Frankfurt, 14. Okt – Schnäppchenjäger haben zum Wochenschluss bei europäischen Aktien zugegriffen. „Ob es nur eine Eindeckung von Short-Positionen war (…) oder doch mutige Investoren sich dachten, schlimmer kann es von der Nachrichtenlage nicht mehr kommen, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen“, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus RoboMarkets.
Für Erleichterung sorgten auch Aussagen zum Ukraine-Konflikt aus Russland. Nach der Teilmobilmachung gibt es nach den Worten von Präsident Wladimir Putin keine Pläne für weitere Rekrutierungen. Der Dax weitete seine Gewinne am Freitag daraufhin aus und stieg bis zum Nachmittag um zwei Prozent auf 12.606 Punkte. Der EuroStoxx50 legte 2,3 Prozent auf 3440 Zähler zu.
An den US-Märkten ging es vorbörslich ebenfalls aufwärts. Die großen US-Banken hatten Gewinnrückgänge im Quartal vorgelegt, die teilweise nicht so stark ausgefallen waren wie befürchtet. Indes stagnierten die Einzelhandelsumsätze im September, was Experten auf die hohe Inflation und steigende Zinsen zurückführten. Börsianer hatten mit einem leichten Anstieg gerechnet.
WER MACHT EINEN RÜCKZIEHER? BOE ODER REGIERUNG?
Angespannt blieb die Lage am britischen Finanzmarkt nach dem Rücktritt von Finanzminister Kwasi Kwarteng. Investoren machten beim Pfund Sterling Kasse. Die Währung fiel um bis zu 1,5 Prozent auf ein Tagestief von 1,1164 Dollar, nachdem sie in den vergangenen Tagen rund fünf US-Cent zugelegt hatte.
Zudem griffen Investoren bei britischen Staatsanleihen zu, was die Rendite der zehnjährigen Papiere auf 4,008 Prozent drückte. Die Bank von England (BoE) will ihre jüngsten Anleihekäufe zur Stützung der Finanzmärkte am Freitag beenden. „Da die Notenbank eine harte Linie fährt, spekulieren Anleger darauf, dass die Regierung zurückrudert oder anderweitig die Märkte beruhigt“, sagte Markets.com-Experte Neil Wilson. Medienberichten zufolge will die britische Premierministerin Liz Truss einen Teil der umstrittenen Steuerpläne der Regierung rückgängig machen. Diese hatten die Börsen in den vergangenen Wochen in Turbulenzen gestürzt und die BoE zum Eingreifen gezwungen.
DURCHWACHSENE ZAHLEN VON US-BANKEN
Im Finanzsektor notierten Deutsche Bank mehr als vier Prozent höher, nachdem die Zahlen der US-Konkurrenten gemischte Reaktionen hervorriefen. Die Aktien von Morgan Stanley und Citigroup gaben nach gesunkenen Gewinnen im Quartal vorbörslich nach, während JPMorgan und Wells Fargo im Plus lagen.
Unter Verkaufsdruck gerieten TomTom, obwohl der Navigationsgeräte-Hersteller nach einem starken Quartalsergebnis seine Ziele für 2022 angehoben hatte. Der Ausblick für 2023 sei aber zurückhaltender als bisher, monierten die Analysten der ING Bank. TomTom-Titel verloren in Amsterdam fast zehn Prozent.
In Zürich brachen die Aktien von Temenos um rund 20 Prozent ein. Geringere Abonnements-Erträge hatten den Umsatz des Bankensoftware-Anbieters um acht Prozent auf 213 Millionen Dollar schrumpfen lassen.
Börsen fester – Pfund nach Polit-Beben schwächer
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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