Frankfurt, 06. Apr (Reuters) – Die Anleger an den europäischen Aktienmärkten haben sich nach neuesten Konjunkturdaten vorsichtig aus der Deckung gewagt. Der deutsche Leitindex Dax schloss Donnerstag ein halbes Prozent höher bei 15.597,89 Punkten, sein europäisches Pendant EuroStoxx50 rückte um bis zu 0,2 Prozent auf 4308,51 Zähler vor. Die deutschen Industrie-, Bau- und Energieunternehmen stellten im Februar 2,0 Prozent mehr her als im Vormonat. Von Reuters befragte Ökonomen waren nur von einem Mini-Plus von 0,1 Prozent ausgegangen.
Schwache US-Arbeitsmarktdaten hielten allerdings den Optimismus der Anleger in Grenzen. Auch die wichtigsten US-Indizes fanden keine gemeinsame Richtung und lagen zwischen minus 0,1 und plus 0,4 Prozent. Insgesamt stellten vergangene Woche 228.000 Amerikaner einen Antrag auf staatliche Hilfen. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 200.000 gerechnet. „Die letzten Stützpfeiler der Wirtschaft beginnen zu schwächeln, und das ist ein Zeichen für eine Rezession“, sagte Peter Cardillo, Chefökonom bei Spartan Capital Securities.
Die Erstanträge gelten als Vorbote für den offiziellen Arbeitsmarktbericht der Regierung zum Wochenschluss, bei dem über die Jobs in der Privatwirtschaft hinaus auch Stellen im öffentlichen Dienst mit einfließen. Die von Reuters befragten Ökonomen erwarten ein Plus von 240.000 Stellen – nach 311.000 im Februar. Die Wall Street bleibt am Karfreitag geschlossen, am Ostermontag wird dann wieder gehandelt. In Deutschland bleibt die Börse an beiden Feiertagen dicht. „Eine Entscheidung über die zukünftige Richtung am deutschen Aktienmarkt wird sicherlich erst nach Ostern fallen“, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.
REZESSIONSÄNGSTE DRÜCKEN ÖL
Auch andere Konjunkturdaten aus den USA hatten zuletzt Konjunktursorgen geschürt und die Börsen-Rally ausgebremst. Nach dem Auftragsminus der US-Industrie hatte auch der Einkaufsmanagerindex aus dem US-Dienstleistungssektor die Erwartungen verfehlt. „Wir sehen diese Woche, dass sich die Zinserhöhungen zum ersten Mal auf die Gesamtwirtschaft auswirken“, sagte Roger Lee, Aktienstratege bei Investec.
Die Nachfragesorgen drückten den Ölpreis, nachdem die überraschende Entscheidung der Opec+-Produzenten zur Kürzung der Fördermengen den Ölpreis zum Wochenanfang mehr als sechs Prozent nach oben getrieben hatte. Brent-Öl aus der Nordsee und US-Leichtöl WTI lagen jeweils knapp im Minus bei 84,93 beziehungsweise 80,53 Dollar pro Barrel (159 Liter).
AUSBLICK FÜR LNG-GESCHÄFT TREIBT SHELL – TECH-WERTE IM MINUS
Bei den Einzelwerten gaben die Titel von Gerresheimer anfängliche Gewinne wieder ab und verloren 4,3 Prozent. Der schwache freie Cashflow (FCF) überschatte die soliden Gewinne, sagte ein Händler. Anleger machten daher bei dem für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierenden Spezialverpackungshersteller Kasse und nahmen Gewinne mit.
Dagegen profitierte ShellSHEL.L von einem positiven Ausblick für das Geschäft mit verflüssigtem Erdgas (LNG) im ersten Quartal. Die Titel des Energiekonzerns stiegen in London um 2,3 Prozent, nachdem Shell eine höhere LNG-Produktion und stabile Erträge aus dem LNG-Handel in Aussicht gestellt hat.
In den USA drückte ein Gewinnrückgang für das erste Quartal die Titel von Levi Strauss. Die Anteilsscheine des Jeans-Anbieters fielen um 12,7 Prozent. Gleichzeitig rückten die Aktien der Google-Mutter Alphabet 2,4 Prozent auf 106,99 Dollar vor. Die Pläne des Konzerns, seine Suchmaschine um Funktionen der künstlichen Intelligenz zu erweitern, kamen bei Anlegern gut an.
Europas Börsen nach Konjunkturdaten ganz leicht im Plus
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bildquelle: Bild von Hans auf Pixabay
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