Frankfurt, 28. Feb (Reuters) – Der Ukraine-Krieg und die verschärften Sanktionen des Westens gegen Russland setzen Europas Aktienmärkte unter Druck. Vor allem Bank-Aktien müssen Federn lassen.
Die Aussicht auf höhere Rüstungsausgaben des Westens verhelfen hingegen Waffen-Produzenten zu Rekord-Kurssprüngen. Dennoch geben die Anleger die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung nicht auf. Beim Dax stabilisierten sich die Verluste am Montag bei rund einem Prozent auf 14.413 Punkte. Der EuroStoxx50 gab knapp zwei Prozent auf 3910 Zähler nach. An der Wall Street notierten der Dow Jones.DJI sowie der breiter gefasste S&P 500 knapp ein Prozent schwächer.
„Die EU-Sanktionen sind so austariert, dass sie den Druck auf Russland maximieren und den Schaden für den Westen minimieren“, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. Eine Panik sei bei den Anlegern nicht zu erkennen. „Es scheint, als sei es gelungen, Russland mit den Maßnahmen finanziell zu isolieren, ohne Ansteckungseffekte auf die westlichen Märkte zu fördern.“
HOFFEN AUF VERHANDLUNGSERFOLG
Fest im Blick hatten Investoren die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Vier Tage nach Beginn der russischen Invasion haben Unterhändler beider Seiten erste Gespräche über eine Waffenruhe an der ukrainisch-belarussischen Grenze aufgenommen.
Ziel der Gespräche sei ein unmittelbarer Waffenstillstand und der Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine, erklärte das Büro des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Das russische Präsidialamt hat eine Stellungnahme abgelehnt, was die Regierung mit den Gesprächen erreichen will. Dessen ungeachtet setzten die russischen Streitkräfte ihre Offensive in der Ukraine fort.
Nach oben geschraubte Militärausgaben katapultierten Rüstungsfirmen nach oben. So will Deutschland einmalig 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr stecken und künftig jährlich mehr als zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben.
Dies bescherte Rheinmetall einen Rekord-Kurssprung von knapp 50 Prozent. Die Aktien des Herstellers des „Leopard 2“-Panzers notierten mit 160 Euro zeitweise so hoch wie nie. Die Titel des Rüstungselektronik-Anbieters Hensoldt stiegen in der Spitze um fast 90 Prozent und die seines Großaktionärs Leonardo um rund 18 Prozent. In London gewannen die Papiere von BAE Systems bis zu 16 Prozent auf ein Rekordhoch von 756 Pence. In Paris legten die Aktien von Thales etwa 16 Prozent zu.
BANK-AKTIEN FLIEGEN AUS DEPOTS
Dagegen rutschte der europäische Banken-Index um rund fünf Prozent ab. Zu den größten Verlierern zählten hier Institute mit einem großen Russland-Geschäft. So fielen die Titel der österreichischen Raiffeisen Bank um bis zu 20,2 Prozent.
Die Papiere der HVB-Mutter UniCredit notierten knapp 13 Prozent schwächer. „Der Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Zahlungsverkehr bedeutet, dass diese Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen können“, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Mit EU-weit 75 Milliarden Dollar seien diese Außenstände aber überschaubar.
Am Devisenmarkt ging der Rubel in den freien Fall über. Im Gegenzug stieg der Dollar im russischen Inlandshandel um mehr als 31 Prozent auf ein Rekordhoch von 109,19 Rubel. Das ist der größte Kurssprung seiner Geschichte.
Daran änderte auch eine außerplanmäßige Verdoppelung des Leitzinses auf 20 Prozent durch die russische Notenbank nichts. Parallel dazu büßten russische Staatsanleihen mehr als die Hälfte ihres Wertes ein. Dadurch verdoppelte sich die Rendite der Bonds mit Laufzeiten bis 2024 und 2043 auf 17,073 beziehungsweise 20,003 Prozent.
Da der Moskauer Aktienmarkt geschlossen blieb, konzentrierte sich der Ausverkauf auf im Ausland börsennotierte Fonds russischer Werte. So stürzten die ETFs von JPMorgan, iShares und Van zwischen 19 und 28 Prozent ab.
Bundesanleihen standen dagegen als „sicherer Hafen“ hoch im Kurs. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu 0,154 Prozent. Gold war ebenfalls gefragt. Mit einem Plus von zeitweise 2,2 Prozent auf 1928,32 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) steuerte das Edelmetall auf den größten Tagesgewinn seit etwa einem Jahr zu.
FURCHT VOR LIEFERAUSFÄLLEN BLEIBT
Bei anderen Rohstoffen treibe die Furcht vor Lieferausfällen die Preise, sagte Stephen Innes, Partner beim Vermögensverwalter SPI. So legte die Rohöl-Sorte BrentLCOc1 aus der Nordsee zeitweise bis zu 7,3 Prozent auf 105,07 Dollar je Barrel (159 Liter) zu.
Der europäische Terminkontrakt auf Erdgas stieg um bis zu 35 Prozent auf 125 Euro je Megawattstunde, lag damit aber noch rund 50 Prozent unter seinem Höchstwert vom Dezember. Für eine Drosselung oder gar Einstellung russischer Gas-Exporte nach Europa gebe es bislang keinen Anhaltspunkt, gab Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch zu bedenken.
Anleger in Europa auf der Hut – Rally bei Rüstungswerten
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.