Montag, Dezember 8, 2025
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Eine Kerze für den Frieden – Gedanken zu Brüssel aus der Frauenfriedenskirche

Von Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg

Eigentlich wollte ich am 6. September in Brüssel stehen. Seite an Seite mit Zehntausenden Iranerinnen und Iranern und Unterstützern, die aus ganz Europa angereist waren, um ein unüberhörbares Zeichen für Freiheit und gegen Unterdrückung zu setzen. Der Platz am ikonischen Atomium verwandelte sich an diesem Tag in ein Meer aus Fahnen, Bannern und Stimmen, die nach einem Regimewechsel im Iran riefen. Eine Erkrankung hielt mich zurück – und so stand ich stattdessen in der Frauenfriedenskirche in Frankfurt, entzündete eine Kerze. Eine kleine Geste, an einem Ort, der wie kaum ein anderer daran erinnert, dass Frieden oft von Frauen getragen und voller Hoffnung und den Glauben an das Gute erkämpft wurde.

Diese Kerze steht für das, was in Brüssel geschah: für Mut, Widerstand und Hoffnung.

Ein Signal aus Brüssel

Zehntausende Menschen versammelten sich an diesem Samstag in Brüssel. Männer, Frauen, Familien und ganze Generationen waren gekommen, um eine Botschaft deutlich zu machen: Die Zukunft des Iran liegt nicht in Krieg oder westlicher Beschwichtigungspolitik, sondern in den Händen des iranischen Volkes und seines organisierten Widerstands.

Die Hauptrede hielt Maryam Rajavi, die gewählte Präsidentin des Nationalen Widerstandsrats Iran (NWRI). Mit klaren Worten machte sie deutlich: „Die Antwort auf die iranische Krise ist der Sturz der gesamten religiösen Tyrannei. Das iranische Volk ist so bereit wie nie zuvor!“

Rajavis Rede war ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Untätigkeit, für Gleichberechtigung und Demokratie. Sie forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Revolutionsgarden (IRGC) als Terrororganisation einzustufen, die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zum iranischen Atomprogramm umzusetzen und die Rechte der Widerstandseinheiten im Iran anzuerkennen.

Internationale Solidarität

Die Kundgebung zeigte eindrucksvoll, dass die iranische Freiheitsbewegung nicht alleinsteht. Zahlreiche internationale Persönlichkeiten ergriffen das Wort:

• Mike Pence, ehemaliger US-Vizepräsident, lobte die „unaufhaltsame Freiheitsbewegung MEK“ und erinnerte an die Opfer der Opposition. „Sie haben den Stimmlosen eine Stimme und den Unterdrückten Hoffnung gegeben“, sagte er.

• Guy Verhofstadt, ehemaliger belgischer Premierminister, verurteilte Jahrzehnte westlicher Beschwichtigungspolitik und forderte eine neue Strategie: Sanktionen gegen das Regime, die Anerkennung der Opposition und einen strukturierten Dialog mit Maryam Rajavi und dem NWRI.

• John Bercow, ehemaliger Sprecher des britischen Unterhauses, sprach Klartext: „Die Behauptung, es gäbe keine Alternative zur Diktatur der Mullahs, ist eine Beleidigung des iranischen Volkes. Die Alternative heißt Freiheit.“

• Patrick Kennedy, ehemaliger US-Kongressabgeordneter, betonte, dass die MEK trotz Folter, Inhaftierung und Hinrichtungen ungebrochen weiterkämpfe. „Das Ziel des Regimes ist klar: den Widerstand zu zerstören. Doch damit zeigen die Mullahs nur ihre größte Angst – das Volk selbst.“

Auch Dr. Alejo Vidal-Quadras, ehemaliger Vizepräsident des Europäischen Parlaments, der selbst einen Mordanschlag überlebte, erinnerte daran, dass die Präsenz der Menschen in Brüssel ein „lebendes Referendum für Freiheit und Würde“ sei.

Ein 60-jähriges Vermächtnis

Die Kundgebung fiel mit einem symbolträchtigen Datum zusammen: dem 60. Jahrestag der Gründung der Volksmojahedin Iran (PMOI/MEK). Seit sechs Jahrzehnten kämpfen sie gegen Tyrannei – zuerst gegen den Schah, dann gegen die Mullahs. Trotz Massakern, Verfolgung und Diffamierungskampagnen hat die Bewegung überlebt und ist heute das Rückgrat des NWRI.

Maryam Rajavi stellte klar: „Der Schah fiel, und die Mullahs werden ebenfalls fallen. Die MEK ist in all den sechzig Jahren immer wieder aus der Asche auferstanden.“

Eine Kerze als Symbol

Während in Brüssel Sprechchöre erklangen – „Stoppt die Hinrichtungen im Iran!“ und „Snapback jetzt aktivieren!“ – brannte meine Kerze in der Frankfurter Frauenfriedenskirche. Dieser Ort, errichtet von Frauen nach dem Ersten Weltkrieg, mahnt, dass Frieden kein Zustand ist, der uns geschenkt wird. Er muss erkämpft, verteidigt und bewahrt werden.

Frauen wie Maryam Rajavi tragen diese Botschaft heute weiter. Furchtlos und unerschütterlich verkörpern sie die Hoffnung, dass ein freies, demokratisches und säkulares Iran Realität werden kann.

Die Dringlichkeit des Augenblicks

Die Ereignisse in Brüssel unterstrichen, dass die Zeit drängt. Allein im August wurden im Iran 170 Menschen hingerichtet. Die Gesellschaft steht am Rande einer Explosion, die Weltgemeinschaft kann nicht länger wegsehen.

Die Entscheidung der Außenminister von Großbritannien, Frankreich und Deutschland, den Snapback-Mechanismus auszulösen, zeigt erste Bewegung. Doch wie viele Redner in Brüssel betonten: Die Zeit des Zögerns ist vorbei. Jetzt ist der Moment, an der Seite des iranischen Volkes zu stehen.

Schlussgedanke

Ich konnte an diesem Tag nicht in Brüssel sein. Aber ich war verbunden – mit den Stimmen, mit der Entschlossenheit, mit der Hoffnung. Meine Kerze war klein im Vergleich zu den Fahnen und Bannern am Atomium. Doch sie brannte im gleichen Geist: dem Glauben daran, dass Freiheit und Frieden stärker sind als Angst und Unterdrückung.

Die Frauenfriedenskirche steht für mir an diesem Tag, dass jede Stimme zählt, jede Handlung Bedeutung hat – ob auf der großen Bühne in Brüssel oder im stillen Licht einer Kerze in Frankfurt.

Denn Hoffnung kennt keine Grenzen. Und der Tag, an dem die Tyrannei fällt, wird kommen.

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