Frankfurt, 30. Sep – Versöhnlicher Abschluss für den schwärzesten September seit der Finanzkrise von 2008: Dax und EuroStoxx50 stiegen am Freitag um jeweils 0,3 Prozent auf 12.008 beziehungsweise 3288 Punkte. Die Rekord-Inflation in der Euro-Zone dämpfte die Kauflaune allerdings. Damit summierte sich das Minus der beiden Indizes seit Monatsbeginn auf rund sechs Prozent.
Bei Staatsanleihen griffen Investoren ebenfalls wieder zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 2,084 Prozent. Diese lag aber immer noch um etwa die Hälfte höher als zu Beginn des auslaufenden dritten Quartals.
Echtes Kaufinteresse sei nicht zu beobachten, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. Vielmehr lösten einige Investoren ihre Wetten auf einen weiteren Kursverfall auf.
Auch Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets warnte vor möglichen erneuten Rücksetzern. „Zu schwer wiegen die Sorgen über eine davongaloppierende Inflation, auf die die Notenbanken noch lange mit Zinserhöhungen reagieren dürften. Zudem verändert sich die geopolitische Lage mit der russischen Annexion der vier besetzten Gebiete und den Sabotage-Akten an den Gaspipelines nicht wirklich zum Positiven.“
Parallel zur offiziellen Annexion weiterer russisch besetzter Gebiete der Ukraine setzte der Rubel seinen Höhenflug fort. Im Gegenzug fiel der Euro um bis zu 8,6 Prozent und war mit 50,73 Rubel so billig wie zuletzt vor acht Jahren. Börsianern zufolge trennten sich russische Anleger und Unternehmen von Fremdwährungsbeständen, weil sie im Rahmen der erwarteten neuen Sanktionsrunde des Westens eine Einschränkung des Devisenhandels befürchteten.
EUROPÄISCHE INFLATIONSRATE EBENFALLS BEI ZEHN PROZENT
Auf die Stimmung schlug außerdem der überraschend deutliche Anstieg der europäischen Inflationsrate auf zehn Prozent. Die Konsequenzen dieser Entwicklung träten immer stärker zu Tage, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chef-Volkswirtin der Bank KfW. „Viele Haushalte und Unternehmen nähern sich ihrer finanziellen Schmerzgrenze oder haben sie bereits erreicht. Der Euro-Zone steht im Winter mit hoher Sicherheit eine Rezession bevor.“
Unterdessen verhalfen Spekulationen um eine Drosselung der Erdöl-Förderung durch die Staaten der großen Exportländer der Sorte Brent aus der Nordsee zu einem Kursplus von bis zu 1,5 Prozent auf 89,80 Dollar je Barrel (159 Liter). „Im August blieb die Produktion der Opec+ aber bereits schätzungsweise 3,37 Millionen Barrel pro Tag hinter den Zielen zurück“, gaben die Experten der Bank ING zu bedenken. Daher dürfte die reale Fördermenge weniger stark zurückgehen als offiziell angekündigt. Einige Opec+-Staaten haben wegen maroder Förderanlagen Probleme, ihre Quoten zu erfüllen.
ADIDAS UND PUMA STRAUCHELN WEGEN NIKE-ZAHLEN
Am Aktienmarkt gerieten Adidas und Puma unter Verkaufsdruck. Ihre Papiere fielen um gut fünf beziehungsweise knapp sieben Prozent, nachdem der US-Rivale Nike einen Gewinneinbruch gemeldet und vor weiterem Margendruck gewarnt hatte. Die verstärkten Rabatt-Aktionen seien ein schlechtes Omen für die europäischen Sportartikel-Hersteller, kommentierte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Sie würden voraussichtlich nachziehen müssen. Dies überschatte die bislang robuste Nachfrage diesseits des Atlantik. Nike-Titel brachen im vorbörslichen US-Geschäft um fast elf Prozent ein.
Gefragt waren dagegen die Papiere von Webuild, die in Mailand 2,7 Prozent zulegten. Der Baukonzern gab für die ersten neun Monate einen Auftragseingang von 9,4 Milliarden Euro bekannt und stellte ein Gesamtjahresergebnis über den bisherigen Zielen in Aussicht.
Europas Börsen auf Erholungskurs – Adidas und Puma tiefer
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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