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Die Angst vor dem Lehman-Effekt bei Uniper

Berlin, 20. Jul (Reuters) – Der größte deutsche Importeur von russischem Gas Uniper ist durch fehlende Lieferungen aus Russland in schwieriges Fahrwasser geraten. Das Unternehmen hat milliardenschwere Kreditlinien gezogen und einen neuen Kreditrahmen bei der staatlichen Förderbank KfW beantragt.

Die finnische Muttergesellschaft Fortum will kein weiteres Geld in das angeschlagene Unternehmen pumpen, das einst aus einer Abspaltung des Essener E.ON-Konzerns entstanden ist. Die Bundesregierung prüft, wie sie Uniper unterstützen und eine Kettenreaktion mit Preissteigerungen für Stadtwerke und Endkunden verhindern kann. Es drohe „ein Lehman-Brothers-Effekt im Energiesystem“, warnte Wirtschaftsminister Robert Habeck Ende Juni in Anlehnung an die Finanzkrise 2008.

Im Folgenden Details zu den Risiken:

WIE VIEL ERDGAS KOMMT AUS RUSSLAND?

Mehr als 90 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases wird importiert. Etwa 42 Prozent der gesamten Gasimporte und 41 Prozent der Gasimporte aus Russland entfielen im vergangenen Jahr auf Uniper, so die Firma.

In absoluten Zahlen: Deutschland hat im vergangenen Jahr rund 90 Milliarden Kubikmeter (bcm) Erdgas importiert, was etwa 879 Terawattstunden (TWh) entspricht. Mehr als die Hälfte davon kam aus Russland. 

Uniper verfügt nach eigenen Angaben über ein Portfolio von rund 370 TWh an langfristigen Gaslieferverträgen einschließlich etwa 200 TWh aus Russland.

WER BEKOMMT WIE VIEL?

Dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) zufolge liegt der hiesige Gesamtverbrauch an Erdgas bei etwa 1000 TWh pro Jahr. Davon nutzt die Industrie knapp 400 TWh, knapp 300 TWh werden für das Heizen benötigt.

Uniper verkaufte im vergangenen Jahr rund 236 TWh, oder rund 10 Prozent seines Erdgases, an Großkunden wie Stadtwerke, Industriekunden und Kraftwerksbetreiber.

Die restlichen 90 Prozent, rund 2023 TWh und damit mehr als das Doppelte des deutschen Gesamtverbrauchs, verkaufte Uniper über die Energiemärkte.

WIESO EIN LEHMAN-BROTHERS-EFFEKT?

Könnte Uniper nicht mehr liefern, stünden die Kunden, inklusive Stadtwerke und Industriekunden ohne Gas da. Uniper muss sich bereits jetzt auf dem Gas-Markt zu deutlich höheren Preisen Ersatz für ausbleibende Lieferungen aus Russland beschaffen. 

Im schlimmsten Fall könnten bei ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland Endverbraucher nicht mehr versorgt und Teile der Industrie stillgelegt werden. 

Die Uniper-Rivalen RWE, EnBW und Vattenfall könnten, wenn überhaupt, nur begrenzt profitieren, weil auch sie zur Versorgung ihrer dann womöglich neuen Kunden mehr Gas am Markt wohl noch teurer einkaufen müssten.

Die Angst vor dem Lehman-Effekt bei Uniper

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

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