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Frankfurt, 28. Dez (Reuters) – Kurz vor dem Jahreswechsel gehen europäische Anleger in Deckung. Nach anfänglicher Begeisterungversuchen sie, die genauen Konsequenzen von Lockerungen der strengen chinesischen Null-Corona-Politik zu deuten. Der deutsche Leitindex Dax.GDAXI schloss am Mittwoch 0,5 Prozent tiefer bei 13.925,60 Punkten. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50.STOXX50Everlor 0,6 Prozent auf 3.809,64 Zähler. Auch die US-Leitindizes.DJI.SPX.IXIC waren im Minus. Die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong hebt inzwischen fast alle Corona-Schutzmaßnahmen auf. Am Montag hatte China angekündigt, dass Einreisende ab dem 8. Januar nicht mehr unter Quarantäne gestellt würden.
„Auch wenn die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft die Öl- und Rohstoffpreise stützt, ist sie eine schlechte Nachricht angesichts der globalen Inflation“, sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. „Eine steigende Nachfrage aus China wird die Inflation durch höhere Energie- und Rohstoffpreise ankurbeln, und als Reaktion auf die höhere Inflation werden die Zentralbanken die Zinsen weiter nach oben schrauben.“ Gleichzeitig haben die neuen Corona-Regeln eine Infektionswelle verursacht. Laut Experten von UBS Securities wird die zweitgrößte Wirtschaft der Welt deshalb erst in mehreren Monaten von den Lockerungen profitieren können.
CHINA-SORGEN DRÜCKEN ÖLPREIS – ROHSTOFFE VERHARREN IM PLUS
Die Corona-Welle in China hinterließ auch am Rohölmarkt Spuren. Die Nordsee-Sorte BrentLCOc1 verbilligte sich um 1,9 Prozent auf 82,77 Dollar pro Barrel (159 Liter), und US-Leichtöl WTICLc1 gab 1,6 Prozent auf 78,22 Dollar pro Barrel nach. Das setzte US-Energiekonzernen zu. Marathon OilMRO.N-Titel fielen um 2,9 Prozent auf 26,86 Dollar. Konkurrenten ChevronCVX.N und Exxon MobilXOM.N verloren jeweils rund 1,5 Prozent auf 177,02 beziehungsweise 108,52 Dollar. In Europa begrenzt das russische Verbot für Öl-Exporte in Länder, die den europäischen Preisdeckel unterstützen, die Verluste. Die Aktie des französischen Konzerns TotalEnergiesTTEF.PA gaben 0,4 Prozent nach, sein britischer Rivale BPBP.L rückte um 0,3 Prozent vor.
Bei den Rohstoffen überwog allerdings eine positive Stimmung durch die Aussicht auf eine Wiedereröffnung Chinas. Industriemetalle wie KupferCMCU3, ZinkCMZN3, ZinnCMSN3 und NickelCMNI3 gewannen bis zu 3,6 Prozent. Auch SojabohnenSMc1 verharrten 2,4 Prozent im Plus. „Nach der grassierenden Corona-Welle könnte dann ein Aufschwung in China stehen. Auch deshalb finden gerade Versuche einer Bodenbildung bei den zuletzt stark gebeutelten Rohstoffpreisen statt“, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Online-Broker CMC Markets.
INFINEON FÄLLT NACH ÜBERNAHME-PLÄNEN – TESLA DREHT INS PLUS
Der deutsche Chiphersteller InfineonIFXGn.DE gab 1,5 Prozent nach. Vorstandschef Jochen Hanebeck sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der Chiphersteller sei auf der Suche nach Akquisitionen und bereit, für das richtige Übernahmeziel mehrere Milliarden Euro auszugeben. Zu einzelnen Übernahmekandidaten wollte sich der Vorstandsvorsitzende laut FAZ nicht äußern.
In den USA geriet die Southwest AirlinesLUV.N-Aktie erneut unter Druck und verlor 2,6 Prozent auf 33,04 Dollar. Das US-Verkehrsministerium will die große Zahl der von der Fluggesellschaft gestrichenen Flüge untersuchen. Gleichzeitig haben TeslaTSLA.O-Aktien nach dem Absturz auf ein Zwei-Jahres-Tief wieder ins Plus gedreht. Die Papiere gewannen rund ein Prozent auf 110,27 Dollar. Am Dienstag waren die Papiere des US-Elektroautobauers um mehr als elf Prozent gesunken. Anleger fürchteten einen Nachfragerückgang, weil internen Plänen zufolge im Tesla-Werk in Shanghai die Bänder im Januar für fast zwei Wochen stillstehen sollen.
Europas Anleger verdauen Corona-Öffnungsfahrplan in China
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Pexels auf Pixabay
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