Donnerstag, April 25, 2024
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Das erwartet VCs und Scale-ups 2023

Der Aufschwung von ClimateTech, geschwächte Lieferketten, der gestiegene Bedarf an KI-basierten Systemen: Aus VC-Sicht gab es dieses Jahr allerhand Potenzial für Investitionen in Unternehmer und deren innovative Geschäftsmodelle. Bei näherer Betrachtung fällt aber auch auf, dass diese als Trends vermarkteten Tendenzen die Fortführung dessen sind, was bereits 2020 infolge Coronas begann. 

Alles in allem neigt sich ein turbulentes Jahr seinem Ende zu – auch aus Investorensicht. Wird 2023, um im Jargon von Jahresrückblicken zu bleiben, alles gleich sein, gewissermaßen ‚same procedure as every year‘?

2023 – das Jahr der Stabilisierung für Scale-ups

Mitnichten: Das kommende Jahr wird vielmehr das Jahr der Stabilisierung. Gerade für Scale-ups brechen neue Zeiten an. Eine neuartige Wachstumsphase im übertragenen Sinn, immerhin sind Scale-ups nichts anderes als Start-ups, die den Kinderschuhen entwachsen sind, aber noch immer nicht ganz auf eigenen Füßen stehen – und das auch nicht müssen. 

Hier kommt die Beratung und finanzielle Unterstützung durch VCs ins Spiel. Nach Jahren des überproportionalen Wachstums überdenken und rationalisieren viele Unternehmen ihre internen Prozesse – Rentabilität steht im Fokus. Dieses erwachende Bewusstsein für nachhaltige Prozesse und Investments korreliert durchaus mit dem gesamtgesellschaftlichen Wunsch zu mehr Langlebigkeit und weniger schnellem Konsum.

Hyperwachstum hat (vorerst) ausgedient

Mussten Unternehmen sich dieses Jahr für turbulente Marktbedingungen wappnen, werden sie 2023 von Hyperwachstum zu nachhaltigem Wachstum übergehen. Ein wesentlicher Grund für dieses Agieren liegt im eher ungünstigen Investitionsklima dieses Jahres. Vorsichtige Investoren, niedrige Bewertungen, überaus unsichere Transaktionen: viele Stolperfallen, die es zu vermeiden galt. Unternehmen versuchten daher, den Finanzierungsbedarf für 2022 durch interne Runden mit bestehenden Investoren und Fremdkapital zu decken. Mit diesen Zwischenrunden, so die Hoffnung, sollte die Gewinnschwelle rasch überschritten werden. Das übergeordnete Ziel dabei bestand in einem Zugewinn an Freiheit und Stabilität.

Scale-ups 2023: Weniger Wachstum, mehr Nachhaltigkeit

Anstatt sich wie in den Jahren davor auf bloßes Wachstum zu fokussieren, werden Unternehmen 2023 ihre Mittel weiter strecken und ihre Energie auf andere Bereiche aufwenden. 

Hierzu zählen:

  • das Kerngeschäft,
  • die Kundenbindung,
  • die Wirtschaftlichkeit der Einheiten 
  • sowie die Margen. 

Und das alles stets mit dem Ziel, nächstes Jahr eine Kapitalaufnahme zu vermeiden – bis sie in ihre Bewertung hineingewachsen sein werden. 

VCs 2023: Innovationstreiber und Transformationslenker zugleich

In diesem gewandelten Investitionsklima fällt VCs eine besondere Rolle zu. Sie erhalten die Gelegenheit, sich strategisch klug zu positionieren und von der Konkurrenz abzuheben, indem sie Zuverlässigkeit beweisen und ihre Unternehmen in diesem Transformationsprozess verlässlich unterstützen. Strategisch klug, das bedeutet: VCs müssen zur Beschaffung ihres nächsten Fonds sorgfältig zwischen der Rückführung von Liquidität an Limited Partner und einem weiterhin schwierigen Exit-Umfeld abwägen. 

Wer hiervon profitiert? Ganz klar: europäische Wachstumsfonds. Diese erhalten nun die Chance, ihre Stärken voll einzubringen und mit den vielversprechendsten lokalen Scale-ups zu kooperieren. Denn anders gestaltet sich die Situation für US-Fonds in Europa, die investitionstechnisch dann höchstwahrscheinlich einen Gang zurückschalten.

Die Devise: taktisch klug agieren

Auf lange Sicht können VCs aufstrebenden Unternehmen dabei helfen, die eigene Neupositionierung erfolgreich zu gestalten. Was 2024 passiert, mag noch niemand vorherzusagen, doch die Zeit bis dahin können einige Scale-ups gut nutzen, mit einem soliden Fundament kleine taktische Übernahmen in Erwägung zu ziehen. So können sie ihr Produktportfolio vervollständigen oder beispielsweise die eigene geografische Präsenz erweitern.

Es bleibt spannend

Scale-ups stehen ungewisse Zeiten bevor. Auf sich selbst gestellt sind sie jedoch nicht: Unterstützung bieten VCs, die gezielt auch in beraterischer Funktion tätig sind und dabei helfen, Geschäftsaktivitäten in die richtigen Bahnen zu lenken. Dazu zählt auch, das Wachstumstempo etwas zu drosseln und dafür eher besonnene Entscheidungen zu treffen. Funktioniert eine Geschäftsidee innerhalb eines bestimmten Zielmarktes inklusive Validation und schwarzer Zahlen, können Investitionen ruhig auch langlebiger getätigt werden – im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens.

Ganz gleich, welches Szenario 2023 nun tatsächlich zutreffen mag, so viel steht schon einmal fest: 2023 wird für VCs spannend. 

Ein Beitrag von Itziar Estevez Latasa, Partner bei IRIS

Itziar Estevez Latasa bringt 15 Jahre VC-Erfahrung mit und ist spezialisiert auf Late Stage- und Growth Capital-Investments. Ihr Fokus liegt auf Investments in B2B-Software, Data Analytics, Cyber-Security und Industry 4.0.

Website: https://www.iris.vc/

Titelfoto: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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