Optionsscheine sind Finanzprodukte, die es Tradern dank Hebel ermöglichen, mit kleinen Einsätzen hohe Gewinne zu erzielen. Doch das ist nicht der einzige Grund für ihre Beliebtheit in Deutschland. Anders als in den USA, wo Optionen statt Optionsscheine unter den Termingeschäften dominieren, ist der Handel mit Optionsscheinen in Deutschland und in der EU nicht verboten. Trader sollten sich vor dem Handel mit Optionsscheinen mit den Besonderheiten dieser Finanzinstrumente auseinandersetzen, um typische Fallstricke zu umgehen. Unser Ratgeber hilft Anlegern bei der Entscheidungsfindung.
Was sind Optionsscheine überhaupt?
Optionsscheine leiten sich als Derivate von einem Basiswert ab, während Trader mit der Kursdifferenz Renditen erwirtschaften können. Da sich die Gewinne erst in der Zukunft einstellen, gehören Optionsscheine zu den Termingeschäften. Mit Call-Optionsscheinen erwerben Anleger das Recht, die Assets in der Zukunft zu kaufen und mit Put-Optionsscheinen in der Zukunft zu verkaufen. Wird das Recht nicht ausgeübt, verfällt der Optionsschein. Die Optionsprämie für dieses Recht muss trotzdem gezahlt werden. Hier mehr erfahren!
Anders als bei Optionen findet der Handel mit Optionsscheinen nicht in einer regulären Börse statt, sondern im außerbörslichen Handel, dem OTC-Handel. Dies führt zu einigen Unterschieden im Vergleich zu den Spekulationen mit Optionen. Beim Handel mit Optionsscheinen ist der Broker ein Market-Maker, der den Preis für die einzelnen Assets festlegt. Eine Preisbestimmung nach Angebot und Nachfrage findet damit nicht statt und der Emittent kann die Vertragsbedingungen nach eigenem Ermessen festlegen.
Europäische und amerikanische Optionsscheine
Bei Optionsscheinen unterscheidet man zwischen europäischen und amerikanischen Optionsscheinen. Amerikanische Optionsscheine sind flexibler, da Anleger jederzeit ihr Optionsrecht ausüben dürfen. Bei europäischen Optionsscheinen ist die Einlösung hingegen nur am Ende der Laufzeit möglich.
Was spricht für die Investition in Optionsscheine?
Neben der Möglichkeit, mit kleinen Positionsgrößen hohe Gewinne zu erzielen, profitieren Trader davon, dass das Finanzinstrument es ihnen ermöglicht, sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse zu setzen. Mit Optionsscheinen können Anleger ihr Portfolio diversifizieren, da Optionsscheine auf zahlreiche Anlageklassen wie Aktien, Währungen, Rohstoffe und Indizes erworben werden können.
Im Verhältnis zu anderen Termingeschäften sind außerdem relativ lange Laufzeiten möglich, sodass sich Value-Gesichtspunkte bei der Entscheidungsfindung im Sinne einer Fundamentalanalyse berücksichtigen lassen. Flexibilität bieten Optionsscheine auch deshalb, weil Trader das Finanzprodukt für Absicherungsstrategien in Form von Hedging nutzen können. Abschließend begrenzt die fehlende Nachschusspflicht das Anlagerisiko.
Was spricht gegen die Investition in Optionsscheine?
Optionsscheine gehören der sechsten und damit der zweithöchsten Risikoklasse an, da infolge der Hebelwirkung trotz fehlender Nachschusspflicht hohe Verluste möglich sind. Ebenfalls mit einem erhöhten Risiko behaftet ist das Finanzprodukt durch seine Gebundenheit an den OTC-Handel. Trader begeben sich in eine Abhängigkeit gegenüber dem Market-Maker, der die Handelsbedingungen festsetzt und der dadurch, dass er von den deren Verlusten profitiert, gegenüber seinen Kunden in einem Interessenkonflikt steht.
Die geringere Liquidität im OTC-Handel erleichtert Banken und finanzstarken Marktteilnehmern zusätzlich die Manipulation der Börsenkurse. Bei einem eventuellen Bankrott des Emittenten verlieren die Anleger seiner Plattform ihr gesamtes Depotguthaben. Durch die Laufzeitgebundenheit lassen sich schwache Börsenphasen nicht aussetzen und die Optionsprämie muss auch gezahlt werden, wenn man von der Wette zurücktreten will. Die hohe Komplexität dieser Finanzprodukte fordert vom Trader vertiefte Kenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge ein.
Wirtschaftsnews erleichtern Prognosen
Grundsätzlich gilt, dass längere Laufzeiten bei Termingeschäften Tradern fundiertere Entscheidungen ermöglichen, weil sie in einem zunehmenden Maße wertorientierte Argumente in ihre Entscheidungen einfließen lassen können. So empfiehlt es sich bei begrenzten Laufzeiten, den Fokus bei der Fundamentalanalyse auf Gesichtspunkte zu legen, die einen kurzfristigen Einfluss auf die Börsenkursentwicklung von Assets haben. Solche Faktoren werden für Außenstehende gut in Wirtschaftsnachrichten offengelegt, sodass Trader die Welt der Wirtschaft im Auge behalten sollten, die Voraussagen über steigende oder fallende Kurse erleichtern.
Bildquelle: Austin Distel von Unsplash.com
Autor: Bastian Kissing
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.