Freitag, November 15, 2024
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Ehemaliger Wirecard-Chef Braun weist Anklagevorwürfe zurück

Überschrift – „Tag des Schmerzes“ – Ex-Wirecard-Chef beschuldigt flüchtigen Ex-Vorstand

München, 13. Feb – Im Betrugsprozess um die Milliardenpleite des Zahlungsabwicklers Wirecard sieht sich der Hauptangeklagte Markus Braun als Opfer seines flüchtigen Vorstandskollegen Jan Marsalek. „Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen“, sagte der langjährige Vorstandschef am Montag vor dem Landgericht München. Braun ergriff zum ersten Mal seit dem Zusammenbruch von Wirecard vor zweieinhalb Jahren ausführlich das Wort. Er sprach frei und mit ruhiger Stimme. Der 18. Juni 2020, an dem Wirecard das Fehlen von 1,9 Milliarden Euro einräumte und Insolvenz anmeldete, sei für ihn ein „Tag des Schmerzes“ und „ein Tag des tiefsten Bedauerns“ für Aktionäre und Mitarbeiter gewesen, sagte der 53-jährige Österreicher, der die Firma an die Börse gebracht und 18 Jahre lang geführt hatte.

Er sei davon überrascht worden, dass die 1,9 Milliarden Euro nicht auf Treuhandkonten in Asien lagen, sondern verschwunden waren, sagte Braun. Marsalek, der sich wenige Tage nach der Pleite absetzte und seitdem international gesucht wird, habe es „sehr schlau verstanden, auch nachvollziehbar darzustellen, dass es sich um einen Irrtum handelt.“ Seinem Landsmann sei es gelungen, den „Mythos“ um die Konten bis zu diesem Tag aufrechtzuerhalten. „Und am 18.6. ist dann die Welt untergegangen.“

Die Münchner Staatsanwaltschaft hält Braun für den Kopf einer Bande von Wirecard-Managern mit Marsalek, Bellenhaus und dem stellvertretenden Finanzchef Stephan von Erffa. Nach den Erkenntnissen der Ermittler hat Wirecard das Geschäft mit den angeblichen Partnern in Asien weitestgehend erfunden. Sie wirft Braun und den Mitangeklagten Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Bandenbetrug vor. Sie stützt sich auf Bellenhaus als Kronzeugen. Er hat Braun schwer belastet und bestätigt, dass das strittige Geschäft – dessen Erträge angeblich auf Treuhandkonten lagen – nie existiert habe. Brauns Verteidiger hatte Bellenhaus‘ Angaben als Lügen zurückgewiesen. Das Drittpartnergeschäft habe existiert, das Geld sei aber beiseite geschafft worden.

„WIR HABEN NICHTS ZU VERBERGEN“ 

Braun sagte, er sei stets davon ausgegangen, dass das Geschäft mit Drittpartnern in Asien existiert und dass es die Gelder auf den Treuhandkonten gegeben habe. Er habe sich auf eine ordnungsgemäße Buchführung und -prüfung verlassen und eine Sonderprüfung gegen Widerstände von Marsalek und des Wirecard-Statthalters in Dubai, Oliver Bellenhaus, durchgesetzt. Damit sollten die Bilanzmanipulations-Vorwürfe „ein für allemal aufgeklärt und gelöst“ werden. „Ich hab‘ zu Marsalek gesagt, wir haben nichts zu verbergen.“ Marsalek habe entgegnet, dann sprängen die betreffenden Händler ab. Transparenz könne das Geschäft zerstören.

Da Marsalek und Bellenhaus die Arbeit der Wirtschaftsprüfer von KPMG immer wieder hintertrieben hätten, habe er beschlossen, Marsalek nach dieser Prüfung das Asien-Geschäft zu entziehen und Bellenhaus zu entlassen, sagte Braun. Auf verwunderte Nachfragen des Vorsitzenden Richters Markus Födisch, warum er Marsalek nicht gleich seine Aufgaben entzogen habe, antwortete Braun, dieser sei als zuständiger Vorstand unentbehrlich für die Prüfung gewesen.

BRAUN: BRUCH MIT MARSALEK WEGEN KPMG-SONDERPRÜFUNG

Zum Bruch mit Marsalek sei es im Februar 2020 während der Sonderuntersuchung gekommen, sagte Braun. Damals sei dieser in sein Büro gekommen und habe ihm eröffnet, dass er die angeblich bei Treuhändern verwalteten Milliardensummen von Singapur auf die Philippinen verschoben habe. „Ich habe nicht geschrien. Das ist nicht mein Stil“, sagte der Hauptangeklagte. Er habe jedoch sehr harsch reagiert: „Ich kann mich erinnern, dass ich ihn gefragt habe, ob er den Verstand verloren hat.“

Marsalek wird laut Medienberichten in Russland vermutet. Er war laut Braun als 20-Jähriger zu Wirecard gekommen und 2010 zum Vertriebsvorstand aufgerückt. „Es gab in Wirklichkeit kein Leben außerhalb der Firma“, schilderte Braun die ersten gemeinsamen Jahre bei Wirecard. „Es war ein 7-mal-24-Stunden-System.“ Später habe sich das Verhältnis auf das Berufliche beschränkt. „Aber es war immer eine sehr tiefe Vertrauensbasis da.“ Marsalek habe „mit unglaublicher Energie“ das Drittpartner-Geschäft ausgebaut. „Ich habe Marsalek immer als hochintelligent, aber auch als sehr zurückhaltend wahrgenommen.“ Von seinen angeblichen Geheimdienstkontakten und Partys habe er erst später gehört.

Braun sitzt seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft. Nun will er seine „ganz persönlichen Wahrnehmungen“ und die Geschichte des Unternehmens schildern. Das dürfte mehrere Verhandlungstage in Anspruch nehmen und könnte nach Ansicht von Prozessbeteiligten bis in den März andauern.

München, 13. Feb – Im Strafprozess um die milliardenschwere Pleite des Zahlungsabwicklers Wirecard hat der Hauptangeklagte Markus Braun die Betrugsvorwürfe der Anklage zurückgewiesen. „Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen“, sagte der ehemalige Vorstandschef am Montag vor dem Landgericht München. Er sei stets davon ausgegangen, dass das Geschäft mit Drittpartnern in Asien existiert habe und dass es die Gelder auf den milliardenschweren Treuhandkonten gegeben habe. Er habe sich auf eine ordnungsgemäße Buchführung und -prüfung verlassen.

Der 18. Juni 2020, an dem ein 1,9 Milliarden Euro schweres Loch in der Wirecard-Bilanz bekanntgeworden war, sei für ihn „ein Tag des tiefsten Bedauerns“ für Aktionäre und Mitarbeiter und ein „Tag des Schmerzes“ gewesen, sagte der Österreicher, der die Firma 18 Jahre lang geführt hatte. Braun ergriff damit in dem Prozess erstmals ausführlich das Wort. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Bandenbetrug vor. Sie stützt sich auf einen mitangeklagten Kronzeugen, der Braun schwer belastet hat. Brauns Verteidiger hat die Vorwürfe als Lügen zurückgewiesen.

Braun sitzt seit dem Zusammenbruch des Finanzkonzerns vor zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft und hat sich seitdem erst zweimal kurz öffentlich geäußert. In einem Untersuchungsausschuss des Bundestags stellte er sich selbst als Betrugsopfer dar. Zu Prozessbeginn im Dezember hatte er nur seine Personalien bestätigt. Am Montag kündigte Braun an, er wolle seine „ganz persönlichen Wahrnehmungen“ und die Geschichte des Unternehmens schildern. Das Landgericht München hat für Brauns Aussage und seine Befragung mehrere Tage eingeplant.

Ehemaliger Wirecard-Chef Braun weist Anklagevorwürfe zurück

Quelle: Reuters

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