Frankfurt, 12. Okt – In Erwartung weiterer Hinweise auf die US-Geldpolitik fassen Investoren europäische Aktien nur mit spitzen Fingern an. Außerdem sorgten widersprüchliche Informationen zu den Anleihekäufen der Bank von England (BoE) für Konfusion. Dax und EuroStoxx50 fielen am Mittwoch um jeweils 0,3 Prozent auf 12.175 beziehungsweise 3325 Punkte.
Zwar deuteten die schlechte Grundstimmung und die recht günstigen Bewertungen auf eine baldige Erholung der Kurse hin, schrieben die Analysten des Research-Hauses BCA. „Der Konjunkturausblick sorgt aber für heftigen Gegenwind, der die Gewinne der europäischen Firmen weiter beeinträchtigen könnte.“
Da die Geldpolitik der US-Notenbank ein wichtiger Faktor für die Aussichten der Weltwirtschaft ist, warteten Börsianer gespannt auf die Veröffentlichung der Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung. „Sie wird darin voraussichtlich die Basis für die vierte Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte in Folge legen“, prognostizierte Michael Brown, Manager beim Finanzdienstleister Caxton. Hierzu passte der überraschend deutliche Anstieg der US-Erzeugerpreise.
ERST HÜ, DANN HOTT, DANN WIEDER HÜ – DANN DOCH HOTT?
Alles andere als im Klaren waren sich Anleger dagegen über die Geldpolitik der BoE. So hatte Notenbank-Chef Andrew Bailey für Freitag das Ende der aktuellen Not-Anleihekäufe angekündigt. Der „Financial Times“ zufolge signalisierte die Zentralbank Kreditgebern allerdings, für weitere Geldspritzen bereit zu stehen. Dies wurde von der BoE jedoch zurückgewiesen.
Daraufhin warfen Investoren britische Staatsanleihen aus den Depots. Im Gegenzug stieg die Rendite der 20-jährigen Gilts auf ein 14-1/2-Jahres-Hoch von 5,141 Prozent. Ihre deutschen Pendants rentierten mit 2,607 Prozent so hoch wie zuletzt vor knapp neun Jahren. Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Pensionsfonds-Anbieter wie Aviva, Legal & General und Prudential, deren Aktien bis zu 2,6 Prozent verloren. Die Branche gilt als Haupt-Leidtragende der jüngsten Kursturbulenzen an den Bond-Märkten.
Gefragt war dagegen das Pfund Sterling, das sich um 0,7 Prozent auf 1,1039 Dollar verteuerte. Anleger glaubten den Beteuerungen der Notenbank offenbar nicht, sagte Anlagestratege Ben Laidler vom Online-Broker eToro. „Es ist unvorstellbar, dass die Bank of England bei anhaltenden Spannungen am Bondmarkt nicht weiterhin zumindest ein gewisses Maß an Unterstützung bietet.“
BASF PUNKTET MIT SPARPROGRAMM – PHILIPS AUF TALFAHRT
Bei den Unternehmen rückte am frühen Nachmittag BASF in den Mittelpunkt. Der Chemiekonzern gab wegen Abschreibungen einen überraschend deutlichen Rückgang des Quartalsgewinns bekannt. Gleichzeitig kündigte er aber ein Sparprogramm mit einem Volumen von 500 Millionen Euro jährlich an. Die Aktie baute daraufhin ihre Gewinne aus und stieg um 2,7 Prozent.
Abschreibungen verhagelten auch Philips die Bilanz. Die Medizintechnik-Firma warnte vor einem Gewinneinbruch um 60 Prozent. Damit werde es schwer, die Ziele für 2025 zu erreichen, kommentierten die Analysten der ING Bank. Philips-Papiere fielen zeitweise um knapp zwölf Prozent auf ein Zehneinhalb-Jahres-Tief von 13,68 Euro.
Anleger auf Richtungssuche – Verwirrung um BoE
Quelle: Reuters
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