Berlin, 19. Sep – Die deutschen Geldinstitute sind einer Analyse der Bundesbank zufolge weitgehend gut gerüstet für einen unerwartet kräftigen Zinsanstieg. Insgesamt würde die Mehrheit der Institute demnach kurzfristig nur geringe Rückgänge der Zinsmarge erleiden, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Mittelfristig sollte eine Zinswende demnach die Zinsmarge deutscher Banken auf breiter Front spürbar positiv beeinflussen – auch weil steigende Marktzinsen nur unvollständig an Einleger weitergegeben werden dürften.
Dennoch seien die kurzfristigen Auswirkungen auf die Zinsmarge der einzelnen Banken unterschiedlich. Während in der Analyse bei weniger als fünf Prozent der Kreditbanken und einem Drittel der Landesbanken im ersten Jahr sinkende Zinsmargen auftreten, verringern sich letztere bei drei Vierteln der Kreditgenossenschaften und zwei Dritteln der Sparkassen sowie etwa bei der Hälfte der restlichen Institute. „Mittelfristig dürfte die Zinsmarge deutscher Institute von einer Zinserhöhung allerdings profitieren“, teilte die Bundesbank weiter mit. Bereits im zweiten Jahr nach der Zinserhöhung würden gut 90 Prozent und im dritten Jahr nahezu alle Institute positive Effekte aufweisen.
Die Bundesbank legte für ihre Berechnung das Szenario des sogenannten Baseler Zinsschocks zugrunde, das Aufseher regelmäßig zur Messung der Zinsänderungsrisiken von Banken verwenden. Dabei wird ein abrupter Zinsanstieg von 2,0 Prozentpunkten über alle Laufzeiten hinweg durchgespielt. Die Analyse ermittelt daraus die Veränderung der Zinsmarge eines Instituts jeweils im ersten, zweiten und dritten Jahr nach der Zinserhöhung.
Zinsänderungsrisiken stellen laut Bundesbank für viele Institute eine wesentliche Risikoart dar. Eine Ursache für deren Entstehung liegt in der typischen Geschäftsstruktur: Während die Kreditkunden häufig an einer Darlehensvergabe mit langfristig festgelegtem Zinssatz interessiert sind, wollen die Einleger über ihr Geld kurzfristiger verfügen können. Die Kreditinstitute kommen so ihrer volkswirtschaftlich gewünschten Aufgabe nach, indem sie kurzfristige Einlagen in langfristige Kredite wandeln.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Juli die Zinswende eingeläutet und im September mit einer kräftigen Straffung ihrer Geldpolitik nachgelegt. Die Märkte erwarten weitere Zinserhöhungen der EZB.
Bundesbank – Deutsche Geldinstitute für Zinsschock relativ gut gerüstet
Quelle: Reuters
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