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„Abgewürgt“ – Baugenehmigungen für Wohnungen brechen ein

Berlin, 10. Mrz – Steigende Material- und Zinskosten haben die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im vergangenen Jahr einbrechen lassen. Trotz akuten Wohnungsmangels in Deutschland sanken sie im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent oder 26.300 auf 354.400, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit 2018. Im Vorjahr 2021 wurde mit 380.700 Baugenehmigungen noch der höchste Stand seit 1999 erreicht. Besonders private Bauherren hielten sich im vergangenen Jahr zurück.

„Aber von einem kompletten Baustopp kann keine Rede sein“, sagte Bundesbauministerin Klara Geywitz. Der Überhang von genehmigten, aber nicht gebauten Wohnungen steige voraussichtlich weiter. 2022 seien mehr neue Wohnungen genehmigt als 2021 fertiggestellt worden. „Aufgrund von deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen und Kapazitätsengpässen in der Branche ist die Bauzeit in den letzten Jahren gestiegen“, sagte die SPD-Ministerin. „Dem werden wir durch vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren, einer stärkeren Digitalisierung und einem Fokus hin zum seriellen und modularen Bauen begegnen.“

Die Baubranche rechnet allerdings nicht mit einer baldigen Trendwende. „Die schwierige Mischung aus steigenden Zinsen, stark zulegenden Material- und Baupreisen, gestoppter Neubauförderung und sinkenden verfügbaren Einkommen hat vor allem ab der Jahresmitte 2022 den Wohnungsneubau abgewürgt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. „Die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum ist so für lange Zeit nicht mehr möglich.“ In diesem Jahr dürften bestenfalls 250.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Geywitz hatte im Januar eingeräumt, dass das Neubauziel der Ampel-Koalition von 400.000 Wohnungen jährlich auch 2023 verfehlt werde. 

„INS BODENLOSE GESUNKEN“

„Leider wird die Aussicht für 2023 nicht besser werden“, warnte Müller. „Im Gegenteil: Aufgrund der zu geringen Neubauförderung von 1,1 Milliarden Euro, verschärften Anforderungen an die Energieeffizienz und hohen Zinsen werden gerade Wohnungsbaugesellschaften nicht in der Lage sein, investieren zu können. Der Auftragseingang im Wohnungsbau ist schon jetzt ins Bodenlose gesunken.“ Experten fordern deshalb beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren, Baulandausweisung, Nachverdichtung und bundeseinheitliche Bauvorschriften, die serielles Bauen fördern.

Besonders stark sanken im abgelaufenen Jahr die Zusagen für Einfamilienhäuser. So genehmigten die Behörden nur noch 78.100 davon – das waren 16,8 Prozent oder 15.800 weniger als 2021. „Bei dieser Entwicklung ist allerdings auch der Basiseffekt durch das Auslaufen des Baukindergeldes im März 2021 zu beachten“, so die Statistiker. Die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Zweifamilienhäusern ging um 13,8 Prozent auf 27.700 zurück. Bei Mehrfamilienhäusern gab es hingegen nur ein Minus von 1,6 Prozent auf 190.400 Wohnungen.

Auf Unternehmen entfielen 147.900 Baugenehmigungen für neue Wohnungen und damit 3,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei Privatpersonen gab es einen Einbruch von 12,6 Prozent auf 141.100. Demgegenüber stieg die Zahl der Genehmigungen für Wohnungen über Anträge der öffentlichen Hand um 17,8 Prozent auf 12.200.

„Abgewürgt“ – Baugenehmigungen für Wohnungen brechen ein

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Thomas Wolter auf Pixabay

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