Frankfurt, 18. Nov – Europas Börsen haben zum Wochenschluss weiter Höhenluft geschnuppert. Gestützt auf Kursgewinne im Energiesektor legten Dax und EuroStoxx50 am Freitagvormittag je 1,1 Prozent auf 14.423 und 3929 Punkte zu. „Der Deutsche Aktienindex scheint in diesen Tagen nicht kleinzukriegen, eine Korrektur lässt weiter auf sich warten“, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Seit Ende September konnten die Aktienmärkte deutlich zulegen, da die Anleger auf weniger stark steigende Zinsen setzten.
Allerdings hielten derzeit nicht die Fakten, sondern vielmehr die Hoffnung auf Besserung in Sachen Krieg, Inflation und Rezession die Aktienkurse auf hohem Niveau, ergänzte Molnar. „Eine schlechte Nachricht oder enttäuschende Zahl in den kommenden Tagen könnte deshalb das Ventil sein, um etwas von der heißen Luft aus den Kursen wieder entweichen zu lassen.“
Für Bewegung könnte im Tagesverlauf noch der kleine Verfallstag an der Frankfurter Börse sorgen, an dem Optionen auf Aktien und Indizes auslaufen.
ZINSAUSSICHTEN TREIBEN ANLEGER UM
Beim US-Dollar nahmen Anleger Gewinne mit, weshalb der EuroEUR= zur US-Devise wieder etwas Boden gutmachte. Die Gemeinschaftswährung stieg um 0,3 Prozent auf 1,0384 Dollar. Mehrere Vertreter der US-Notenbank hatten zuletzt die Notwendigkeit betont, die Zinsen weiter zu erhöhen, wenn auch in einem langsameren Tempo. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) wird laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen weiter anheben.
Dabei müsse die EZB womöglich in Kauf nehmen, dass durch die Maßnahmen die Konjunktur gedämpft wird, sagte sie auf einem Bankenkongress in Frankfurt. Im September und Oktober hatte die EZB die Schlüsselsätze um jeweils besonders kräftige 0,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt. An den Anleihemärkten zogen die Renditen an. Die zehnjährigen Bundespapiere wurden mit 2,083 Prozent nach 2,023 Prozent verzinst.
ENERGIE-WERTE IM AUFWIND
In Erwartung hochbleibender Energiepreise packten sich Anleger Aktien von Versorgern in die Depots. Im Dax legten RWE und E.ON bis zu 2,3 Prozent zu. In Paris kletterte TotalEnergies um 2,6 Prozent. Der französische Konzern scheine von starken Ölpreisen sowie einem wieder anziehenden Handel in Europa zu profitieren, sagte Biraj Borkhataria vom Analysehaus RBC. Zudem sehe es so aus, als ob die wirtschaftlichen Aussichten angesichts moderaterer Gaspreise vielleicht nicht ganz so düster aussähen wie befürchtet.
In Wien erhielten die Stromkonzerne mächtig Auftrieb. Aktien von Verbund schnellten um bis zu 11,2 Prozent auf 90.15 Euro nach oben. Österreich hat eine Übergewinnsteuer für Öl- und Gasunternehmen von bis zu 40 Prozent beschlossen. Die Steuerbelastung kann mit Hilfe von grünen Investitionen aber auf 33 Prozent gesenkt werden. Verbund erzeugt rund 90 Prozent seines Stroms über sein Wasserkraftwerksnetz. Auch die Titel von EVN zogen um rund acht Prozent an.
Rund zwei Prozent abwärts ging es für das Softwarehaus SAP nach einer Herunterstufung auf Underperform von Hold durch die Analysten der Investmentbank Jefferies. Die strikte Kostenkontrolle und der Fokus auf schnelle Profitabilitätszuwächse bringe die Mittelfrist-Ziele in Gefahr, hieß es zur Begründung.
Europäische Börsen fester – Energiewerte gefragt
Quelle: Reuters
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