Frankfurt, 12. Okt – In Erwartung weiterer Hinweise auf die US-Geldpolitik fassen Investoren europäische Aktien nur mit spitzen Fingern an. Außerdem sorgten widersprüchliche Informationen zu den Anleihekäufen der Bank von England (BoE) für Konfusion. Der Dax notierte am Mittwochabend 0,4 Prozent tiefer bei 12.172,26 Punkten und der EuroStoxx50 knapp im Minus bei 3337,08 Zählern. Der US-Standardwerteindex Dow Jones legte dagegen 0,5 Prozent zu.
Zwar deuteten die schlechte Grundstimmung und die recht günstigen Bewertungen auf eine baldige Erholung der Kurse hin, schrieben die Analysten des Research-Hauses BCA. „Der Konjunkturausblick sorgt aber für heftigen Gegenwind, der die Gewinne der europäischen Firmen weiter beeinträchtigen könnte.“
Da die Geldpolitik der US-Notenbank ein wichtiger Faktor für die Aussichten der Weltwirtschaft ist, warteten Börsianer gespannt auf die Veröffentlichung der Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung. „Sie wird darin voraussichtlich die Basis für die vierte Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte in Folge legen“, prognostizierte Michael Brown, Manager beim Finanzdienstleister Caxton. Hierzu passte der überraschend deutliche Anstieg der US-Erzeugerpreise.
ERST HÜ, DANN HOTT, DANN WIEDER HÜ – DANN DOCH HOTT?
Alles andere als im Klaren waren sich Anleger dagegen über die Geldpolitik der BoE. So hatte Notenbank-Chef Andrew Bailey für Freitag das Ende der aktuellen Not-Anleihekäufe angekündigt. Der „Financial Times“ zufolge signalisierte die Zentralbank Kreditgebern allerdings, für weitere Geldspritzen bereit zu stehen. Dies wurde von der BoE jedoch zurückgewiesen.
Daraufhin warfen Investoren britische Staatsanleihen aus den Depots. Im Gegenzug stieg die Rendite der 20-jährigen Gilts auf ein 20-1/2-Jahres-Hoch bei 5,195 Prozent. Ihre deutschen Pendants rentierten mit 2,643 Prozent so hoch wie zuletzt vor knapp neun Jahren. Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Pensionsfonds-Anbieter wie Aviva, Legal & General und Prudential, deren Aktien jeweils etwa drei Prozent verloren. Die Branche gilt als Haupt-Leidtragende der jüngsten Kursturbulenzen an den Bond-Märkten.
Gefragt war dagegen das Pfund Sterling, das sich um 1,2 Prozent auf 1,1096 Dollar verteuerte. Anleger glaubten den Beteuerungen der Notenbank offenbar nicht, sagte Anlagestratege Ben Laidler vom Online-Broker eToro. „Es ist unvorstellbar, dass die Bank of England bei anhaltenden Spannungen am Bondmarkt nicht weiterhin zumindest ein gewisses Maß an Unterstützung bietet.“
BASF PUNKTET MIT SPARPROGRAMM – PEPSI HEBT PROGNOSEN AN
Bei den Unternehmen rückte am frühen Nachmittag BASF in den Mittelpunkt. Der Chemiekonzern gab wegen Abschreibungen einen überraschend deutlichen Rückgang des Quartalsgewinns bekannt. Gleichzeitig kündigte er aber ein Sparprogramm mit einem Volumen von 500 Millionen Euro jährlich an. Auf seine Gesamtjahresprognosen werde die Gewinnwarnung voraussichtlich kaum Einfluss haben, kommentierte Analyst Rob Hales vom Research-Haus Morningstar. Er halte die Aktie ohnehin für unterbewertet. Sie schloss 1,6 Prozent im Plus bis 42,14 Euro.
Gefragt waren auch die Titel von Pepsi, die sich um knapp fünf Prozent verteuerten. Dank einer robusten Nachfrage und Preiserhöhungen peilt der Getränke- und Knabberartikel-Anbieter ein Umsatzplus von zwölf statt bislang zehn Prozent an. Der Gewinn werde voraussichtlich bei 6,73 statt 6,63 Dollar je Aktie liegen. Pepsi habe mit dem Quartalsergebnis die gestiegenen Erwartungen übertroffen, lobte Analyst Kevin Grundy von der Investmentbank Jefferies. Auf dieser Basis erschienen die Ziele für 2022 konservativ.
Anleger auf Richtungssuche – Verwirrung um BoE
Quelle: Reuters
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