Berlin, 06. Feb – Für die deutsche Industrie ist das schwierige Jahr 2022 mit einem unerwartet starken Auftragszuwachs zu Ende gegangen. Die Bestellungen fielen im Dezember um 3,2 Prozent höher aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg von 2,0 Prozent gerechnet, nach einem Einbruch von revidiert 4,4 (bisher: -5,3) Prozent im November. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
THOMAS GITZEL, VP BANK:
„Die Auftragsbilanz des Gesamtjahres 2022 ist alles andere als erfreulich. Nur viermal lagen die Auftragseingänge gegenüber dem Vormonat im Plus.
Für die Industrie sind die wieder besser funktionierenden Lieferketten zunächst eine gute Nachricht. Liegengebliebene Aufträge können abgearbeitet werden. Der nun schon seit längerem schwache Auftragseingang trübt hingegen den weiteren Ausblick. Schwer abschätzbar ist, wie sich die beiden gegenläufigen Entwicklungen auf die Produktionsdaten auswirken werden. Also, einerseits sollte die Industrieproduktion von der besseren Materialverfügbarkeit profitieren, andererseits könnte sich der schwache Auftragszuwachs nun aber auch bereits in einem geringen Ausstoß bemerkbar machen.“
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
„Das Auftragsplus im Dezember ist vor allem eine Gegenbewegung zum Einbruch im November. Der Trend weist bei den Auftragseingängen weiter klar nach unten. Das dürfte in den kommenden Monaten zunehmend auf die bislang recht stabile Industrieproduktion durchschlagen. Denn immer weniger Unternehmen halten ihre Auftragsbestände laut einer Ifo-Umfrage für zu hoch, so dass der Schub vom Abarbeiten der während der Pandemie liegengebliebenen Aufträge abnimmt.“
Deutsche Industrie mit überraschend kräftigen Auftragsplus
Quelle: Reuters
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