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Energieversorger der Stadt Wien in Not – Milliarden-Hilfen gefordert

Wien, 30. Aug – Österreichs größter regionaler Energieversorger, Wien Energie, fordert wegen der Strom- und Gaskrise vom Bund ein Hilfspaket in Milliardenhöhe. Wie viel Geld tatsächlich wann benötigt werde und weshalb es überhaupt zu dieser akuten Notlage gekommen ist, sei aber noch unklar, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Dienstag. „Im Raum sind zwei Milliarden Euro an Soforthilfe gestanden und sechs Milliarden insgesamt“, sagte der Minister. „Das ist kein Pappenstiel“. Der Bund sei bereit zu helfen und verfüge über die notwendigen Instrumente. Es müssten aber noch Details mit der Stadt Wien verhandelt werden. Vor allem gilt es zu klären, ob Wien Energie Spekulationsgeschäfte betrieben hat und damit den Versorger von Österreichs Hauptstadt in die Bredouille gebracht hat. 

„Wir haben unsere Position klar gemacht, dass es Aufklärung bedarf, was hier vorgefallen ist. Vor allem auch die im Raum stehenden Spekulationen“, sagte Brunner. Man sei aber auf gutem Weg eine Lösung mit der Stadt Wien zu finden. 

Wien Energie, die im Eigentum der Stadt Wien steht, versorgt insgesamt zwei Millionen Privathaushalte und 230.000 Unternehmen im Großraum Wien. Das Unternehmen hält gemeinsam mit dem niederösterreichischen Versorger EVNEVNV.VI einen Anteil von rund 25 Prozent an Österreichs größten Stromkonzern VerbundVERB.VI. Die Notlage der Firma war erst am Wochenende bekannt geworden. Das Geschehen bringt nun auch die sozialdemokratischen SPÖ geführte Stadtregierung unter Druck. Die Opposition forderten rasche Aufklärung.

NOTWENDIGKEIT FÜR HILFEN VIELLEICHT SCHON AM MITTWOCH 

Am Dienstag dürften jedenfalls vorerst keine Gelder fließen. „Wir wurden heute Vormittag von Finanzstadtrat Hanke informiert, dass es heute keine Notwendigkeit gibt, aber es könnte sein, dass es morgen soweit ist“, sagte Brunner. Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sagte, man könne derzeit keine Prognose für die nächsten Tage abgeben. Den Vorwurf der Börsenspekulation wies der Stadtpolitiker zurück. „Wichtig ist, es geht um keine Verluste, es geht nur um Liquidität, die zur Verfügung gestellt wird“, sagte Hanke. Das Unternehmen sei gesund und die Versorgung der Kunden sei sichergestellt. 

Grund für die Schieflage dürften Termingeschäfte an den Strombörsen sein. Kritisiert wird auch unter anderem, dass die Wien Energie dreimal so viel Strom verkauft hat, als sie selbst im Jahr produzieren kann. Wien-Energie-Aufsichtsratchef Peter Weinelt sieht nach eigenen Worten kein Managementversagen. Er verwies auf die Verdoppelung des Strompreises innerhalb eines Tages. Die Firma würde die Gelder benötigen, um zukünftige Lieferverträge (Futures) für den Bezug von Strom an internationalen Energiebörsen zu sichern. Diese Kautionen seien mit dem Strompreis stark gestiegen. Eine derartige Situation könnte auch für andere Energieversorger existenzbedrohend sein, sagte Weinelt. Das Unternehmen selbst wies Medienberichte zurück, insolvent zu sein. 

Die massiv gestiegenen Strompreise machen Energiefirmen in ganz Europa schwer zu schaffen. Andere österreichische Versorger würden aber keine Unterstützung benötigen, sagte Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne). Der Verbund-Konzern wies Gerüchte über Liquiditätsprobleme zurück. Branchenvertreter fordern nun dennoch einen Rettungsschirm für alle heimischen Versorger, wie ihn etwa Deutschland gespannt hat. Laut Brunner würde dieses Instrument im Fall der Stadt Wien nichts bringen. „Der Vergleich hinkt“, sagte der Minister, denn spekulative Geschäfte wären auch in Deutschland nicht abgedeckt.

Energieversorger der Stadt Wien in Not – Milliarden-Hilfen gefordert

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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