Taipeh, 09. Apr (Reuters) – Chinas hat seine Militärübung rings um Taiwan fortgesetzt und einen Angriff auf die als eigenes Territorium beanspruchte Insel simuliert. Dabei seien Präzisionsangriffe auf wichtige Ziele auf Taiwan selbst sowie in den umliegenden Gewässern simuliert worden, meldeten staatliche chinesische Medien am Sonntag. Es werde eine „offensive Haltung rund um die Insel beibehalten“. Das Verteidigungsministerium von Taiwan berichtete von mehreren Einsätzen der chinesischen Luftwaffe. Es seien 70 Kampfflugzeuge und elf Kriegsschiffe gesichtet worden. Von einem Insider erfuhr Reuters, dass Chinas Militär Angriffe aus der Luft und vom Meer aus auch auf „ausländische militärische Ziele“ simuliert habe. In der Straße von Taiwan, einer wichtigen Schifffahrtsstraße, stünden einander Kriegsschiffe beider Seiten gegenüber. Das auf drei Tage angesetzte Manöver hatte am Samstag begonnen – einen Tag nach der Rückkehr von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen von einer USA-Reise.
„Taiwan ist nicht ihr einziges Ziel“, sagte der Insider, der mit der Sicherheitslage in der Region vertraut ist. „Es ist sehr provokant.“ Er äußerte sich unter der Bedingung der Anonymität, da er nicht befugt war, mit der Presse zu sprechen. Die Angriffe auf ausländische Ziele seien in den Gewässern vor Taiwans Südwestküste abgehalten worden. Zudem stünden sich an der Mittellinie in der Straße von Taiwan etwa zwanzig Kriegsschiffe gegenüber – je die Hälfte aus China und Taiwan, sagte der Insider weiter. Sie verhielten sich aber nicht provozierend. Die Mittellinie gilt seit Jahren als nicht offizielle Grenze zwischen China und Taiwan. Chinas Flugzeugträger „Shandong“, den Taiwan seit vergangener Woche überwache, befinde sich mehr als 400 Seemeilen vor der Südostküste Taiwans und halte Übungen ab.
Das taiwanische Verteidigungsministerium erklärte, besondere Aufmerksamkeit werde auf die Einheiten der chinesischen Volksarmee gerichtet, die für die landgestützten Raketensysteme verantwortlich seien. Es bekräftigte, dass die eigenen Streitkräfte angemessen auf das chinesische Militärmanöver reagieren und weder Konflikte eskalieren, noch Streitigkeiten verursachen würden. Die Luftwaffe bleibe aber in hoher Alarmbereitschaft.
MANÖVER INMITTEN MASSIVER SPANNUNGEN
China hat in den vergangenen drei Jahren seinen militärischen Druck auf das demokratisch regierte und industriell weit entwickelte Taiwan verstärkt. Es hat regelmäßig Einsätze um die Insel herum geflogen, ist aber nicht in ihren Luftraum eingedrungen. Die Volksrepublik hat auch nie auf eine Anwendung von Gewalt verzichtet, um Taiwan unter ihre Kontrolle zu bringen. Das aktuelle Manöver findet inmitten der Spannungen zwischen China und Taiwan sowie dessen Unterstützer USA statt. Tsais USA-Reise, auf der sie den Präsidenten des US-Repräsentantenhauses Kevin McCarthy traf, hat die Regierung in Peking erzürnt. Zudem empfing Tsai am Samstag in Taipeh, der Hauptstadt Taiwans, eine Delegation von US-Abgeordneten.
Zhao Xiaozhuo von der Chinesischen Akademie der Militärwissenschaften sagte der staatlich unterstützten chinesischen Zeitung „Global Times“, es sei das erste Mal, dass China offen über simulierte Angriffe auf Ziele in Taiwan spreche. Am wichtigsten sei dabei die Infrastruktur. Als Beispiel nannte Zhao in dem Bericht Landebahnen, militärische Logistikeinrichtungen und mobile Ziele. Auf diese konzentriere sich das Militär, „um sie notfalls auf einen Schlag zu vernichten“.
US-VERTRETUNG: BEOBACHTEN CHINAS MANÖVER GENAU
Die Vertretung der USA auf Taiwan teilte am Sonntag mit, die Vereinigten Staaten beobachteten Chinas Manöver rund um die Insel genau. Man sei zuversichtlich, ausreichend Mittel und Kapazitäten in der Region zu haben, um Frieden und Stabilität zu gewährleisten. Die Kommunikationskanäle zwischen den USA und China blieben offen, und die USA hätten wiederholt zur Zurückhaltung aufgerufen und dazu, den Status quo nicht zu ändern.
Der Status des demokratisch regierten Taiwans, das allerdings nur von wenigen und vor allem kleinen Ländern als unabhängig anerkannt wird, ist einer der Hauptkonfliktpunkte zwischen den USA und China. Die USA unterhalten wie viele andere Staaten mit Rücksicht auf die Volksrepublik China keine formalen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan, sie haben diese 1979 zugunsten Chinas abgebrochen. Die USA unterstützen das Land jedoch mit militärischer Ausrüstung und sind dessen wichtigster Lieferant von Rüstungsgütern.
Taiwan sieht sich als unabhängige Republik China an und ist seit 1949 selbstverwaltet. Damals besiegten die Kommunisten von Mao Zedong im chinesischen Bürgerkrieg die nationalistischen Kuomintang unter Chiang Kai-shek, die sich daraufhin auf die Insel Taiwan zurückzogen und dort jahrzehntelang autoritär herrschten.
China setzt Manöver fort und simuliert Angriff auf Taiwan
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von naturepost auf Pixabay
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