Berlin, 20. Apr – Ein Bündnis aus Mieterbund und Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchen-Verbänden fordert von der Politik mehr Einsatz, um einen Absturz beim Wohnungsbau zu verhindern. Denn massiv gestiegene Zinsen und anhaltend hohe Baupreise sorgten dafür, dass viele private Häuslebauer den Traum vom Eigenheim derzeit nicht umsetzen könnten und auch die Immobilienbranche sich bei Neubauprojekten zurückhalte. Zudem verfehle die Ampel-Koalition ihr Ziel von 100.000 neuen Sozialwohnungen jährlich, betonte das Bündnis Wohnungsbau am Donnerstag. Es hatte bereits im Januar von Bund und Ländern bis 2025 ein 50-Milliarden-Euro-Paket für den sozialen Wohnungsbau angemahnt. Bundesbauministerin Klara Geywitz sagte zu diesem geforderten Sondervermögen jedoch, das Grundgesetz schränke die Verschuldungsmöglichkeiten ein.
Die Allianz der Verbände signalisierte, dass es weniger Auflagen geben müsse, um Bauen günstiger zu machen. „Wenn die Latte beim Klimaschutz so hoch gelegt wird, dass dadurch die Kostenschraube überdreht wird, dann werden keine Wohnungen mehr gebaut“, warnte die Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel, Katharina Metzger. Präsident Dirk Salewski vom Immobilienverband BFW sagte, alle müssten jetzt gemeinsamen überlegen, auf welche zu hohen und unnötigen Baustandards man verzichten könne, „um wohnen wieder bezahlbar zu machen“.
Ministerin Geywitz sagte mit Blick auf die trübe Stimmung am Bau, es gebe derzeit wenig Grund zur Freude. Die Ampel-Koalition habe aber auch wichtige Verbesserungen auf den Weg gebracht – etwa eine Reform der Wohngeldreform und eine Förderung von Wohnungen für Auszubildende und Studierende. Zudem gebe es ein Förderprogramm für klimafreundlichen Neubau und ab Juni Hilfen für Familien, die bauen wollen, sagte die SPD-Politikerin.
IFO-UMFRAGE – „NEUGESCHÄFT BRICHT FÖRMLICH EIN“
Wegen gestiegener Material- und Zinskosten werden derweil immer mehr Projekte abgeblasen. Im März klagten 16 Prozent der Firmen über Stornierungen, wie auch das Münchner Ifo-Institut in einer Umfrage mitteilte. „Die Situation im Wohnungsbau spitzt sich weiter zu“, sagte Ifo-Forscher Felix Leiss. Viele Projekte rentierten sich nicht mehr, würden verschoben oder gestrichen. „Das Neugeschäft bricht förmlich ein.“
Deshalb ruft die Branche nach dem Staat. Dessen Förderung sollte immer der letzte Ausweg sein, räumte Präsident Axel Gedaschko vom Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) ein. „Aber in der aktuellen Krisenlage mit allseits explodierenden Kosten führt daran kein Weg vorbei.“ Kurzfristige Maßnahmen seien wichtig, damit die Firmen wieder Neubauprojekte angehen könnten. Auch der mittelständische Bauverband ZDB warnte, dass den Betrieben die Neuaufträge fehlten. „Wir bekommen erste Rückmeldungen aus den Unternehmen, dass sie Kurzarbeit anmelden müssen.“
Der Chef der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Robert Feiger, warnte, die seit 13 Jahren aufgebaute Kapazität mit gut 210.000 zusätzlichen Bau-Beschäftigten dürfe man „nicht leichtfertig auf’s Spiel setzen“. Wer einmal – wie in den Corona-Lockdowns in der Gastronomie – gehe, der sei weg. „Der kommt, wenn man ihn wieder braucht, auch nicht zurück.“
Der Präsident des Deutschen Mieterbunds, Lukas Siebenkotten, forderte ebenfalls mehr Engagement der Politik. „In der Sprache des Bundeskanzlers brauchen wir einen Wumms, um endlich alle Menschen in unserem Land mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen.“
Bündnis – Politik muss Einbruch beim Wohnungsbau mit Förderung stoppen
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von André Azambuja auf Pixabay
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