Freitag, April 19, 2024
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Anlegern steht schwierige Bilanzsaison bevor

Frankfurt, 08. Jul (Reuters) – Die Talfahrt der Börsen ist Experten zufolge noch nicht zu Ende. „Die Sicherheit der Energieversorgung ist nicht geregelt, die Inflation ist außer Kontrolle geraten, im Osten Europas tobt ein Krieg und die Menschen halten ihr Geld zusammen“, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die anlaufende Bilanzsaison werde die Stimmung kaum aufhellen. „Ein Unternehmen nach dem anderen folgt jetzt mit der Ankündigung, dass der Gewinn in diesem Jahr nicht mehr dort landen wird, wo er vielleicht noch vor wenigen Monaten prognostiziert wurde.“ 

Eine Rezession in den kommenden Monaten werde zum Basis-Szenario, schreiben die Analysten des Vermögensverwalters Muzinich & Co. „Für die zweite Jahreshälfte besteht das Risiko, dass der Inflationsdruck nicht entsprechend den Erwartungen der Zentralbanken nachlässt und eine immer stärkere Straffung der Politik erzwingt. Die Kaufkraft der privaten Haushalte und die Vitalität der Unternehmen werden wahrscheinlich unter Druck geraten. Dies wird zu geringeren Ausgaben, Personaleinstellungen und Investitionen führen.“ 

Vor diesem Hintergrund verlor der Dax nach einer Berg- und Talfahrt in den vergangenen Tagen insgesamt ein knappes halbes Prozent. Damit stand er vor dem sechsten Wochenverlust in Folge. Das ist die längste Serie seit elf Jahren. Im Vergleich zu ihren Rekordhochs im Januar haben die weltweiten Aktienmärkte insgesamt mehr als 20 Billionen Dollar an Marktkapitalisierung eingebüßt. Das entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA. 

STARTSCHUSS FÜR US-BILANZSAISON

Traditionell läuten die US-Großbanken die dortige Bilanzsaison ein. Den Anfang machen JPMorgan und Morgan Stanley am Donnerstag. Am Tag darauf folgen unter anderem Citigroup und Wells Fargo. Die Gewinnerwartungen seien zu hoch, sagt Dan Genter, Chef des Vermögensverwalters Genter Capital. „In den kommenden beiden Wochen werden alle damit beginnen, ihre Prognosen zu senken.“ Daher müsse mit Kursturbulenzen gerechnet werden. 

Allerdings könnten langfristig orientierte Anleger Chancen wittern, gibt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners zu bedenken. „Stabile oder gar steigende Unternehmensgewinne könnten bei den aktuell günstigen Kursen doch den einen oder anderen an den Markt und in Aktien locken.“ Außerdem seien sind die ersten beiden Juli-Wochen historisch betrachtet für den breit gefassten US-Index S&P 500.SPX die besten eines Börsenjahres. 

US-INFLATION UND „BEIGE BOOK“ IM BLICK

Da der Kampf der Notenbank gegen die Inflation und dessen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft weiterhin für reichlich Gesprächsstoff sorgen, blicken Börsianer gespannt auf die anstehenden Inflationsdaten am Mittwoch. Dann werden sowohl die endgültigen Zahlen für Deutschland sowie diejenigen für die USA bekanntgegeben. Bei Letzteren erwarte er ein 40-Jahres-Hoch von 8,8 Prozent im Jahresvergleich, prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. „In den nächsten Monaten dürfte die Inflation sogar über neun Prozent klettern.“ 

Von diesen Daten und dem kurz darauf veröffentlichten Konjunkturbericht der US-Notenbank („Beige Book“) versprechen sich Investoren Rückschlüsse auf die Geldpolitik der Fed. Derzeit rechnen sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 82 Prozent mit einer erneuten Anhebung des Leitzinses Ende Juli um 0,75 Prozentpunkte. 

Unabhängig davon verfallen am Freitag Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Anlegern steht schwierige Bilanzsaison bevor

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Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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