Frankfurt, 14. Nov (Reuters) – Die Aussicht auf behutsamere Zinserhöhungen in den USA und eine Lockerung der Pandemie-Beschränkungen in China stimmt die Anleger in Europa weiterhin optimistisch. Dax und EuroStoxx50 zogen am Montag um jeweils rund ein halbes Prozent auf 14.313 und 3887 Punkte an. „Den Aktienmarkt trägt zum einen die Zuversicht, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat und die Fed nicht allzu weit davon entfernt ist, die Zinserhöhungen zu unterbrechen“, sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Online-Broker CMC Markets. Unterstützend sei auch, dass sich das Wirtschaftswachstum nicht so schlecht entwickelt habe wie noch im Sommer angenommen.
Dagegen traten die Anleger an der Wall Street zum Wochenanfang auf die Bremse. Mit einem Minus von knapp einem Prozent gab der technologielastige Nasdaq-Index nach der Rally am stärksten nach. Verschnupft reagierten Börsianer auf Äußerungen von Fed-Gouverneur Christopher Waller. Dieser hatte Investoren ermahnt, stärker auf den „Endpunkt“ der Zinserhöhungen zu achten, als auf das Tempo der einzelnen Schritte. Den Endpunkt sieht der US-Währungshüter erst „in weiter Ferne“.
Damit dämpfte Waller etwas die Euphorie, die der nachlassende Preisdruck in den USA vergangene Woche ausgelöst hatte. Vor diesem Hintergrund stabilisierte sich auch der Dollar-Index=USD, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, bei 106,88 Punkten. Ende vergangener Woche hatte er als Reaktion auf die US-Inflationsdaten 3,6 Prozent verloren, so stark wie zuletzt vor 13-1/2 Jahren.
KRYPTOMARKT VERSUCHT SCHADENSBEGRENZUNG
Unter Druck blieb unterdessen der Kryptowährungsmarkt. Nach dem Kollaps der Kryptowährungsbörse FTX ringt die Branche um Stabilisierung. „Die Ansteckungsrisiken für weitere Unternehmen innerhalb der Branche sind und bleiben akut“, warnte Analyst Timo Emden von Emden Research. Anleger seien dezeit „im Faktencheck“ und fürchteten weitere Turbulenzen. Nach der Pleite wurden auch innerhalb der Branche die Rufe nach einer strengeren Regulierung lauter.
Im Sog der FTX-Turbulenzen haben die beiden führenden Cyber-Devisen BitcoinBTC= und EthereumETH= in den vergangenen Tagen jeweils rund 20 Prozent verloren. Zum Wochenstart verbilligte sich Bitcoin in der Spitze um knapp sechs Prozent auf 15.796 Dollar, Ethereum um fast acht Prozent auf bis zu 1170 Dollar. Am Freitag hatte FTX, nach Handelsvolumen bis dahin weltweit die Nummer fünf der Kryptowährungsbörsen, Insolvenz angemeldet.
INFINEON ZÜNDET – MORPHOSYS KOLLABIERT
Bei den Einzelwerten spürt InfineonIFXGn.DE unterdessen kräftigen Rückenwind durch den Ausbau der Elektromobilität, autonomes Fahren, erneuerbare Energien, Rechenzentren und das sogenannte Internet der Dinge. Nach überraschend starken Umsatz- und Gewinnzahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr schossen die Aktien des Chipherstellers um fast acht Prozent auf 31,50 Euro nach oben. Infineon kündigte weiter an, für fünf Milliarden Euro ein neues Werk in Dresden zu bauen und schraubte seine langfristigen Wachstumsziele nach oben. Das neue Halbleiter-Werk ist die größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte.
Dagegen brockte Roche ein erneuter Forschungsrückschlag an der Börse in Zürich ein Minus von rund vier Prozent ein. Nachdem ein Alzheimer-Medikament des Pharmakonzerns bei Tests enttäuscht hatte, traf es MorphosysMORG.DEnoch härter. Die Titel der deutschen Biotech-Firma, auf deren Technologie das Mittel basiert, brachen um rund 30 Prozent ein. „Die letzte Hoffnung für Morphosys ist zerstört“, kommentierte ein Börsianer die Test-Ergebnisse.
Angehobene Gesamtjahresziele trieben dagegen InformaINF.L an. Die Aktien des Seminar-Veranstalters stiegen in London um rund sechs Prozent. Dank einer anziehenden Nachfrage hob das Unternehmen sowohl die Ziele für den operativen Gewinn als auch den Umsatz an. Die Analysten der Credit Suisse erwarteten zudem für 2023 Anhebungen der Seminargebühren.
Anleger in Europa wagen sich weiter voran – Infineon glänzt
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Talpa auf Pixabay
Hier findet ihr den aktuellen Livestream zum Thema Web3 NFT Metaverse Talk