London, 22. Aug (Reuters) – Ökonomen der US-Großbank Citi sagen den britischen Verbrauchern eine Preisexplosion voraus. Die Inflationsrate werde Anfang kommenden Jahres auf 18 Prozent steigen, schrieb Citi-Volkswirt Benjamin Nabarro am Montag in einer Notiz an Kunden des Geldhauses. Das wäre die stärkste Teuerung seit 1976. Sie läge dann neunmal so hoch wie von der Bank of England angestrebt: Die britische Notenbank will die Inflationsrate eigentlich bei zwei Prozent halten. Zum Vergleich: Experten gehen davon aus, dass die deutsche Teuerungsrate ihren Gipfel in diesem Herbst mit etwa neun Prozent erreichen wird.
„Die Frage ist nun, was die Politik tun kann, um die Auswirkungen sowohl auf die Inflation als auch auf die Realwirtschaft auszugleichen“, schrieb Ökonom Nabarro. Die als Favoritin für die Nachfolge des scheidenden Premierministers Boris Johnson geltende Liz Truss werde wohl Maßnahmen zur Unterstützung der Haushalte vorschlagen. Diese würden die Inflation aber wohl nur sehr begrenzt ausgleichen, so der Experte.
Citi geht davon aus, dass die Bank of England härter gegensteuern muss. „Dies bedeutet, dass die Zinssätze schnell in den restriktiven Bereich gebracht werden müssen“, schrieb Nabarro. „Sollten sich Anzeichen für eine stärker verankerte Inflation ergeben, ist unserer Meinung nach ein Leitzins von sechs bis sieben Prozent erforderlich, um die Inflationsdynamik unter Kontrolle zu bringen.“ Aktuell liegt der Leitzins bei 1,75 Prozent. Mit höheren Zinsen soll verhindert werden, dass sich der Inflationsanstieg in der Wirtschaft festsetzt und sich Löhne und Preise immer weiter hochschaukeln.
Der Preisdruck im Vereinigten Königreich ist aktuell bereits so stark wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr: Waren und Dienstleistungen kosteten im Juli durchschnittlich 10,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Stärkster Preistreiber ist Energie. Aber auch bei den Einkäufen des täglichen Bedarfs müssen die Briten immer tiefer in die Taschen greifen: Im Einzelhandel stiegen die Preise mit 12,3 Prozent so stark wie seit 1981 nicht mehr. Hier sagt Citi sogar Höchstwerte von mehr als 20 Prozent voraus.
Das zieht ungewöhnliche Maßnahmen nach sich: Die britische Supermarktkette Iceland Foods etwa bietet ihren Kunden angesichts der extrem hohen Inflation zinslose Kleinkredite für den Kauf von Lebensmitteln an. Das Programm richtet sich an arme Haushalte, die mit den steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben. Iceland Foods mit seinen mehr als 900 Geschäften arbeitet dabei mit dem gemeinnützigen Kreditgeber Fair For You zusammen.
Britische Inflationsrate wird auf 18 Prozent steigen
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