Mittwoch, April 24, 2024
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Clariant nimmt mögliche Bilanzmanipulation unter die Lupe

Zürich, 14. Feb (Reuters) – Nach Hinweisen von internen Whistleblowern überprüft der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant seine Bilanz auf mutmaßliche Manipulationen. Die Untersuchung konzentriere sich auf die Verbuchung von Rückstellungen und Abgrenzungen in den Geschäftsjahren 2020 und 2021, teilte das Unternehmen aus Muttenz bei Basel am Montag mit. Den Hinweisen zufolge hätten Mitarbeiter Falsch-Buchungen vorgenommen, um die Ergebnisse des Unternehmens so zu steuern, dass die internen und externen Finanzziele erreicht würden. Die Untersuchung sei weit fortgeschritten. Clariant wollte sich aber nicht festlegen, wann die abschließenden Ergebnisse vorlägen.

Der Verwaltungsrat entschied am Sonntag, die eigentlich für Mittwoch vorgesehene Veröffentlichung des Jahresabschlusses und die Aktionärsversammlung auf einen unbestimmten Zeitpunkt zu verschieben. Angesichts der laufenden Untersuchung sei der Buchprüfer PWC nicht in der Lage gewesen, den Abschluss abzusegnen. Es sei an den Aktionäre zu entscheiden, ob PWC das langjährige Mandat behalte.

An der Börse sorgte die Bilanz-Überprüfung für einen Ausverkauf der Clariant-Aktie. Der Kurs rauschte im frühen Handel um 20 Prozent in die Tiefe. „Die heutige Ankündigung ist eine negative Überraschung, die hoffentlich nicht den Ruf zerstört, den das neue Clariant-Management bei Investoren und Analysten aufgebaut hat“, erklärten die Analysten von Baader Helvea.

Peter Steiner, der den Prüfungsausschusses des Verwaltungsrates leitet, betonte, die Untersuchung deute darauf hin, dass es weltweit eine begrenzte Gruppe von Personen gab, die möglicherweise versucht habe, Gewinne zu steuern, um einen Performance-Puffer aufzubauen. „Bisher gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass irgendjemand persönliche Vorteile daraus gezogen hat“, merkte Steiner an. Clariant habe mehrere Mitarbeiter suspendiert, aber keine Anzeige erstattet. Es lägen keine Hinweise vor, dass jemand aus der Firmenspitze an den Vorgängen beteiligt gewesen sei.

UNTERSUCHEN ANGELEGENHEIT MIT GRÖSSTER DRINGLICHKEIT

Konzern-Chef Conrad Keijzer, der Anfang 2021 von Hariolf Kottmann das Steuer übernommen hatte, erklärte: „Wir untersuchen diese Angelegenheit mit größter Dringlichkeit und Sorgfalt.“ Steiner zufolge hätten sich die internen Informanten am 10. September 2021 gemeldet. Im November sei dann der Entscheid gefallen, externe Experten beizuziehen. Mit der Aufgabe seien Deloitte sowie die Anwaltskanzlei Gibson, Dunn & Crutcher beauftragt worden. Als Ergebnis der Untersuchung könnte sich Clariant veranlasst sehen, Quartals-, Halbjahres- und Jahresabschlüsse anzupassen, warnte der Konzern. Gegenwärtig sei noch nicht klar, ob auch Abschlüsse vor 2020 betroffen seien.

Das Tagesgeschäft scheint indes besser zu laufen als Analysten erwartet hatten. Gestützt auf die gegenwärtig vorliegenden Informationen stellte Clariant für 2021 im fortgeführte Geschäft einen Umsatz von 4,37 Milliarden Franken in Aussicht, ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Unternehmen bekräftigte, eine operative Marge (Ebitda) von 16 bis 17 Prozent zu erreichen. 

Clariant nimmt mögliche Bilanzmanipulation unter die Lupe

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