Freitag, November 22, 2024
StartNachrichten"Lasst euch nicht von Hypes oder Panikmache beeinflussen" David Chaum, xx network

„Lasst euch nicht von Hypes oder Panikmache beeinflussen“ David Chaum, xx network

Stell Dich bitte kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist David Chaum. Ich bin Gründer von xx network, einer Plattform, die Apps und weiteren Online-Services einen dezentralisierten Ansatz bietet, ohne dabei den Fokus auf Privatsphäre und Datensicherheit zu verlieren. Ermöglicht wird das durch unsere eigens entwickelte xx Blockchain.

Ich selbst setze mich eigentlich schon mein ganzes Leben mit Kryptografie und Blockchain-Technologien auseinander. An der UC Berkeley habe ich Informatik studiert und nahm danach Lehrtätigkeiten an der NYU Graduate School of Business und der University of California auf. 1982 gründete ich die internationale Vereinigung für Kryptologie-Forschung ehe ich Anfang der 90er-Jahre das Unternehmen DigiCash gründete und mit eCash die weltweit erste digitale Währung ins Leben rief. Einige sehen mich daher auch als Erfinder des digitalen Bargelds. xx network ist nun der nächste Schritt und die logische Weiterentwicklung meines bisherigen Weges.

Warum hast Du Dich entschieden xx network zu gründen?

In der modernen Tech-Welt hat die Einführung des globalen Hochgeschwindigkeits-Internets E-Mail, soziale Medien und mobile Anwendungen ermöglicht und damit die Art und Weise, wie wir kommunizieren und Werte austauschen, verändert. Aber die Mainstream-Unternehmen, die während dieser Transformation dominant geworden sind, haben sich als unwillig oder unfähig erwiesen, die Privatsphäre der Benutzer zu schützen, und haben sich stattdessen für die Gewinnmaximierung auf der Basis von Werbung entschieden. xx network habe ich als einen Gegenentwurf zu dieser Entwicklung gegründet. Ich wollte eine wirklich private, dezentrale Messaging- und Zahlungsplattform anbieten, bei der es keiner dritten Partei möglich ist, Informationen über die Absender:innen oder Empfänger:innen der Kommunikation oder Zahlungen zu sehen.

Welche Vision steckt hinter xx network?

Unser langfristiges Ziel ist es, alle Bereiche des täglichen Bedarfs, wie Apps und andere Services zu dezentralisieren. Wir wollen eine effiziente Online-Plattform schaffen, mit der schnell und sicher auf dem Smartphone kommuniziert und Werte ausgetauscht werden können, ohne irgendwelche Metadaten preiszugeben. Daneben spielt für uns auch die Sicherheit unserer Lösungen eine große Rolle. xx network ist daher die erste Blockchain, die in der Lage ist, gleichzeitig Dezentralisierung, Geschwindigkeit und Privatsphäre zu erreichen, und das alles mit einer Quanten-sicheren Technologie.

Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen?

Bei der Entwicklung unserer Technologie gab es einige Hürden, die wir überwinden mussten, um den Spagat zwischen Dezentralität und wirkungsvoller Datensicherheit hinzubekommen. Ansonsten ist es bei den heutzutage immer neu aus dem Boden schießenden Blockchains und Kryptowährungen oftmals schwierig, in der Öffentlichkeit als ernstzunehmende Lösung wahrgenommen zu werden und nicht im allgemeinen Hype unterzugehen. Dabei hilft uns, dass wir den erwähnten Spagat als momentan einzige sehr gut meistern.

Wie bist du selbst das erste Mal mit Bitcoin und Co. in Verbindung gekommen?

Ich habe mich schon mit Kryptografie und Blockchain-Ansätzen auseinandergesetzt, als es den Bitcoin noch viele Jahre nicht gab und das Thema für die Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt war. Durch den Bitcoin erlangten Blockchain-Technologien dann das erste Mal eine breite Aufmerksamkeit und das Interesse der Öffentlichkeit stieg rasant an. Wann genau ich selbst das erste Mal mit dem Thema in Verbindung gekommen bin, kann ich daher gar nicht genau sagen, da es mich buchstäblich schon mein ganzes Leben begleitet.

Wer ist die Zielgruppe von xx network?

Mit unserer Blockchain-Technologie adressieren wir das Bedürfnis nach wirklich echter Datensicherheit und Privatsphäre. Dieses Bedürfnis ist natürlich breit gestreut, weshalb wir auch nicht nur eine klare Zielgruppe haben. So sprechen wir einerseits Einzelpersonen an, die besonderen Wert auf die Sicherheit ihrer Daten legen. Andererseits ist xx network natürlich auch für Entwickler und Unternehmen interessant, die auf der Suche nach einer Quanten-sicheren und dezentralen Technologie sind.

david chaum
David Chaum, Gründer von xx network

Was waren Deine Takeaways von der im Dezember stattfindenden Blockdown Konferenz?

Ich freue mich zu sehen, wie groß die Crypto- und Blockchain-Szene mittlerweile geworden ist. Auf Veranstaltungen wie der BlockDown-Konferenz wird das immer ganz besonders deutlich. Nach wie vor finde ich es spannend zu sehen, wie viele unterschiedliche Ansätze und Use Cases dort vorgestellt werden. Das ist sehr inspirierend und der stetige Austausch ist auch in unserer Szene das A und O. Natürlich hat es mich dieses Mal besonders gefreut, dass die Konferenz mit “DeData” ein eigenes Format rund um das Thema dezentrale Daten geschaffen hat. 

Welche Vorteile haben Kryptowährungen?

Der Sinn von Kryptowährungen und Blockchain im Allgemeinen ist es, Eigentum und Macht zu dezentralisieren, sodass Coinbesitzer:innen, Nodes und Benutzer:innen die Kontrolle haben im Gegensatz zu verschanzten, zentralisierten Einheiten. Entscheidend für die Blockchain-Vision ist, dass die Netzwerkinfrastruktur von einer Gruppe heterogener, dezentraler Computer bereitgestellt wird, die durch Konsens verwaltet werden, so dass keine eigennützige Partei unautorisierte Werte schaffen kann, indem sie „Geld druckt“, vorhandenes Geld doppelt ausgibt, Geld stiehlt usw.

Welche 3 Tipps würdest Du angehenden Krypto-Neulingen mit auf den Weg geben?

Erstens: Lasst euch nicht von Hypes oder Panikmache beeinflussen. Oft gibt es in der Szene leere Meinungsmacherei, die teils nichts mehr mit der eigentlichen Sache zu tun hat. Es gibt für jede Technologie Befürworter und Gegensprecher und leider auch nicht Wenige, die mit Absicht in die Irre führen wollen. Verlasst euch also nicht auf einzelne Stimmen, die vermeintlich wissen, was als nächstes passiert.

Zweitens: Verfolgt die technischen Entwicklungen und setzt euch mit den Hintergründen auseinander, statt blind in Kryptowährungen zu investieren. Drittens, und das ist eigentlich selbsterklärend: Achtet auf Sicherheit und seid nicht leichtfertig im Umgang mit euren Daten. Übervorsichtig gibt es nicht. 

Welche Kryptowährungen haben Deiner Meinung nach ähnliches Potential wie der Bitcoin?

Es wird vermutlich niemals einen weiteren Bitcoin geben, da durch die First Mover Dominanz des Coins eine “Vermögenswert” (ähnlich wie Gold) geschaffen wurde, der das “Proof of Work” Konzept als Konsensprotokoll nutzt. Bitcoin war und ist enorm wichtig für das Wachstum des Blockchain- und Kryptoumfelds, aber PoW hat einige, reale und bekannte Limitationen (hoher Energiebedarf, hohe Kosten, fehlende Geschwindigkeit und fehlende Quanten-Sicherheit). Dadurch gibt es neue Kryptowährungen, wie den xx coin, die sich darauf konzentrieren eine wirklich digitale Währung zu werden, auf eine Weise wie Bitcoin es nicht sein kann (schnell, mit geringen Transaktionskosten, auf dem Smartphone nutzbar und Quanten-sicher).

Welche Bücher kannst Du zum Thema Krypto empfehlen?

The Bitcoin Standard von Saifedean Ammous empfehle ich allen, die Interesse an der Weiterentwicklung unseres Verständnisses von Geld haben. The Blockchain Revolution von Don und Alex Tapscott umreißt das Potenzial von Blockchain-Technologien auch abseits von Kryptowährungen. Allen, die sich aus der Entwickler-Perspektive mit Blockchain-Lösungen auseinandersetzen wollen, kann ich noch The Blockchain Developer von Elad Elrom ans Herz legen.

Foto: David Chaum / xx network

David Chaum, Gründer von xx network im Interview

Wir bedanken uns bei David Chaum für das Interview.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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