Donnerstag, November 21, 2024
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Das neue goldene Anleihen-Zeitalter

Ein aktueller Marktkommentar von Peter Bentley, Co-Head of Fixed Income bei Insight Investment:

Höhere Renditen bedeuten: Fixed Income ist auch 2024 auf Erfolgskurs

Globale Aktien, gemessen am MSCI World Index, haben seit dem Jahr 2000 eine jährliche Rendite von rund 4,87 Prozent erzielt. Das ist zwar keine schlechte Rendite, aber wenn Anleger Zinsen erzielen können, die nahe an den historischen Aktienrenditen liegen, ohne dass Aktienrisikofaktoren eine Rolle spielen, können wir von einem neuen goldenen Zeitalter für Anleihen sprechen.

Die Renditen von Unternehmensanleihen begannen Anfang 2022 rasch zu steigen und bereiteten vielen Marktteilnehmern zunächst Schwierigkeiten. Der Renditeanstieg schafft jedoch die Voraussetzungen dafür, dass Anleiheinvestoren höhere Renditen als in der Vergangenheit erzielen.

Die durchschnittliche Rendite europäischer Investment-Grade-Unternehmensanleihen, gemessen am Bloomberg Pan-European Corporate Bond Index, liegt derzeit bei 3,9 Prozent, die Rendite hochverzinslicher Unternehmensanleihen dagegen bei 7,7 Prozent, gemessen am Bloomberg Pan-European High Yield Index. Im Vergleich dazu liegt die Dividendenrendite des MSCI World Index bei rund 1,8 Prozent.

Entscheidend ist, dass viele Unternehmensemittenten Finanzierungskosten haben, die weit unter den aktuellen Marktrenditen liegen und sie damit vor steigenden Zinsen schützen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass 63 Prozent der Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating und 69 Prozent der Hochzinsanleihen vor 2022 emittiert wurden.   Obwohl ein Anleiheinvestor auf die Rendite achten und nicht das Emissionsjahr in den Vordergrund stellen sollte, bietet diese Dynamik ein gewisses Sicherheitspolster für Anleiheinvestoren, da die Finanzierungskosten der Unternehmen nur langsam steigen, wenn die Anleihen fällig werden und refinanziert werden müssen.

Dies stellt eine Win-Win-Situation für Anleiheinvestoren und die Unternehmen dar, in die sie investieren: ein Gewinn für den Investor, weil er die heutigen höheren Renditen von qualitativ hochwertigen Unternehmen nutzen kann, und für viele Unternehmen, weil sie ihre Schulden bequem auf dem Niveau der Kupons von vor 2022 bedienen können. Angesichts der bevorstehenden Zinssenkungen dürfte das Zinsumfeld für die Refinanzierung der Unternehmen in den kommenden Jahren günstiger werden.

Angesichts des derzeitigen Standes des Konjunkturzyklus und der politischen Lage erwarten wir eine Zunahme der Volatilität, die zu zahlreichen Marktverwerfungen führen dürfte, die es auszunutzen gilt. Deshalb sind wir der Meinung, dass aktuell der richtige Zeitpunkt ist, um aktiv in festverzinsliche Wertpapiere zu investieren. Die Zunahme passiver Anlagen in den letzten zehn Jahren hat die Kosten für Anlagen in Anleihen drastisch gesenkt, aber sie hat auch zu erheblichen Ineffizienzen geführt, die aktive Anleiheinvestoren ausnutzen können, da vergleichsweise weniger aktives Geld zur Verfügung steht, um relative oder absolute Wertchancen auszunutzen.

Ein Hauptrisiko passiver Rentenanlagen besteht darin, dass festverzinsliche Benchmarks im Gegensatz zu Aktienindizes grundsätzlich fehlerbehaftet sind. Im Gegensatz zu Aktienindizes neigen Rentenindizes dazu, die Gewichtung auf der Grundlage der ausstehenden Schulden vorzunehmen. Dies kann bei passiven Anleiheinvestoren zu einer unbeabsichtigten Übergewichtung und einem übermäßigen Engagement in höher verschuldeten Unternehmen führen. Ein aktiver Anleger kann in der Regel versuchen, dieses Szenario zu vermeiden, insbesondere in einem Umfeld, in dem das Wachstum fraglich ist, was die Kreditwürdigkeit der am höchsten verschuldeten Schuldner in Frage stellen würde. Wir sind daher der Ansicht, dass die aktuellen Marktbedingungen so gestaltet sind, dass sie von aktiven Anleihemanagern genutzt werden können, um von den derzeitigen Marktineffizienzen zu profitieren und gleichzeitig ihr Kapital zu schützen.

 Marktineffizienzen nutzen

Ein aktiver Ansatz für Anleiheanlagen ermöglicht Investoren, Anleihen zu bevorzugen, die von Unternehmen mit starken Bonitätsmerkmalen besichert sind und neben anderen Risikofaktoren eine attraktive Bewertung aufweisen. So können auch die zahlreichen Ineffizienzen genutzt werden, die sich aus großen Indexstrategien ergeben und die sich auf die genaue Nachbildung einer Benchmark konzentrieren, anstatt eine risikobereinigte Rendite zu erzielen. Ein Beispiel hierfür sind aktiv gemanagte Multisektorstrategien für festverzinsliche Wertpapiere, welche Rendite sowie einen gewissen Volatilitätsschutz bieten. Darüber hinaus kann eine Strategie, die sich auf einen einzelnen Sektor wie Hochzinsanleihen konzentriert, aktienähnliche Renditen mit einem niedrigeren Risikoprofil als Aktien bieten.

Um Ineffizienzen wirksam zu bekämpfen, sollte das gesamte festverzinsliche Universum in den Blick genommen werden, einschließlich Unternehmen, Staaten, Kommunen, hypothekarisch gesicherte Wertpapiere, globale Anleihen, Schwellenländer und strukturierte Kredite. Dabei gilt es, die besten Chancen mit einer präzisen Risikostreuung zu kombinieren. Da mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums gerechnet wird, benötigen die Manager zudem solide Fähigkeiten in der Kreditanalyse, und zwar nicht nur für Unternehmensanleihen, sondern für alle Arten von Anleihen, was erhebliche Ressourcen erfordert.

Marktineffizienzen sind oft dauerhaft, aber nicht sehr ausgeprägt. Insbesondere die Risikoprämie einzelner Anleihen kann ineffizient bewertet sein, was es kreditorientierten Managern ermöglicht, mehrere Möglichkeiten der Titelauswahl zu nutzen. Leider können einige Strategien einfach zu groß sein, um eine sinnvolle Wertpapierauswahl auf der Grundlage des Volumens der ausstehenden Anleihen zu treffen.

Infolgedessen stellen wir fest, dass sich die größten Rentenfonds oft zu sehr auf Durationspositionen verlassen, die sehr volatil sein können. Wir sind der Meinung, dass Manager einfallsreich genug sein müssen, um Ineffizienzen im gesamten Anleiheuniversum aufzuspüren, z.B. indem sie weltweit Kreditanalysten beschäftigen, um Emittenten in ihren lokalen Märkten abzudecken. Sie müssen aber auch agil sein, um diese zu nutzen (z. B. durch das Management von Strategien, die klein genug sind, um eine Titel- oder Sektorauswahlposition einzunehmen, die einen erheblichen Einfluss auf die Performance haben kann).

Anleihen mögen nicht den Glanz und die Begeisterung vieler Anlagetrends des letzten Jahrzehnts haben, aber sie bieten die Erträge, die Rendite, das Risikoprofil und die Stabilität, die viele suchen. Willkommen im neuen goldenen Zeitalter der Anleihen.

Das neue goldene Anleihen-Zeitalter

Foto von Peter Bentley (Quelle: Insight Investment)

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