Frankfurt, 17. Nov – Gebremst durch Gewinnmitnahmen ist den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag die Puste ausgegangen. Der Dax erhielt aber Rückenwind durch einen Kurssprung bei Index-Schwergewicht Siemens und ging 0,2 Prozent höher bei 14.266 Punkten aus dem Handel. An den übrigen Aktienmärkten in Europa bröckelten die Kurse. Der EuroStoxx50 gab 0,2 Prozent nach und an der Wall Street kam es zu Kursverlusten von bis zu einem Prozent.
„Die Händler scheinen ihre Kaufpositionen zu liquidieren, und die Kraft der Anschlusskäufer hält sich zusehends in Grenzen“, fasste Frank Sohlleder, Marktanalyst beim Handelshaus ActivTrades zusammen. „Das Ergebnis in den Märkten ist eine Pattsituation, die Luft ist raus.“ Seit dem Jahrestief Ende September hat der deutsche Leitindex bis dato rund 20 Prozent gewonnen.
PFUND FÄLLT NACH BRITISCHEN BUDGETPLÄNEN
In Großbritannien geriet das Pfund nach den Finanzplänen der neuen Regierung noch etwas stärker unter Druck. Die britische Devise verlor rund ein Prozent auf 1,1790 Dollar. Die Rendite der zehnjährigen Bonds zog auf 3,205 Prozent an. Laut den von Finanzminister Jeremy Hunt vorgestellten Plänen soll ein Großteil der Haushaltslücke durch Steuererhöhungen und nicht durch Ausgabenkürzungen gestopft werden, was die Verbraucherausgaben treffen werde, sagte Stuart Cole, Ökonom von Equiti Capital. Das wiederum belaste das Pfund. Im September war die britische Währung auf ein Rekordtief von 1,0327 Dollar gestürzt. Regierungschefin Liz Truss war im Zuge der durch ihre geplanten Steuersenkungen ausgelösten Marktturbulenzen zurückgetreten.
Alles in allem seien die unter der Ägide des neuen Premier Rushi Sunak geschmiedeten Pläne keine große Überraschung für die Anleger, sagte Markets.Com-Analyst Neil Wilson. So seien die Reaktionen auch auf die allgemeine Risikoaversion und den Anstieg des US-Dollar zurückzuführen. Letzteres drückte den Euro auf 1,0322 Dollar und machte auch dem in der US-Devise notierten Gold zu schaffen. Das Edelmetall verbilligte sich um bis zu ein Prozent auf 1756 Dollar je Feinunze. An den Ölmärkten drückten Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage die Preise. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete mit 90,04 Dollar rund drei Prozent weniger. Negative Auswirkungen der strikten Corona-Politik Chinas auf die dortige Konjunktur blieben auf kurze Sicht ein Abwärtsrisiko für die Ölmärkte, sagte Craig Erlam vom Broker Oanda.
ANLEGER HONORIEREN SIEMENS-ZAHLEN
Mit Abstand größter Gewinner im Dax waren die Papiere von Siemens mit einem Plus von knapp sieben Prozent nach Rekordgewinn und Dividendensteigerung. „Siemens hat einen starken Endspurt für das Geschäftsjahr 2022 vermeldet“, sagte Jefferies-Analyst Simon Toennessen. „Für 2023 bietet das Management einen sehr optimistischen Ausblick.“ Auch der Triebwerksbauer MTU Aero erfreute die Anleger mit seinen angepeilten Zuwächsen. Bis 2025 solle der Umsatz auf rund acht Milliarden Euro steigen, teilte das Unternehmen auf seinem Kapitalmarkttag mit. Die Papiere legten 4,3 Prozent zu.
In Amsterdam konnten NN Group mit ihren Zielen für 2025 hingegen nicht überzeugen. Die Aktien gaben 4,1 Prozent ab, da Anleger sich mehr erhofft hatten. In Paris gerieten die Aktien von Bouygues unter die Räder und gaben rund sieben Prozent ab. Der französische Mischkonzern hatte in den ersten neun Monaten unter dem Strich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum.
Europas Börsen kraftlos – Kursfeuerwerk bei Siemens
Quelle: Reuters
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