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Deutsche Wirtschaft Ende 2022 um 0,4 Prozent geschrumpft

UPDATE Berlin, 24. Feb – Die deutsche Wirtschaft ist Ende 2022 stärker geschrumpft als zunächst angenommen und steht mit einem Bein in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von Oktober bis Dezember vor allem wegen der Zurückhaltung der Konsumenten um 0,4 Prozent zum Sommer-Quartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Behörde hatte in einer ersten Schätzung von Ende Januar nur ein Minus von 0,2 Prozent gemeldet. „Die Inflation hat ihre Zähne gezeigt und zugebissen“, sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. „Die Rezession wird sich im ersten Quartal fortsetzen, bevor eine mühsame Erholung einsetzen wird.“ Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sprach von einem Paukenschlag. „Der Energiepreisschock hat im vierten Quartal seinen Tribut gefordert.“ 

Wenn das BIP auch im laufenden Vierteljahr – und damit zwei Quartale hintereinander – schrumpft, wäre Deutschland einer Faustregel zufolge in einer technischen Rezession. Für das Gesamtjahr 2023 allerdings sehen die meisten Fachleute trotz des Ukraine-Kriegs, der hohen Inflation und anhaltender Lieferengpässe nicht mehr so schwarz wie noch im Herbst. Die Bundesregierung etwa rechnet damit, dass die Konjunktur um 0,2 Prozent anzieht. Das wäre aber infolge der Energiekrise nur ein Bruchteil des Wachstums von 1,8 Prozent im vergangenen Jahr. 

Die neuen Daten vom vierten Quartal änderten nichts an der bisherigen Einschätzung, erklärte das Wirtschaftsministerium. „Die Bundesregierung konstatiert für die Wintermonate 2022/23 eine schwache wirtschaftliche Entwicklung, erwartet aber im weiteren Jahresverlauf 2023 eine merkliche Belebung.“ 

IN DER ZANGE VON INFLATION UND ENERGIEKRISE

Die Folgen der durch den Ukraine-Krieg bedingten hohen Inflation zieht sich durch weite Bereiche der Wirtschaft. So kappten die Verbraucherinnen und Verbraucher im Herbst ihre Ausgaben um 1,0 Prozent, im Sommer hatten sie dank des Tankrabatts noch 0,7 Prozent mehr ausgegeben. „Unter die Räder kamen nicht nur der private Verbrauch, sondern auch die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen“, betonte Commerzbanker Krämer. Denn am Bau gingen die Geschäfte mächtig bergab, hier sanken die Investitionen um 2,9 Prozent und damit das dritte Quartal in Folge. Die jahrelang boomende Branche ächzt unter gestiegenen Baukosten. Zudem bremsen die durch die geldpolitische Wende der Europäischen Zentralbank massiv gestiegenen Kreditzinsen den Wachstumstreiber Wohnungsbau. Die Aufträge im Wohnungsbau seien „weiter im freien Fall“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Bauverbands ZDB. 

Zudem steckten Firmen 3,6 Prozent weniger Geld in Maschinen, Anlagen und anderen Ausrüstungen. „Die hohen geopolitischen Unsicherheiten, Lieferkettenschwierigkeiten und die Belastungen aus steigender Inflation und Zinsen verdarben auch den Unternehmen die Investitionslaune“, sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Dennoch rechnen die meisten Experten mit einem nur milden Konjunkturloch. „Wegen des Ausbleibens einer Gasmangellage und der umfangreichen staatlichen Hilfen erwarte ich jedoch nach wie vor keine tiefe Rezession“, sagte Krämer.

GFK: STIMMUNG DER VERBRAUCHER ERNEUT AUFGEHELLT 

Für die Konjunktur hängt viel ab von der Stimmung der Verbraucher. Die staatliche Bankengruppe KfWKFW.UL rechnet für 2023 mit einem Schrumpfen der Wirtschaft 2023 um 0,3 Prozent und zugleich mit sinken Konsumausgaben. „Erst 2024 ist bei dann wohl wieder positiver Reallohnentwicklung mit einer Erholung zu rechnen.“ Die Kauflaune der Deutschen bessert sich derweil den fünften Monat in Folge. Für März prognostizierten die GfK-Marktforscher einen Anstieg ihres Konsumbarometers um 3,3 auf minus 30,5 Punkte – den höchsten Wert seit Juli 2022. „Trotz anhaltender Krisen, wie dem Ukraine-Krieg, einer schwächelnden Weltwirtschaft sowie hohen Inflationsraten, kann das Konsumklima ein weiteres Mal spürbar zulegen“, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Damit erhole sich die Stimmung auf niedrigem Niveau. Auch die Firmen blicken wieder positiver nach vorn. Der Ifo-Geschäftsklimaindexstieg im Februar das vierte Mal in Folge. 

Die Belastungen durch den Ukraine-Krieg sorgten 2022 dafür, dass der deutsche Staatshaushalt das dritte Jahr in Folge in roten Zahlen steckt. Die Ausgaben von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung überstiegen die Einnahmen um 101,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Defizit von 2,6 Prozent des BIP.

 

Deutsche Wirtschaft Ende 2022 um 0,4 Prozent geschrumpft

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Claire Diaz auf Pixabay

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