Montag, November 25, 2024
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Sophia Rödiger von bloXmove im Interview

Stell Dich bitte kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Sophia Rödiger, Mitgründerin und CEO von bloXmove, der Mobility-Blockchain-Plattform. Ich bin Wirtschaftspsychologin, Autorin und gestalte seit über sieben Jahren Innovations-, Transformations- sowie Marketinginitiativen im digitalen Mobilitätsumfeld. Zuletzt leitete ich den globalen Startup Investment Hub sowie die globale Transformation bei Daimler Mobility. Als systemische Beraterin, Design Thinking- und Yoga- Trainerin verbinde ich Theorie und Praxis. Mit meinem Fokus auf „Mindfulness at Work“ und „vernetzte Zusammenarbeit“ erhöhe ich Präsenz und Wirksamkeit von Führungskräften und begleite einen nachhaltigen Umgang mit der Digitalisierung. Hier gründete ich bereits vor zwei Jahren mein erstes Unternehmen – die MountainMinds GmbH. Ich engagiere mich als Mentorin besonders für Frauen in Technologiefeldern und unterstütze ihre internationale Vernetzung und Sichtbarkeit. 

Weil es ein zukunftsfähiges Unternehmen braucht, das den fragmentierten Mobilitätsmarkt mit neuen Technologielösungen aufräumt und Mobilität nachhaltiger gestaltet. Ich hatte die große Chance, gemeinsam mit unserem CTO Dr. Harry Behrens das Produkt in den letzten drei Jahren bei Daimler Mobility zu entwickeln. Dieses integrierten wir dann in einem Spin-off in das, was heute das eigenständige Startup bloXmove ist. Es war immer unsere Überzeugung, dass eine offene, geteilte Software-Infrastruktur unabhängig existieren muss, um mit den vielen Parteien der Mobilität dezentral und neutral zusammenarbeiten zu können.  

Welche Vision steckt hinter bloXmove?

Wir dezentralisieren einerseits und verbinden andererseits den fragmentierten Mobilitätsmarkt und bilden eine Mobilitätsallianz zwischen verschiedenen Anbietern wie Bus, Bahn, Fahrrad, Car Sharing und eScooter. Mittels der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und dezentralen Identitäten (DID) verbinden wir alle Mobilitätsanbieter im Hintergrund und automatisieren die Transaktionsketten von der Kundenidentifikation bis hin zur B2B-Abrechnung. Für die Endkund:innen wird damit das Chaos an vielen verschiedenen Apps aufgelöst, bei denen sie sich immer wieder anmelden und verschiedene Buchungen tätigen müssen, sofern sie mehr als einen Anbieter nutzen wollen. Stattdessen können sie mit ihrem lokalen Lieblingsanbieter und ihrer ID-Wallet ein lückenloses Mobilitätserlebnis buchen und nutzen.

Das kommt in etwa dem Roaming Konzept gleich, das wir bereits von unserem Telekommunikationsanbieter kennen. In der großen Zukunftsvision “roamen” wir also von Stadt zu Stadt und Land zu Land und können überall mit unserem gewohnten Anbieter die vielen multimodalen Services nutzen. Wir erleichtern hierbei vor allem die Zusammenarbeit zwischen den Anbietern, senken Kosten und automatisieren die Transaktionsprozesse. Jeder kann unabhängig bestehen und seine Kundenschnittstelle behalten – wir ermöglichen dezentrale Coopetition, statt alles zu harmonisieren oder zu aggregieren. In einer zweiten Anwendung, die wir “Power meets Mobility” nennen, bauen wir mit unserer Technologie die Brücke zwischen Elektroflotten und Energieanbietern und speisen E-Autos in das Energienetz ein.

So leisten wir einen Beitrag zum Reduzieren von CO2. Diese Sektorenkopplung kombiniert mit der bi-direktionalen Ladefähigkeit von Autobatterien macht es möglich, dass wir Elektroautos als kleine fahrende Energiespeicher nutzen können. So balancieren sie das Netz der erneuerbaren Energien aus und flexibilisieren grüne Stromnutzung. Man erkennt an unseren beiden Anwendungsfällen, dass Blockchain-Technologie neue strategische Partnerschaften in offenen Netzwerken bilden und Industrien im Rahmen neuer Geschäftsmodelle verbinden kann. Dezentrale Technologien wie unsere werden somit den Mehrwert nicht in nur einem Unternehmen oder für nur einen Anwendungsfall generieren – stattdessen werden wir zukünftig in neuen Partnersystemen denken.  

render of several connected cities in a network

Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen?

Auf eine gute Idee zu kommen, ist gar nicht so schwer, wenn du dich mit Menschen umgibst, die Typ Macher:in und Visionär:in sind. Dieses große Glück hatten wir drei Gründer im Kontext unseres alten Arbeitgebers Daimler. Der nächste Schritt war dann, die richtigen Umsetzer:innen zu begeistern. Unser CTO Harry Behrens überzeugte das Management und die Entwickler-Kolleg:innen, ich vernetzte mit den passenden Startup-Unternehmen – Denn wir wollten die Mobility-Blockchain-Plattform von Beginn an offen, dezentral und partizipativ aufsetzen.

Eine der größten Herausforderungen war es dann, mit strategischen Neuausrichtungen umzugehen und gemeinsam mit Daimler zu entscheiden, wie die Zukunft der Technologie-Plattform aussehen wird. Daraus entstand ein erfolgreicher “Management Buy-out” und die Neugründung von bloXmove. Seither bauen wir das “Minimum Viable Ecosystem” mit den ersten Mobilitätspartnern auf und kreieren Bewusstsein für unsere Marke sowie für die Technologie.

Hier stoßen wir immer wieder auf drei Hindernisse:

A) Unwissenheit oder gefährliches Halbwissen über dezentrale Technologien,

B) die fehlende Vorstellungskraft darüber, wie neue Geschäftsmodelle in dezentralen Strukturen aussehen können und

C) falsche Erwartungshaltung, denn Blockchain wird nicht deinen bestehenden Prozess optimieren, sondern verlangt von uns, dass wir Probleme basierend auf neuen Mustern denken, lösen und gemeinsam Lösungen bauen.

In unserem Business Modell arbeiten wir mit Industriepartnern vom kleinen Startup, das eine Scooter-Flotte betreibt über das große Traditionsunternehmen, das die Züge in Deutschland steuert bis hin zur Stadt, die Mobilität nachhaltiger und multimodaler macht. Diese Vielfalt ist Fluch und Segen zugleich.

Sie erhöht das Skalierungspotential einerseits, aber andererseits ebenso die Komplexität in der Kundenansprache und den Pilotprojekten. Wir würden trotzdem nicht tauschen wollen, denn es ist Spannung und Dynamik pur. Und wenn wir uns den neuen Koalitionsvertrag ansehen, mit einem Fokus auf Startups und Blockchain-Pilote, dann sind wir genau hier und jetzt richtig, um den Herausforderungen vom Start bis zur Umsetzung zu begegnen.    

Wie bist du selbst das erste mal mit Bitcoin und Co. in Verbindung gekommen?

So richtig intensiv das erste Mal vor gut fünf Jahren, als Ethereum vermehrt in den Unternehmenskontext einzog und sich die Wirtschafts erstmalig überlegte, wie Smart Contracts die Geschäftsbeziehungen und -prozesse verändern können. Da ich Wirtschaftspsychologin bin, beschäftigte ich mich damals eher mit dem Einfluss auf das Vertrauenskonzept, welches bis dahin uneingeschränkt in der Gesellschaft bestand. Mich motiviert bis heute die Frage, wie Menschen eine solche neue Technologie nutzen, was sie dafür begreifen müssen und was aber widerum auch nicht.

Denn wenn wir ehrlich sind, verstehen die Wenigsten das Internet – aber wir lernten, es zu nutzen. Über die letzten Jahre waren es dann die Neugier, die mich näher zu Crypto-Investments und NFT Kunstwerken brachte sowie die Communities darum. Ich erlebe hier eine Offenheit und Akzeptanz, die es sehr einfach macht, sich die Szene zu erschließen und ein wertvolles Netzwerk aufzubauen.   

Wer ist die Zielgruppe von bloXmove?

Unsere zentralen Zielgruppen sind diverse Mobilitätsanbieter aus dem Bereich “Neue Mobiliät” (sprich Scooter, E-Bikes, Car Sharing), öffentliche Verkehrsmittel sowie Flottenanbieter und städtische Institutionen. Im zweiten Anwendungsfall “Power & Mobility” kommen noch die Netzanbieter und Firmen mit eigenen Elektroflotten dazu. 

Mit welchem Coin arbeitet ihr und warum?

Wir arbeiten mit dem BLXM Token von der BLXM Token Foundry. Dies ist ein spezifischer “Utility Token” mit zwei Nutzungskomponenten: das Ausgleichen der Transaktionskosten im B2B-Abrechnungsprozess zwischen den verschiedenen Mobilitätsanbietern sowie in einem Zukunftsszenario auch das Bezahlen von Mobilitätsdienstleistungen mit dem BLXM und anderen Stablecoins. Für unsere bloXmove Governance zwischen den verschiedenen Partner:innen, die am Ende zusammen kooperieren und die dezentrale Plattform betreiben, benötigen wir einen neutralen und zugänglichen Token.

Das ist für mich das Revolutionärste an den dezentralen Technologien: Über die Tokenisierung können wir automatisierte Verträge zwischen vielen Geschäftspartner:innen, Menschen und Maschinen digital abbilden. Das macht Kommunikation effizienter, spart Kosten, senkt Fehleranfälligkeit und erhöht Sicherheit.    

Welche Vorteile haben Kryptowährungen?

Einen ganz entscheidenden Vorteil sehe ich im inklusiven Zugang vor allem für Länder oder Gruppen, die aufgrund von gesellschaftlichen Strukturen leider keinen Zugang zu Geld, Investments und Krediten haben. Ein anderer Vorteil ist die Internationalität – in wenigen Minuten kann ich Partner:innen auf der ganzen Welt Coins zukommen lassen. Blockchain-Technologie macht uns weniger abhängig von Banken und anderen zentralen Institutionen macht. Ich kenne sogar Personen, die sich komplett dem normalen Geldverkehr entzogen haben und gänzlich im Crypto-Metavers leben. Viele denken hier an Science Fiction oder Spinnerei, aber das ist auch eine Facette von Vielfalt in unserer globalen Gesellschaft.  

Welche 3 Tipps würdest Du angehenden Krypto-Neulingen mit auf den Weg geben?

1. Wer sich anfängt, damit zu beschäftigen, hat schon mal das Wichtigste erfüllt: Neugier. Ich rate wirklich allen, sich ein wenig mit Kryptowährung zu beschäftigen. Das Thema wird nicht mehr verschwinden und ich finde es wichtig, dass wir nicht bestimmte Teile der Gesellschaft komplett abhängen. 

2. Beginne, ersten Youtuber:innen und Podcast Hosts zu folgen und dich schlau zu machen. Vernetze dich mit Menschen, die bereits investiert sind und stelle alle deine Fragen. Erschließe dir erste Communities auch über Twitter und Telegram. Les bei t3n rein, höre in die Analysen von “Chico Crypto” oder in den Krypto Podcast von Blue Alpine auf Spotify. Der Kryptomarkt hat seine Eigenarten, rasante Geschwindigkeit und Volatitlität. Sucht euch Vertraute, die sich hier schon auskennen. 

3. Starte für den Anfang mit einer sehr intuitiven, zentralen Plattform wie z.B. Binance, denn hier erinnert der Prozess sehr an das bekannte Online Banking bei der Haus-Sparkasse. Du kannst einen bekannten “Mainstream Token” wählen – der Nachteil ist hierbei jedoch, dass diese meist bereits recht teuer sind. Oder aber du beginnst mit deiner eigenen Internet-Recherche als Token-Detektiv.  

Welche Kryptowährungen haben Deiner Meinung nach ähnliches Potential wie der Bitcoin?

Es gibt mehrere Kryptowährungen, die viel Potenzial haben, gerade auch weil sie auf Chains basieren, die neue Konsensverfahren nutzen, um die Transktionsgeschwindigkeit zu erhöhen und die Energiebalance zu optimieren. Ich möchte hier aber keine konkrete hervorheben und keinen “Financial Advice” geben. Klar ist: Es bleibt spannend, ständig kommen neue interessante Projekte  dazu.“ Ich bin überzeugt, dass das Feld der Kryptowährungen nicht mehr verschwinden wird, dafür steckt bereits zu viel Geld drin. Und bekanntlicherweise ist Geld auch immer mit Macht und Interessen verbunden.

Welche Bücher kannst Du zum Thema Krypto empfehlen?

Ich würde gerne noch um Podcast, Newsletter und Workshop ergänzen, denn am Ende bin ich davon überzeugt, macht es vor allem der Mix aus aus aktuellen News, Geschichten von Anderen, Austausch mit Erfahrenen und dem ein oder anderen Buch für einen Deep Dive: 

– Kryptowährungen einfach erklärt, von Dr. Julian Hosp

– Der Blockchain Faktor & Die Zukunft ist dezentral; zwei gute Taschenbücher von Sandner, Welpe und Tumasjan

– The Cryptopians Book, von Laura Shin – https://unchainedpodcast.com/the-cryptopians-book/ – auf jeden Fall vorbestellen, der Podcast unchained ist hervorragend

– BTC-Echo, als newsletter als auch als podcast – https://open.spotify.com/show/7Mf4EUPt7GK3j2mUf5nO0A?si=A4aVCwi-RauMwsL2NA0Ccg&nd=1

Zu guter Letzt sind die Crypto Workshops von Frauen für Frauen von femmecapital sehr zu empfehlen https://www.femmecapital.de/

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Sophia Rödiger für das Interview.

Aussagen der Interviewpartnerin geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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