Frankfurt, 30. Aug – Nach dem jüngsten Kursrutsch kehren einige Anleger wieder an die europäischen Aktienmärkte zurück. Dabei hellte unter anderem die Entspannung bei den Energiepreisen die Stimmung auf. Wieder aufgeflammte Zinserhöhungsängste machten die anfänglichen Gewinne aber teilweise zunichte. Der Dax lag am Dienstagabend ein halbes Prozent im Plus bei 12.961,14 Punkten, während der EuroStoxx50 0,2 Prozent auf 3561,92 Zähler verlor. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 0,8 Prozent ein.
Dabei schlugen US-Konjunkturdaten Investoren auf den Magen. Der Index für die Konsumlaune der US-Verbraucher stieg im August überraschend deutlich, während die mit 11,239 Millionen unerwartet hohe Zahl offener Stellen im Juli auf einen anhaltenden Arbeitskräftemangel hindeutet. Dies schürte Ängste, dass die Notenbank Fed in ihrem Kampf gegen eine Lohn-Preis-Spirale die US-Konjunktur mit drastischen Zinserhöhungen in eine Rezession stürzt.
Wegen der anhaltend hohen Teuerungsrate in Deutschland deutet auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) alles auf eine restriktivere Geldpolitik hin. Investoren erwarten für die kommende Woche zunehmend eine XXL-Erhöhung von 0,75 Prozentpunkten. „Eine Rezession in Europa scheint unausweichlich“, warnten die Analysten des Vermögensverwalters Pictet. „Die einzige Frage ist, wie lang und wie schwer sie sein wird.“
GAS UND STROM WIEDER BILLIGER
Gleichzeitig machten einige Rohstoff-Investoren Kasse. So fiel der europäische Erdgas-Future um sechs Prozent auf 251 Euro je Megawattstunde und lag damit mehr als 25 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Freitag. Auslöser der Verkäufe waren neben den überraschend hohen Füllständen der Gasspeicher in Deutschland Berichte über eine mögliche Zustimmung der Bundesregierung zu einem Gaspreis-Deckel. Vor allem spekulativ orientierte Anleger würden nun aus dem Markt aussteigen, um nicht nach Einführung der Preisgrenze mit Verlust verkaufen zu müssen, schrieben die Analysten von EnergyScan, dem Datenanbieter des Versorgers Engie.
Mit dem Strompreis ging es ebenfalls steil bergab. So kostete eine Megawattstunde zur Lieferung in einem Jahr in Deutschland mit 605 Euro nur noch knapp halb so viel wie zum Wochenauftakt, als er mit 1050 Euro ein Rekordhoch erreicht hatte.
UNIPER BRAUCHT WEITERE MILLIARDEN
Bei den Unternehmen stand erneut Uniper im Mittelpunkt. Der wegen ausbleibender russischer Lieferungen in Schieflage geratene Gasversorger braucht weitere Milliarden-Hilfen vom Staat. Außerdem sei fraglich, ob die geplante Gasumlage die Probleme des Unternehmens löse, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. „Derzeit macht Uniper einen täglichen Verlust von 100 Millionen Euro. Die Umlage dürfte also nur die weiter auflaufenden Verluste lindern.“ Die Aktie gab 1,6 Prozent nach.
Abwärts ging es auch für die US-Aktien chinesischer Firmen. So fielen die Titel der Online-Händler Alibaba und Pinduoduo sowie des Google-Rivalen Baidu um bis zu 7,6 Prozent. Insidern zufolge haben sich die US-Behörden Alibaba und einige andere, bislang unbekannte Unternehmen herausgepickt, um deren Wirtschaftsprüfungsberichte unter die Lupe zu nehmen. Die USA und China hatten erst vor Kurzem ihren Streit um die Einsicht in die Unterlagen von Unternehmen aus der Volksrepublik beigelegt und damit den Zwangsausschluss von mehr als 200 chinesischen Firmen von der US-Börse abgewendet.
Börsen stabilisiert – Entspannung bei Energiepreisen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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