisse erzielte, Vorrang vor den Interessen ihrer Kunden einräumte, erklärte der Richter. 

In Singapur richtet sich die Klage nun gegen die lokale Tochter CS Trust. Iwanischwili, der von 2012 bis 2013 Premier Georgiens war, wirft der Gesellschaft vor, die Anlage der Vermögen ungenügend überwacht zu haben. CS Trust habe seit 2007 wissen müssen, dass das Treuhandvermögen nicht ordnungsgemäß verwaltet und investiert wurde. Die Credit Suisse stellt sich einem Insider zufolge dagegen auf den Standpunkt, dass die Aufgabe des Trust gemäß den Vereinbarungen nur in der Verwahrung der Gelder, nicht aber in der Überwachung des Kundenberaters in Genf bestanden habe. Eine Konzernsprecherin erklärte: „Die Credit Suisse äußert sich nicht zu laufenden Rechtsstreitigkeiten.“

Ein Urteil wird erst Anfang 2023 erwartet. Dem Insider zufolge dürfte Credit Suisse bei einem Schuldspruch – genau wie auf den Bermudas bereits geschehen – Berufung einlegen. Ein außergerichtlicher Vergleich zeichne sich gegenwärtig nicht ab. Würden die Töchter der Banken sowohl auf den Bermudas als auch in Singapur verurteilt, müsste aufgeschlüsselt werden, welche Zahlung wo geleistet werde. Denn der Schaden dürfe nur einmal geltend gemacht werden. 

Credit Suisse hat für den Bermuda-Fall bereits Rückstellungen gebildet, wieviel sagt sie nicht. Im ersten Halbjahr erhöhte das Institut die Rückstellungen für Rechtsrisiken insgesamt um rund 1,1 Milliarden Franken. Ein Teil davon entfällt auf den Bermudas-Fall. Ob die Bank auch für Singapur bereits Geld beiseite gelegt hat, wollte die Sprecherin nicht sagen. 

Der Fall Iwanischwili ist mit den Prozessen auf den Bermudas und in Singapur für die Credit Suisse aber wohl nicht ausgestanden. So läuft in Genf eine Strafuntersuchung der Staatsanwaltschaft. Zudem könnte der Georgier auch in der Schweiz gegen die Bank Klage einreichen. 

Die Großbank ist beschäftigt mit einer ganzen Reihe von anderen Fällen, der Abschnitt zu den Rechtsstreitigkeiten im Geschäftsbericht erstreckt sich über 15 Seiten. In den vergangenen Jahren legte das Geldhaus für die Beilegung von Rechtsfällen Milliarden auf den Tisch. Credit Suisse hofft nun, dass Diethelm, der früher Rechtschef bei der UBS war, die Kosten für die Abwicklung der Fälle senken kann. Denn die Bank leidet auch im Tagesgeschäft und steht vor einem weiteren Umbau. Die Analysten der Deutschen Bank orten bei Credit Suisse einen Kapitalbedarf von mindestens vier Milliarden Franken.

Ex-Spitzenpolitiker zieht Credit Suisse in Singapur vor Gericht

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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