Frankfurt, 15. Mrz – Die krisengeplagte Credit Suisse kommt nicht zur Ruhe. Sorgen rund um die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank ließen die Aktien der Schweizer Großbank in der Spitze um mehr als 30 Prozent auf ein Rekordtief von 1,55 Euro abstürzen. Das löste bei Analysten auch Fragen aus, wie es mit der Credit Suisse weitergeht. Es folgt ein Überblick über die 167-jährige Firmengeschichte der Bank.
1856
Der Politiker und Geschäftsmann Alfred Escher gründet die Schweizerische Kreditanstalt (SKA), um den Ausbau des Eisenbahnnetzes zu finanzieren und die Industrialisierung der Schweiz zu fördern.
1870
Die SKA eröffnet ihre erste Auslandsvertretung in New York.
1876
Die Bank bezieht ihren neuen Hauptsitz am Zürcher Paradeplatz; ihre erste Filiale außerhalb von Zürich eröffnet sie fast drei Jahrzehnte später in Basel.
1939
Die SKA gründet die Swiss American Corporation in New York.
1964
Die SKA erhält eine Lizenz als Vollbank in New York.
1977
Der als Chiasso-Affäre bekannt gewordene Geldwäscheskandal führt zu einem historischen Verlust und beschleunigt den Übergang der Bank zu einer internationalen Finanzgruppe.
1978
SKA und die US-Investmentbank First Boston starten eine Kooperation, um auf dem Londoner Anleihemarkt tätig zu werden.
1982
Die CS Holding wird als Schwestergesellschaft der SKA gegründet, um Beteiligungen an Industrieunternehmen zu halten.
1988
Die CS Holding erwirbt im Rahmen einer Rettungsaktion eine 45-prozentige Beteiligung an der US-Investmentbank First Boston und benennt sie in CS First Boston um.
1989
Die SKA wird als Tochtergesellschaft in die CS Holding integriert.
1990
Die Gruppe übernimmt die Mehrheit an CS First Boston und kauft die Schweizer Privatbank Bank Leu.
1993
Die Gruppe übernimmt die Volksbank, die viertgrößte Bank der Schweiz, ein Jahr darauf wird die Neue Aargauer Bank gekauft.
1997
Im Zuge einer Umstrukturierung wird die CS Holding in die Credit Suisse Group umgewandelt und der Name SKA gestrichen; mit dem Versicherer Winterthur wird zudem ein strategischer Partner übernommen.
1999
Die Gruppe kauft das Vermögensverwaltungsgeschäft von Warburg, Pincus & Co. und ein Jahr später das Wall Street-Unternehmen Donaldson, Lufkin & Jenrette.
2002
Durch eine Reorganisation entstehen zwei Einheiten: Die Credit Suisse Financial Services und die Credit Suisse First Boston; zwei Jahre später werden daraus durch die Hinzunahme von Winterthur drei Einheiten.
2005
Credit Suisse und CSFB fusionieren, der Markenname Credit Suisse First Boston wird nicht mehr verwendet.
2006
Die Gruppe verkauft Winterthur an den französischen Versicherer AXA.
2007/2008
Im Gegensatz zum Konkurrenten UBS übersteht die Bank die globale Finanzkrise ohne staatliche Unterstützung.
2013
Die Gruppe kauft das Vermögensverwaltungsgeschäft von Morgan Stanley in Europa, dem Nahen Osten und Afrika.
2015
Unter der Leitung von Konzernchef Tidjane Thiam wird die Gruppe in drei Vermögensverwaltungsabteilungen umstrukturiert, die von zwei Investmentbanking-Abteilungen unterstützt werden.
2020
Februar – Ein Skandal um verdeckte Überwachungsmaßnahmen der Bank führt zum Rücktritt von Tidjane Thiam. Nachfolger wird Thomas Gottstein.
März – Der US-Investmentfonds Archegos bricht ein und beschert der Credit Suisse einen Verlust von 5,5 Milliarden Dollar. Im selben Monat muss die Credit Suisse vier Fonds zur Finanzierung von Lieferketten im Gesamtvolumen von zehn Milliarden Dollar einfrieren. Diese waren mit dem insolventen britischen Finanzunternehmen Greensill Capital verbunden – die Bank hatte ihren Kunden die Fonds zuvor als risikoarme Produkte verkauft.
2021
Verwaltungsratschef Antonio Horta-Osorio nimmt weniger als neun Monate nach Antritt seinen Hut, nachdem er gegen Corona-Quarantänevorschriften verstoßen hatte. Alex Lehmann wird sein Nachfolger.
2022
Juli – Die Bank ernennt den Restrukturierungsexperten Ulrich Körner zum Nachfolger von Konzernchef Thomas Gottstein und kündigt eine weitere strategische Überprüfung an.
Oktober – Die Bank verkündet einen umfassenden Konzernumbau. Dieser sieht eine Kapitalerhöhung von vier Milliarden Franken, einen Abbau von 9000 Stellen bis Ende 2025 und die Ausgliederung der Investmentbank in die CS First Boston (CSFB) vor. Die Saudi National Bank kündigt an, Aktien zu kaufen und damit eine Beteiligung von bis zu 9,9 Prozent zu erwerben.
2023
Februar – Die Credit Suisse weist einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken aus, den höchsten seit der Finanzkrise 2008. Die Bank kündigt den Kauf des Investmentbankinggeschäfts der Beratungsboutique M.Klein & Co für 175 Millionen Dollar an, um es in die CSFB einzubringen. Chef der neu aufgestellten CSFB soll der frühere CS-Verwaltungsrat und Gründer von M.Klein & CO, Michael Klein, werden.
März – Sorgen rund um die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank lassen die Aktien der Credit Suisse in der Spitze um mehr als 30 Prozent auf ein Rekordtief von 1,55 Euro abstürzen.
Chronik: Die 167-jährige Firmengeschichte der Credit Suisse
Quelle: Reuters
Titelfoto: Copyright [AndreaA.] /Depositphotos.com
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