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StartWirtschaftAufträge und Umsatz am Bau brechen ein - Jobabbau droht

Aufträge und Umsatz am Bau brechen ein – Jobabbau droht

Berlin, 24. Feb – Das Neugeschäft und die Umsätze der deutschen Baubranche sind 2022 im Zuge steigender Zinsen und höherer Kosten eingebrochen. Die anhaltende Krise vor allem beim Wohnungsbau könnte erstmals seit über einem Jahrzehnt unterm Strich wieder zu Entlassungen am Bau führen, sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa vom Verband ZDB am Freitag. Die Betriebe arbeiteten zwar noch ihre Auftragspolster ab. „Aber die Zeichen stehen auf Sturm“ und die Aufträge im Wohnungsbau seien „im freien Fall“. Es bestehe auch für die Branche die erhebliche Gefahr, „den Beschäftigtenstand nicht halten zu können“. 

Jobverluste hat es in der bisher gut laufenden Bauwirtschaft schon lange nicht mehr gegeben. Nach dem Ende des Booms in Folge der Wiedervereinigung halbierte sich die Zahl der Arbeitsplätze von rund 1,4 Millionen etwa. „Die Baubranche hat in den letzten zwölf Jahren aber rund 200.000 Beschäftigte neu eingestellt, um die enorme Baubedarfe bei Wohnungen, Schulen und Infrastruktur realisieren zu können“, sagte Pakleppa. Allein 2022 stieg die Zahl der Belegschaft im Bauhauptgewerbe um gut 15.000 auf rund 927.000. Der Verband der Bauindustrie (HDB) rechnet für dieses Jahr mit einer Stagnation im Jahresschnitt. 

Die Erlöse der Branche fielen im vergangenen Jahr real – also inflationsbereinigt – um 5,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Wegen höherer Baupreise stiegen die Umsätze im Bauhauptgewerbe in nominaler Rechnung allerdings um fast zehn Prozent und erreichten mit 108,9 Milliarden Euro einen Rekord. Die Statistik umfasst alle Betriebe mit 20 oder mehr Beschäftigten. Die Aufträge lagen real und kalenderbereinigt um 9,6 Prozent unter dem Niveau von 2021, nominal mit einem Volumen von 99,1 Milliarden Euro aufgrund der stark gestiegenen Baupreise indes 4,8 Prozent über dem Vorjahr.

„WER EINMAL GEHT, DER IST WEG“

„Die nominalen Zuwächse wurden 2022 durch die starken Materialpreissteigerungen mehr als aufgezehrt“, sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller zum Umsatz. „Für 2023 sind wir sogar noch pessimistischer: Wir erwarten einen preisbereinigten Umsatzrückgang von sechs Prozent.“ 

Die gesamten Bauinvestitionen sanken Ende 2022 zum Sommer um 2,9 Prozent und damit das dritte Quartal in Folge. Neben den gestiegenen Baukosten bremsen die durch die geldpolitische Wende der Europäischen Zentralbank massiv gestiegenen Kreditzinsen den Wachstumstreiber Wohnungsbau. Denn für private Häuslebauer ist der Traum der eigenen vier Wände immer schwieriger zu finanzieren. Auch Investoren ziehen es sich mangels Rendite zurück. Der Wohnungsbau werde damit zur Bremse für die gesamte Konjunktur, erläuterte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor beim gewerkschaftsnahen IMK-Institut. „Zwar sind derzeit die Auftragsbücher der Bauindustrie noch gefüllt, da sich aber absehbar keine Besserung bei den Neuaufträgen abzeichnet, drohen der Branche bald Jobverluste und Unternehmenspleiten.“

Die Gewerkschaft IG BAU appellierte an Bund und Länder, den Bau intensiver zu fördern. Die Unternehmen dürften jetzt nicht den Fehler machen, Bauarbeiter nach Hause zu schicken. Denn die in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaute Kapazität am Bau sei eine wertvolle Ressource. „Wer einmal geht, der ist weg.“

Die Bundesregierung hat erst vor kurzem ihr Ziel aufgegeben, dass jährlich 400.000 Wohnungen gebaut werden. Experten zufolge ist die Lage am Immobilienmarkt derzeit dramatisch: Demnach fehlen in den nächsten Jahren rund 700.000 Wohnungen.

Aufträge und Umsatz am Bau brechen ein – Jobabbau droht

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Jörg Felix auf Pixabay

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