Montreal/Berlin, 19. Dez – Die Weltgemeinschaft hat sich mit der überwiegenden Mehrheit der Staaten auf ein Abkommen zum Artenschutz verständigt. Eine entsprechende Vereinbarung sei trotz der Ablehnung durch den Kongo am Montag in Montreal geschlossen worden, teilte die chinesische Präsidentschaft der UN-Konferenz mit. Neben der Demokratischen Republik Kongo äußerten sich aber weitere Staaten Afrikas unzufrieden. Der Vertrag soll ein Meilenstein vergleichbar mit dem Pariser Weltklima-Abkommen von 2015 sein. Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach von einem Schutzschirm für die Lebensgrundlagen. „Die Staatengemeinschaft hat sich dafür entschieden, das Artenaussterben endlich zu stoppen“, erklärte sie. Kernpunkt des Abkommen ist der Schutz von 30 Prozent der Land- und Meeresfläche bis 2030. Ziel ist es, den Verlust der Arten bis 2030 zu stoppen.
Auf der Konferenz der Vereinten Nationen hatten die rund 200 Staaten zwei Wochen um eine Einigung gerungen. Die Vernichtung der Artenvielfalt gilt als ähnlich große Bedrohung wie die Erderwärmung und steht häufig auch in Zusammenhang damit. Das gilt etwa für die Vernichtung des Regenwaldes oder von Seegraswiesen. Derzeit sind mehr als eine Million Arten – vor allem Insekten – von der Ausrottung bedroht. Die Arten verschwinden in einem Tempo, das es in den vergangenen zehn Millionen Jahren nicht gegeben hat. Dies gefährdet unter anderem die Entwicklung von Heilmitteln, die sich häufig auch auf die genetische Basis von Pflanzen- und Tierarten stützen. Länder mit großer Arten- und damit genetischer Vielfalt sollen mit dem Abkommen die Möglichkeit bekommen, an finanziellen Gewinnen der Nutzung teilhaben zu können
KRITIK AM VORGEHEN CHINAS
Die Verständigung der meisten Staaten auf das Abkommen traf bei mehreren afrikanischen Ländern auf Protest. China als Präsidentschaft hatte die Konferenz beendet und die Einigung verkündet, obwohl kurz zuvor vom Kongo Einwände erhoben worden. Das Land steht mit seinem Regenwald für einen erheblichen Teil der Artenvielfalt der Welt. Das Land verlangte mehr Hilfe der reicheren Staaten für ihren Schutz. Auch Kamerun und Uganda sprachen von einem erzwungenen Abkommen und wollten die Einschätzung im Protokoll verankern lassen.
HILFEN FÜR ÄRMERE STAATEN
Dem Vertrag zufolge ist vorgesehen, dass die Risiken durch Pestizide bis 2030 halbiert und umweltschädliche Subventionen von 500 Milliarden Dollar pro Jahr abgebaut werden. Um weltweit die verankerten Ziele kontrollieren zu können, gibt es erstmals einheitliche Indikatoren zur Überwachung. Ebenso wurden Möglichkeiten geschaffen, um nachzubessern, wenn Länder die Ziele nicht erreichen. Außerdem werden ärmere Länder jährlich bis 2025 mit 20 Milliarden und bis 2030 mit 30 Milliarden Dollar unterstützt werden. Kanzler Olaf Scholz hatte bereits auf der UN- Generalversammlung zugesagt, dass Deutschland 1,5 Milliarden Euro für den weltweiten Artenschutz ab 2025 zur Verfügung stellt.
Der Umweltverband WWG zeigte sich nach den harten Debatten um das Abkommen insgesamt zufrieden: „Der Knoten ist heute geplatzt und die Verhandlungsstaaten haben es geschafft, sich auf ein lückenhaftes, aber letztlich überraschend gutes Rahmenwerk zu einigen“, sagte WWF-Deutschland-Experte Florian Titze. Zu den Schwachstellen gehörten unter anderem die Regelungen für die verbleibenden Ökosysteme außerhalb von Schutzgebieten. Die Hilfen für die Staaten auf der Südhalbkugel seien ein guter Anfang, es sei aber noch mehr Unterstützung nötig.
Umweltministerin Lemke hatte schon zu Beginn der Konferenz eingeräumt, dass auch in Deutschland noch einiges verbessert werden müsse. Sie hatte aber darauf verwiesen, dass die Ampel-Koalition vier Milliarden Euro für die Renaturierung etwa von Mooren bereitstelle. Die Grünen-Politikerin zeigte sich in Montreal aber insgesamt zufrieden: „Heute ist ein guter Tag für den weltweiten Natur- und Umweltschutz.“
Abkommen zum Weltnaturschutz – Lemke lobt Schutzschirm für Lebensgrundlage
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
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