Zürich, 17. Okt (Reuters) – Die krisengeplagte Credit Suisse ist eine weitere Altlast los. Die Schweizer Großbank einigte sich mit der Generalstaatsanwaltschaft des US-Bundesstaates New Jersey auf einen Vergleich im Zusammenhang mit dem Wohnbauhypotheken-Geschäft. Im Rahmen des Vergleichs zahle Credit Suisse 495 Millionen Dollar, teilte das Institut am Montag mit. Die Staatsanwälte hatten der Bank vorgeworfen, bei 2006 und 2007 verbrieften Wohnbauhypotheken die Anleger in die Irre geführt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte in einem 2013 eingereichten Verfahren Schadenersatz in Höhe von über drei Milliarden Dollar geltend gemacht.
„Die Einigung, für die die Credit Suisse in vollem Umfang Rückstellungen gebildet hat, ist ein weiterer wichtiger Schritt in den Bemühungen der Bank, Rechtsstreitigkeiten und Altlasten proaktiv zu lösen“, hieß es in der Mitteilung. Mit dem Vergleich konnte Credit Suisse den größten noch offenen Fall in Zusammenhang mit US-Wohnbauhypotheken abschließen.
Einer mit der Situation vertrauten Person zufolge hofft die Bank, unter die verbleibenden Zivilklagen innerhalb eines halben Jahres einen Schlussstrich ziehen zu können. Diese fünf kleineren Fälle dürften Credit Suisse in Summe einen mittleren zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag kosten und für die Bank keine größeren finanziellen Auswirkungen haben. Seit Anfang 2020 hat das Institut insgesamt 3,9 Milliarden für Rechtsfälle zurückgestellt.
Der neue Rechtschef Markus Diethelm war im Sommer geholt worden, um die Abtragung der juristischen Altlasten zu beschleunigen. Im Juli stockte die Bank die Rückstellungen um 400 Millionen auf, unter anderem um den New-Jersey-Fall beilegen zu können. Diethelm setzte dabei seinem bereits als Rechtschef der UBSUBSG.S praktizierten Ansatz fort, wo er in vielen Fällen eine rasche Einigung statt langwierige Streitigkeiten gesucht hatte.
Die zweitgrößte Schweizer Bank hat alleine über drei Quartale Verluste von insgesamt fast vier Milliarden Franken angehäuft. Anfang Oktober musste sich Credit Suisse gegen Spekulationen in sozialen Medien wehren, dass das Geldhaus in Schieflage geraten könnte. Mit der Ankündigung, Anleihen zurückzukaufen, bereitete die Bank diesen Spekulationen ein Ende.
Analysten gehen dennoch davon aus, dass Credit Suisse Milliarden an frischen Kapital auftreiben dürfte, unter anderem um den bevorstehenden Umbau finanzieren zu können. Diese Mittel könnten entweder aus Bereichsverkäufen oder einer Kapitalerhöhung stammen. Auf dem Prüfstand steht etwa das Geschäft mit Verbriefungen. Ein Zusammenhang zwischen einem möglichen Verkauf und der Einigung im US-Rechtsstreit besteht den Insider zufolge allerdings nicht. Credit Suisse hat in Aussicht gestellt, die Einzelheiten zum Umbau und zu dessen Finanzierung mit der Veröffentlichung des Quartalsergebnisses am 27. Oktober vorlegen zu wollen.
Credit Suisse hakt größten US-Hypotheken-Rechtsfall ab
Quelle: Reuters
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