Berlin, 26. Apr – Die Arbeitskosten in Deutschland sind im vergangenen Jahr schneller gestiegen als in der Europäischen Union insgesamt. Arbeitgeber des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs zahlten 2022 durchschnittlich 39,50 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das sind 2,10 Euro oder 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr, während der EU-weite Anstieg 5,2 Prozent betrug. Bei den Arbeitskosten verharrt Deutschland seit dem Jahr 2019 auf Platz sieben innerhalb der 27 Mitgliedsstaaten zählenden EU. Sie liegen um rund 30 Prozent über dem EU-Schnitt von 30,50 Euro.
Am teuersten ist demnach Arbeit in Luxemburg mit 50,70 Euro je Stunde. Auch Dänemark (46,80 Euro), Belgien (43,50), Frankreich (40,80), die Niederlande (40,50) und Schweden (40,10) liegen noch vor der Bundesrepublik. Am Ende der Tabellen findet Bulgarien mit 8,20 Euro wieder.
Im Verarbeitenden Gewerbe kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland im vergangenen Jahr durchschnittlich 44,00 Euro. „In diesem Wirtschaftsabschnitt waren die Arbeitskosten in Deutschland im EU-Vergleich die vierthöchsten“, betonten die Statistiker. Sie lagen damit um 44 Prozent über dem EU-Durchschnitt von 30,50 Euro. Bei den marktbestimmten Dienstleistungen findet sich Deutschland mit 38,00 Euro pro Arbeitsstunde EU-weit auf dem sechsten Rang. Die Arbeitskosten liegen hier um 26 Prozent über dem EU-Schnitt.
„Für dieses Jahr könnte sich eine Beschleunigung ergeben“, sagte Ökonom Christoph Schröder vom arbeitgebernahen Institut der deutsche Wirtschaft (IW) mit Blick auf die Industrie. In den beschäftigungsstarken Industriebranchen – wie der Metall- und Elektro- sowie der Chemieindustrie – in denen die für den Arbeitgeber sozialabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro voll ausgeschöpft wurden, wirkten die vereinbarten Lohnerhöhungen nur vorübergehend. „Daher ist zu vermuten, dass von den bereits abgeschlossenen Tarifverträgen in diesem Jahr keine zusätzliche Gefahr für die durch die stark gestiegenen Energiepreise ohnehin belastete Wettbewerbsfähigkeit ausgeht“, sagte Schröder.
Die Arbeitskosten je geleisteter Stunde haben sich in den vergangenen zehn Jahren in der Europäischen Union sehr unterschiedlich entwickelt. Bulgarien (+141,2 Prozent), Rumänien (+131,7), Litauen (+122,0) und Lettland (+103,3) verzeichneten von 2012 bis 2022 die höchsten prozentualen Anstiege – ausgehend allerdings von niedrigem Niveau. Die absoluten Arbeitskosten je Stunde erhöhten sich mit 15,40 Euro in Luxemburg am stärksten. Die geringsten Anstiege waren in Schweden mit 2,80 Euro beziehungsweise 7,5 Prozent und in Italien mit 1,70 Euro beziehungsweise 6,1 Prozent zu beobachten. Griechenland weist im Zehnjahresvergleich als einziges Land geringere durchschnittliche Arbeitskosten aus als zehn Jahre zuvor (-7,6 Prozent bzw. -1,20 Euro). Deutschland lag in diesem Vergleich mit einem Anstieg von 29,5 Prozent oder 9,00 Euro über dem EU-Schnitt von plus 25,0 Prozent beziehungsweise 6,10 Euro.
Arbeitskosten in Deutschland liegen 30 Prozent über EU-Schnitt
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von trigidey auf Pixabay
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