Prof. Jörg Rocholl, Präsident der ESMT Berlin und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim BMF kommentiert die gegenwärtige Lage an den Finanzmärkten:
Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sowie weiterer amerikanischer Regionalbanken und die Notrettung der Credit Suisse senden nach wie vor Schockwellen durch das weltweite Finanzsystem. Gerade die umstrittene Haftungsreihenfolge bei Credit Suisse wird die Märkte für Anleihen auf absehbare Zeit weiter belasten. In den USA wird die Frage in den Mittelpunkt rücken, ob Regionalbanken stärker beaufsichtigt und reguliert werden müssen, wie also die Deregulierung unter Präsident Trump zurückgetreten werden kann.
In Europa wird in den kommenden Tagen vor allem die Frage nach der Ansteckung weiterer Banken im Mittelpunkt stehen. Es gibt viele gute Gründe, dass die Deutsche Bank nicht die nächste Credit Suisse sein wird. Die Deutsche Bank ist in allen wesentlichen Kennziffern deutlich besser aufgestellt als die Credit Suisse, sei es bei Profitabilität, Liquidität, Eigenkapital, Risikomanagement, Geschäftsmodell oder geschäftlicher Kontinuität.
Die Schwankungen an den Märkten am Freitag sind nach bisheriger Erkenntnis vor allem auf illiquide und damit überreagierende Märkte gerade bei CDS und ADR zurückzuführen. Das bedeutet noch keine umfassende Entwarnung, denn es könnte auch in den kommenden Wochen ruckelig bleiben. Aber die nach der letzten Finanzkrise ergriffenen Maßnahmen sorgen für eine größere Robustheit und Resilienz des Bankensektors in Europa.
Die Tatsache, dass amerikanische Einleger als Folge der Krise bei den Regionalbanken zu den besser regulierten und beaufsichtigten Großbanken wechseln, stellt dabei eine gewisse Ironie der Geschichte dar und zeigt, dass die Maßnahmen wirken.
Die Lage an den Finanzmärkten
Foto: Prof. Jörg Rocholl, Präsident der ESMT Berlin und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim BMF. Copyright PETER HIMSEL
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