Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Einer der mutmaßlichen Nord-Stream-Saboteure hätte womöglich in Deutschland festgenommen worden können. Er soll nach den Anschlägen auf die Ostsee-Pipelines im Herbst 2022 wiederholt nach Deutschland eingereist sein, berichten der „Spiegel“, das ZDF und der dänische Rundfunk DR. Dies geschah demnach auch zu einem Zeitpunkt, als die Bundesanwaltschaft ihn bereits als Beschuldigten in ihrem Ermittlungsverfahren wegen verfassungsfeindlicher Sabotage führte.
Dem Bericht zufolge fuhr der mutmaßliche Saboteur Ende Mai und nur wenige Tage, ehe ein Haftbefehl gegen ihn erging, letztmalig durch Deutschland. Auf der Rückreise aus Dänemark zu seinem Wohnsitz in Polen soll er dabei auch eine Verwandte seiner Frau in Berlin besucht haben, berichten die Medien unter Berufung auf Reisedaten und eine in Berlin lebende Ukrainerin.
Eine weitere Reise nach Dänemark soll seine Ehefrau offenbar nur eine Woche, nachdem am 21. Juni ein europäischer Haftbefehl gegen ihn nach Polen übermittelt worden war, storniert haben. Kurz darauf habe sich der mutmaßliche Saboteur in die Ukraine abgesetzt, hieß es. Der Beschuldigte ließ eine Anfrage zu den Vorgängen unbeantwortet.
Der Fall ist inzwischen zu einem Politikum geworden. Eigentlich hätten polnische Behörden den europäischen Haftbefehl gegen ihn sofort vollstrecken müssen. Stattdessen sollen hochrangige polnische Politiker ihren deutschen Kollegen am Rande der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen Anfang Juli mitgeteilt haben, dass man die Festnahme nicht vornehmen werde, berichtet der „Spiegel“. Inzwischen geht man demnach in Sicherheitskreisen davon aus, dass der Beschuldigte vor einer drohenden Festnahme gewarnt worden sein könnte. Dahinter sollen polnische Stellen stecken, hieß es weiter.
Der mutmaßliche Saboteur soll die Grenze zwischen Polen und der Ukraine am 6. Juli in einem Fahrzeug mit diplomatischen Kennzeichen überquert haben, so der Bericht. Der Wagen soll danach der ukrainischen Botschaft in Warschau zuzuordnen sein.
Ein Sabotage-Kommando hatte im September 2022 die in der Ostsee verlaufenden Nord-Stream-Pipelines gesprengt und dabei drei der vier Röhren zerstört. Die Ermittler von Bundesanwaltschaft, Bundeskriminalamt und Bundespolizei gehen davon aus, dass Ukrainer hinter der Attacke stecken.
Foto: Hinweisschild Nord Stream 2 (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
Foto/Quelle: dts