Frankfurt, 14. Feb (Reuters) – Die Furcht vor einem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat Europas Aktienmärkte zum Wochenstart auf Talfahrt geschickt. Der Dax rutschte am Montag zeitweise unter die Marke von 15.000 Punkte, bevor er einen Teil der Verluste wieder wett machte und zwei Prozent schwächer mit 15.114 Punkten aus dem Handel ging. Der EuroStoxx50 rutschte 2,2 Prozent auf 4064 Zähler ab. „Das Letzte, was die Börse jetzt braucht, ist ein Krieg mit nicht wirklich abschätzbaren negativen wirtschaftlichen Folgen“, sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Handelshaus CMC Markets.
Die Erleichterung darüber, dass der russische Außenminister Sergej Lawrow Präsident Wladimir Putin weitere Verhandlungen empfohlen hat, um vom Westen Sicherheitsgarantien zu erhalten, beruhigte im Handelsverlauf etwas die Gemüter. „Das hat einige Bedenken zerstreut und dem Markt ein wenig Hoffnung gegeben, dass das Problem mit der Ukraine vielleicht auf diplomatischem Wege gelöst werden könnte“, sagte Robert Pavlik, Portfolio Manager bei Dakota Wealth.
An der Wall Street zeigten sich die US-Indizes unterdessen uneinheitlich. Während der Dow-Jones-Index ein halbes Prozent nachgab, zog der Index der Technologiebörse Nasdaq ein halbes Prozent an. Nach einer Warnung der Vereinigten Staaten, dass Russland jederzeit in die Ukraine einmarschieren und einen überraschenden Vorwand für einen Angriff schaffen könnte, waren Anleger weltweit zunächst in Scharen aus riskanten Anlagen geflohen.
Dagegen waren als „sicherer Hafen“ geltende Staatsanleihen gefragt. Dies drückte etwa die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 0,238 Prozent. Auch bei der Weltleitwährung griffen Anleger zu, woraufhin der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,4 Prozent anzog.
Nervös machte Investoren auch der erneute Anstieg der Energiepreise. So stieg der europäische Erdgas-Terminkontrakt um bis zu 13 Prozent auf 84,20 Euro je Megawattstunde. Gerade Russland ist ein wichtiger Lieferant dieses Energieträgers. Spekulationen auf Lieferausfälle trieben auch den Ölpreis in die Höhe. Die Sorte Brent aus der Nordsee kostete mit 96,16 Dollar je Barrel (159 Liter) zeitweise so viel wie zuletzt vor siebeneinhalb Jahren, bevor der Preis auf 94,63 nachgab. „Wenn es Truppenbewegungen gibt, wird der Brent-Preis problemlos über die Marke von 100 Dollar springen“, sagte Analyst Edward Moya vom Brokerhaus Oanda.
RUSSISCHE UND UKRAINISCHE BÖRSEN UNTER DRUCK
Aus den Depots flogen auch russische Wertpapiere. Der Moskauer Index für in Dollar notierte Aktien gab drei Prozent nach. Der Ausverkauf russischer Staatsanleihen trieb die Rendite der zehnjährigen Bonds auf ein Sechs-Jahres-Hoch von 10,17 Prozent. „Es ist sinnvoll, Risiken in Bezug auf Russland so weit wie möglich zu minimieren und sich nicht aktiv in russischen Werten zu engagieren, bis das Risiko eines militärischen Zusammenstoßes verschwunden ist“, sagte Volkswirt Jewgeni Suworow von der CentroCreditBank.
Bei den Einzelwerten gehörten Banken zu den größten Verlierern. Der entsprechende Branchenindex gab mehr als drei Prozent nach. Die Aktien der stark in Russland engagierten Geldhäuser Raiffeisen Bank, Unicredit und Societe Generale (SocGen) büßten zwischen 4,2 und 6,0 Prozent ein. In London verloren die Papiere des Ölkonzerns BP, der am russischen Konkurrenten Rosneft beteiligt ist, vier Prozent.
ZINSANGST NICHT ÜBERWUNDEN – BILANZSAISON MIT WERMUTSTROPFEN
Neben der Ukraine-Krise gebe es als weitere große Ungewissheit die Geldpolitik der US-Notenbank, sagte Matt Siddle, Portfoliomanager bei Fidelity Investments. „Es ist nicht ganz klar, wie die Politik der Fed aussieht. Es ist eine Straffungspolitik, aber es ist nicht klar, wie weit und schnell sie gehen wird.“ Öl ins Feuer goss erneut US-Notenbanker James Bullard, der im Kampf gegen die Inflation erneut eine kräftige Zinserhöhung forderte.
Auch die grundsätzlich positive Bilanzsaison komme mit dem einen oder anderen Wermutstropfen, gab Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zu bedenken. „Während die meisten Unternehmen ihre Erwartungen zum Ergebnis im vierten Quartal zwar erreichen konnten, hat gut die Hälfte irgendeine Warnung im Schlepptau ihre Umsätze, Margen oder Gewinne für das laufende Jahr betreffend. Die Unternehmen spüren, dass sie in Zukunft nicht mehr so einfach in der Lage sein werden, die gestiegenen Preise für Vorprodukte und Rohstoffe eins zu eins an ihre Kunden weiterzureichen.“
Angst vor Krieg in Ukraine-Krise setzt Europas Börsen zu
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