Freitag, Dezember 27, 2024
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Chiles Verstaatlichungsplan lässt Autobauer neue Lithiumquellen suchen

London/Berlin/Frankfurt, 24. Apr (Reuters) – Chiles Pläne für eine staatlich geführte Lithiumindustrie werden Experten zufolge die Autobauer dazu bringen, alternative Quellen für den wichtigen Batterie-Rohstoff für E-Autos zu suchen. Chiles Präsident Gabriel Boric will die bisher von privaten Bergbaukonzernen beherrschte Förderung im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften unter staatliche Regie stellen. Chile hat die größten Vorkommen des Leichtmetalls weltweit und macht 30 Prozent der globalen Produktion aus. Die Autoindustrie wird trotz intensiver Forschung an günstigeren Natrium-Ionen-Batterien noch viele Jahre von Lithium abhängig sein. In der Branche wird wegen des erwarteten raschen Umschwungs zu E-Autos schon Mitte des Jahrzehnts ein Lithium-Mangel befürchtet.

„Autohersteller sind möglicherweise zögerlicher, wenn es darum geht, sich auf Lithium-Lieferverträge aus Chile festzulegen, bis klar ist, wie die Verstaatlichung aussehen wird“, sagte Caspar Rawles vom Fachdienst Benchmark Mineral Intelligence. Die meisten hätten ohnehin schon ihre Bezugsquellen regional diversifiziert. „Aber vielleicht macht das andere Regionen attraktiver.“ Marktführer Australien gilt hier als Nutznießer. Die Lithium-Erkundungsfirma Aterian sieht Chancen für den Bergbau in afrikanischen Ländern wie Marokko und Ruanda. „Diese Länder werden die Investitionen in die Energiewende anziehen, die zuvor nach Chile geflossen wären“, sagte Aterian-Chef Charles Bray.

Große Autohersteller halten bereits nach neuen Lithiumlieferanten in den Vereinigten Staaten, Europa und Afrika Ausschau. Mercedes-Benz hat sich Lithium aus Kanada vom deutsch-kanadischen Rock Tech Lithium gesichert, das in Deutschland weiterverarbeitet wird. Chile werde als Bezugsquelle nicht ausgeschlossen, sagte Mercedes-Technikchef Markus Schäfer, der auch für den Einkauf zuständig ist, mit Blick auf die jüngste Entwicklung. „Wir sind weiterhin offen für einen Direktbezug aus Chile – aber es gibt Alternativen, wie zum Beispiel Australien und Kanada.“ Er kündigte zugleich weitere Partnerschaften mit Förderern und Verarbeitern kritischer Materialien an. Auch Volkswagen setze auf Diversifizierung und schaue sich nach vielen Regionen um, erklärte eine Sprecherin. Der US-Autobauer General MotorsGM.N investierte im Januar in die Lithium Americas Corp, um sie bei der Entwicklung des Lithiumabbauprojekts Thacker Pass in Nevada zu unterstützen.

Neben Chile versuchen auch andere Länder, Vorkommen an gefragten Rohstoffen unter nationale Kontrolle zu bringen und mehr Wertschöpfung ins Land zu holen. Auch Mexiko verstaatlichte seine Lithiumindustrie. Simbabwe, Myanmar und Indonesien kündigten Beschränkungen für diverse Rohstoffe an. 

Der Plan des chilenischen Präsidenten sei ein Weckruf für eine Autoindustrie, die etwa bei Graphit für Batterieelektroden von China abhängig ist, erklärte Rob Anstey, Konzernchef von GDI, das Siliziumanoden für Batterien entwickelt. „Wenn Chile Lithium verstaatlicht, kann Australien das Angebot erhöhen und Amerika und Europa werden das Angebot erhöhen“, sagte Anstey. „Aber wenn China beginnt, die Exporte von Graphit einzuschränken, kommt die gesamte globale Lieferkette für Batterien zum Erliegen.“

Chiles Verstaatlichungsplan lässt Autobauer neue Lithiumquellen suchen

Quelle: Reuters

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