Frankfurt, 16. Sep – Der Kampf der Geldpolitik gegen die ausufernde Inflation in Deutschland und im Euro-Raum benötigt aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel Zeit. „Über einen Sprint lässt sich das nicht erledigen“, sagte er am Freitag zu Journalisten in Frankfurt. Bei dem Thema sei Geduld erforderlich, fast schon ein bisschen Demut. „Das heißt hartnäckige Inflation erfordert hartnäckiges Handeln der Notenbanken.“ Nagel ist sich sicher: „Wir werden das hinbekommen.“ Zum möglichen Ausmaß der anstehenden nächsten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) äußerte er sich nicht. Die Lage sei derzeit sehr volatil. Daher werde von Sitzung zu Sitzung neu entschieden. Die nächste Zinssitzung der EZB ist für den 27. Oktober anberaumt.
In einer Phase, in der die Inflationsrate so hoch sei, lägen die Zinsen im Kontrast dazu immer noch sehr niedrig, sagte Nagel. Der Leitzins im Euro-Raum liegt derzeit bei 1,25 Prozent – der für die Märkte maßgebliche Einlagensatz bei 0,75 Prozent. Dagegen war die Inflation im Euro-Raum im August auf ein neues Rekordniveau von 9,1 Prozent geklettert. Die Geldpolitik ist Nagel zufolge daher immer noch konjunkturfördernd. „Wir sind noch immer akkomodativ in der Geldpolitik.“ Im Fachjargon wird so eine die Wirtschaft anschiebende Geldpolitik bezeichnet. Erst müsse sie aus diesem Bereich heraus sein, bevor die Frage gestellt werden könne, wann der Punkt erreicht werde, an dem aufgehört werden könne. „So weit bin ich noch gar nicht.“
Die EZB hatte vergangene Woche die Zinsen um ungewöhnlich kräftige 0,75 Prozentpunkte angehoben. Es war die stärkste Zinserhöhung seit Einführung des Euro-Bargelds 2002. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zudem weitere Schritte nach oben in Aussicht gestellt.
Bundesbank-Präsident – Kampf gegen die Inflation ist kein Sprint
Quelle: Reuters
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