Frankfurt, 20. Mrz – Der deutsche Ethikrat regt eine Diskussion über den Aufbau einer Twitter-Alternative in öffentlicher Verantwortung an. „Eine solche Plattform kann nur auf europäischer Ebene Erfolg haben, um Vielfalt zu schützen, Kommunikation zu fördern und die Demokratie zu stabilisieren“, sagte Julian Nida-Rümelin, stellvertretender Vorsitzender des Gremiums, am Montag bei der Vorstellung einer Stellungnahme zum Thema Künstliche Intelligenz (KI).
Der Ethikrat wies darauf hin, dass in kommerziellen Online-Netzwerken KI-Algorithmen Inhalte vorschlagen und damit die Meinungsbildung beeinflussen könnten. Außerdem würden Beiträge häufig durch Software daraufhin geprüft, ob sie bestimmten ethischen oder rechtlichen Standards genügten. Es sei problematisch, dass private Firmen über diese Richtlinien entschieden und dabei eventuell auch inhaltlich zulässige Inhalte löschten.
„Digitale Infrastruktur wird de facto heute von einigen Wenigen bereitgestellt“, fügte Nida-Rümelin hinzu. „Die haben sozusagen bereichsspezifische Monopole.“ Kommerzielle Firmen hätten zudem ein Interesse daran, die Nutzer möglichst lange auf ihren Plattformen zu halten. Die daraus folgende Steuerung durch Algorithmen, die Filter-Blasen erzeuge, sei nicht unproblematisch.
Daher stelle sich die Frage, ob eine nicht-kommerzielle Alternative angeboten werden solle, „die dafür sorgt, dass bestimmte Grundwerte der Demokratie, zum Beispiel gemeinsame inklusive politische Öffentlichkeit, gestärkt und nicht geschwächt werden.“ Denkbar sei dies zum Beispiel über ein Stiftungsmodell. „Die technische Lösbarkeit ist nicht das Problem. Es ist die Frage, ob man das politisch will.“
Ethikrat bringt öffentliche Twitter-Alternative ins Gespräch
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Photo Mix auf Pixabay
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