Frankfurt, 06. Okt – Mit gemischten Gefühlen erwarten Anleger weitere Hinweise zur Geldpolitik. Dax und EuroStoxx50 konnten ihre anfänglichen Gewinne am Donnerstag nicht halten und fielen bis zum frühen Nachmittag um jeweils 0,3 Prozent auf 12.480 beziehungsweise 3436 Punkte. „Der Markt versucht zu entscheiden, ob wir uns in einem inflationären oder rezessionären Umfeld befinden“, sagte Portfoliomanager Justin Onuekwusi vom Vermögensverwalter Legal & General.
Die Aktienmärkte seien bei der Eröffnung erneut von der Hoffnung getrieben worden, dass die Notenbanken weltweit „auf einen langsameren Straffungskurs einschwenken würden“, kommentierte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. „Als Unterstützung müsste der offizielle Arbeitsmarktbericht aus den USA am Freitag der US-Notenbank genau das geben, worauf sie lange gewartet hat: Einen Rückgang der Nachfrage nach Arbeit.“ Allerdings habe der am Mittwoch veröffentlichte ADP-Arbeitsmarktbericht keine Hinweise darauf gezeigt. Zudem gebe es keine Signale der Fed, dass sie ihr Tempo im November drosseln wolle. Auch bei den US-Inflationsdaten nächste Woche erwarte man nur einen geringfügigen Rückgang auf 8,1 Prozent.
ÖLPREIS STEIGT ERNEUT
Auch der Ölpreis schwankte. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete nach einem leichten Plus vom Morgen wieder 92,88 Dollar je Barrel (159 Liter) – 0,5 Prozent weniger als am Vortag. Die Sorte WTI verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 87,26 Dollar. Im Juni hatte Brent zeitweise noch bei rund 125 Dollar notiert. Im September war der Preis aus Angst vor einer weltweiten Rezession zeitweise auf unter 90 Dollar gefallen.
Das Ölkartell Opec+ hatte sich am Mittwoch auf eine Drosselung der Ölfördermenge um zwei Millionen Barrel pro Tag geeinigt, was die Notierungen nach oben getrieben hatte. In Wirklichkeit dürfte die Kürzung aber geringer ausfallen, da einige Staaten wegen maroder Förderanlagen unter ihren Zielvorgaben produzieren. Saudi-Arabiens Energieminister Abdulasis bin Salman sagte, die tatsächliche Drosselung dürfte bei einer bis 1,1 Millionen Barrel pro Tag liegen. „Natürlich könnte auch eine sinkende Nachfrage diese Angebotskürzungen teilweise ausgleichen, aber dies hängt von der Schwere einer eventuellen Rezession ab“, sagte Warren Patterson, Chef-Rohstoffanalyst der ING Bank.
KONJUNKTURABHÄNGIGE WERTE GEFRAGT – SHELL AUF TALFAHRT
Gefragt waren bei den deutschen Indizes konjunkturabhängige Werte. Größter Gewinner im Dax waren etwa die Papiere des Onlinehändlers Zalando mit einem Aufschlag von knapp vier Prozent. Im MDax zählten Delivery Hero mit einem Kursgewinn von 2,2 Prozent zu den Spitzenreitern. Beide Werte hatten am Mittwoch deutlich verloren. Gefragt waren auch Aktien aus dem Autosektor wie Continental, die 0,8 Prozent zulegten sowie Mercedes Benz, Daimler Truck und BMW.
Im Londoner Leitindex.FTSE gerieten ShellSHEL.L unter die Räder. Sie rutschten um knapp fünf Prozent ab, nachdem der Ölriese mitgeteilt hatte, dass der Gewinn im dritten Quartal belastet würde durch eine Halbierung der Raffineriemarge, niedrigere Margen im Chemiebereich und den schwächeren Handel mit Erdgas. Im Schlepptau von Shell fielen Aktien des Konkurrenten BPBP.L um 1,5 Prozent.
Europas Börsen auf Richtungssuche – Anleger warten auf Impulse
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
Tipp: Dividenden ausländischer Aktien werden doppelt besteuert,
dieses Finanztool erledigt Deine Rückerstattung