Frankfurt, 07. Nov – Anleger in Europa und den USA hoffen trotz eines Dementis weiter auf eine Lockerung der strikten Corona-Restriktionen in China. Die Verteidigung der Null-Covid-Politik durch die chinesische Gesundheitsbehörde am Wochenende sorgte zwar für Ernüchterung. Investoren ließen sich aber nicht aus dem Tritt bringen und griffen bei Aktien zu. Der Dax schloss am Montag 0,6 Prozent höher mit 13.533 Punkten, der EuroStoxx50 stieg um 0,5 Prozent auf 3706 Zähler. In den USA stieg der Dow-Jones-Index der Standardwerte im frühen Handel um 0,2 Prozent auf 32.454 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,3 Prozent auf 3780 Zähler und der Index der Technologiebörse Nasdaq 0,4 Prozent auf 10.516 Stellen.
Für positive Impulse sorge der anhaltende Aufwärtstrend an den Aktienmärkten in China, sagte ein Händler. „Das signalisiert aus meiner Sicht einen anhaltenden Optimismus für das baldige Abrücken Chinas von der Null-Covid-Politik, auch wenn betont wurde, dass unmittelbar nichts ansteht.“ Die chinesische Gesundheitsbehörde hatte am Wochenende mitgeteilt, das Land werde an der „dynamischen Beseitigung“ von Covid-19-Fällenfesthalten, sobald diese auftauchten. Dieselben Beamten kritisierten jedoch auch einige Regionen für ihre „pauschalen“ Abriegelungen und versprachen, solche Mängel zu beheben. Dies ließ Anleger auf graduelle Lockerungen bei den strikten Corona-Restriktionen in der Volksrepublik zumindest nach den Wintermonaten hoffen.
„Es scheint eine wachsende Tendenz auf lokaler Ebene zu geben, einen gezielteren Ansatz bei der Umsetzung von Null Covid zu verfolgen“, sagte Yanzhong Huang, ein Gesundheitsexperte beim Council on Foreign Relations. Zudem hat China vor kurzem damit begonnen, den vermutlich weltweit ersten inhalierbaren Covid-Impfstoff auf den Markt zu bringen, der dazu beitragen könnte, die vor allem unter älteren Chinesen verbreitete Impfmüdigkeit zu verringern.
REISEWERTE IM AUFWIND – DOLLAR GIBT NACH
Die Zuversicht wurde auch durch Hinweise der chinesischen Regierung verstärkt, möglicherweise die Ein- und Ausreise in die Hauptstadt zu erleichtern. Reisewerte profitierten zudem von dem positiven Ausblick von Europas größtem Billigflieger Ryanair. Die Fluggesellschaft rechnet für die kommenden Jahre mit einem sehr starken Passagier- und Preiswachstum, da Kunden von teureren Rivalen abwanderten. Die rasante Erholung der Reisenachfrage nach der Corona-Krise bescherte Ryanair im wichtigen Sommerhalbjahr einen Rekordgewinn von 1,37 Milliarden Euro. Ryanair-Aktien zogen bis zu sechs Prozent an.
US-ZWISCHENWAHLEN IM FOKUS
An der Wall Street rückten die am Dienstag anstehenden US-Kongresswahlen in den Fokus. Analysten rechnen damit, dass die Republikaner das Repräsentantenhaus und möglicherweise auch den Senat gewinnen, was die Agenda des demokratischen US-Präsidenten Joe Biden ausbremsen würde. „Eine gespaltene Regierung ist in der Regel gut für die Aktienmärkte, weil dadurch bestimmte politische Veränderungen etwas ins Stocken geraten“, konstatierte Daniela Hathorn, Marktanalystin bei Capital.com.
Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gab um 0,4 Prozent auf 110,61 Punkte nach. Im Gegenzug zog der Euro leicht auf 0,9971 Dollar an. Das britische Pfund verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1,1429 Dollar. Eine Umfrage zeigte, dass sich die Stimmung der Investoren in der Eurozone im Novemberaufgehellt hat. Hintergrund ist die Hoffnung, dass die zuletzt milden Temperaturen und sinkenden Energiepreise Gasrationierungen in diesem Winter verhindern werden.
PFEIFFER VACUUM ELEKTRISIERT – GSK ENTTÄUSCHT
Bei den Einzelwerten zogen Pfeiffer Vacuum um 25 Prozent auf 172,60 Euro an. Die Aussicht auf ein Pflichtangebot und eine Garantiedividende elektrisierte die Anleger, nachdem Mehrheitsaktionär Busch mitgeteilt hatte, den hessischen Vakuumpumpen-Hersteller enger an die Kandare nehmen zu wollen. Busch hält über die Pangea GmbH nach eigenen Angaben schon 63,7 Prozent der Anteile. Beim Abschluss eines Beherrschungsvertrages muss der Großaktionär ein Pflichtangebot abgeben.
Dagegen gaben Metro 2,75 Prozent nach. Anleger ließen die Titel des Großhandelskonzerns nach der Herabstufung von Jefferies auf „Underperform“ von zuvor „Hold“ links liegen. Die Analysten sahen unter anderem die Risiken aus dem Restaurantgeschäft nicht ausreichend berücksichtigt, da Verbraucher wegen des Drucks auf die Lebenshaltungskosten das Geld zusammenhalten müssen.
An der Börse in London rutschten GSK über vier Prozent ab, nachdem der britische Pharma-Konzern bei einer Studie zu seinem Krebsmittel Blenrep einen Rückschlag erlitt.
Anleger in Europa und USA klammern sich an China-Hoffnungen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Marcin auf Pixabay
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